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Interview mit Brent Cook

24.09.2013  |  The Gold Report
Dilemma der hohe Gehalte, NI 43-101 und ein falsches Gefühl von Sicherheit

Vielen Bergbaufirmen befinden sich im “Dilemma der hohen Gehalte“, meint Brent Cook, Herausgeber von Exploration Insights. Die Unternehmen verbrauchen ihre gehaltreichen Reserven und müssen sich schließlich neue Lagerstätten besorgen. Wer aber kein Geologe ist, sollte nicht denken, dass er in den NI 43-101-konformen Ressourcenanalysen immer auch gesicherte Informationen über die Qualität einer Ressource findet. Aus diesen Berichten gehen häufig nicht jene Daten hervor, die zum Treffen einer intelligenten Anlageentscheidung benötigt werden, sagt Cook im Interview mit dem Gold Report. Cook interessieren nur Investitionen in Weltklasse-Projekte.


The Gold Report: In ihren August-Newsletter schimpfen Sie über das sogenannte ‘high grading‘, die selektive Ausbeutung gehaltreicher Ressourcen. Können Sie den Lesern, die diese Praxis nicht kennen, eine kurze Erklärung liefern?

Brent Cook: Die meisten Bergbaupläne oder Minenvorhaben werden unter Maßgabe rentabler Cutoff-Gehalte (geologischer Grenzgehalte) vorangetrieben, die auf spezifischen Annahmen zum Goldpreis und den Produktionskosten basieren. Nehmen wir als Beispiel einen Cutoff-Gehalt von 0,5 g/ t: Abgebautes Gestein, dessen Gehalt unter 0,5 g/ t liegt, ist Abfall, wer das aus der Mine holt, verliert Geld. Das ist der Unterschied zwischen Abraum und Erz. Mit Erz macht man Geld. Mit Abraum verliert man Geld.

Nehmen wir an, ein Unternehmen hat seine Cutoff-Gehalte auf Grundlage eines Goldpreises von 1.500 $ pro Unze festgelegt. Fällt der Preis unter dieses Niveau, wird ein Teil des Gesteins, das früher noch als Erz betrachtet wurde, plötzlich zum Abraum. Um dieses Problem zu lösen, schaut das Unternehmen auf den Abbauplan und baut dann gezielt die Teile der Lagerstätte ab, die hohe Gehalte aufweisen. Das ist auf jeden Fall sinnvoll, und das Unternehmen muss so handeln. Aber später wird der Gehalt des Materials, das ursprünglich abgebaut werden sollte, dann aber im Boden blieb, wahrscheinlich zu niedrig sein, um es noch wirtschaftlich zu fördern - wenn die Metallpreise nicht deutlich steigen.

Unterm Strich passiert Folgendes: Solange die Goldpreise nicht deutlich anziehen, werden die offiziellen Reserven eines Unternehmens zusammen mit den zur Kalkulation herangezogenen Goldpreisen sinken. Die Gesamtunzenzahl in den Reserven wird sinken, weil die Gehalte des verbleibenden Gesteins - also das Gestein, das beim Abbau der gehaltreichen Zonen unter Tage gelassen wurde - schon von Anfang an grenzwertig waren und jetzt möglicherweise unrentabel sind.


The Gold Report: Und sinkende Reserven gehen mit einem sinkenden Wert des Unternehmens einher. Aber was könnte denn daran falsch sein, dass ein Management das Unternehmen lebensfähig halten will, auch wenn dafür der Aktienkurs ein wenig sinken muss?

Brent Cook: Daran ist ja gar nichts auszusetzen; genau das muss ein Management auch machen. Es bedeutet aber auch, dass die Unzen, die das Unternehmen für den zukünftigen Abbau vorgesehen hatte, weniger werden. Das eigene Geschäft ist geschrumpft. Das Unternehmen muss jetzt mehr Unzen finden, um das zu ersetzen, was beim selektiven Abbau der hochgradigen Zonen einer Lagerstätte verloren ging. Um es noch einmal zu betonen: All das ist abhängig vom Goldpreis und den Produktionskosten.


The Gold Report: Bauen Unternehmen die hochgradigen Bereiche nur deshalb ab, um ein Projekt besser dastehen zu lassen, um es für einen Verkauf besser zu positionieren?

Brent Cook: Nein. Die meisten aktiven Minen haben immer die Möglichkeit, ihre Abbaupläne den aktuell herrschenden Preisbedingungen anzupassen - falls die Gehalte nicht schon von Beginn an grenzwertig oder allgemein niedrig waren. Wenn sich der Goldpreis ändert oder die Betriebskosten steigen, ändert sich auch der gesamte Abbauplan. Was früher für zukünftige Produktion vorgesehen war, könnte inzwischen schon nicht mehr wirtschaftlich sein. Und genau das ist jetzt das Problem.


The Gold Report: Sind das gute Nachrichten für fortgeschrittene Explorer und Bald-Produzenten?

Brent Cook: Das hängt von der Qualität dessen ab, was die Junior-Unternehmen besitzen. Insgesamt betrachtet, produzieren die großen Bergbauunternehmen ca. 80 Millionen Unzen Gold pro Jahr. Ich gehe jetzt davon aus, dass diese Unternehmen irgendwann verzweifelt nach neuen rentablen Lagerstätten suchen werden, da sie diesen Produktionsumfang nicht mehr aus ihren eigenen Reserven bestreiten können. Das gilt ganz besonders für Unternehmen, die bei, sagen wir, 1.400 $/ oz grenzwertige Lagerstätten haben. Diese Unternehmen konzentrieren sich aktuell aus reiner Notwenigkeit auf den Abbau der gehaltreichen Zonen, es ist zudem überaus wahrscheinlich, dass sie große Teile ihrer Lagerstätten sterilisieren werden.

Dieser Verlust von Qualitätsreserven bringt jene Junior-Spekulanten in eine ideale Ausgangsposition, die diese wenigen Lagerstätten, die auch zu niedrigen Goldpreisen Gewinne abwerfen, finden und kaufen. Sobald sich die Bergbauunternehmen wieder aus ihren Fuchslöchern hervorwagen, wollen sie genau diese wenigen Lagerstätten mit hohen Gehalten und hohen Gewinnspannen, die sich die Juniors gesichert haben, kaufen; davon bin ich überzeugt.

Hier am Junior-Ende des Bergbausektor bieten sich gerade Gelegenheiten, auch wenn es nicht den Eindruck macht.


The Gold Report: Was kann die Bergbauunternehmen motivieren, wieder aus den “Fuchslöchern" zu kommen?

Brent Cook: Wahrscheinlich die Erkenntnis, dass ihnen die Reserven mit hohen Gewinnspannen fehlen, die sie brauchen, um weiterhin Geld zu verdienen. Auf einen Goldpreisschock - von 1.800 $ auf 1.200 $/ oz - waren sie nicht vorbereitet. Sie reagierten darauf mit einem drastischen Zurückfahren der Explorationstätigkeit und der Projektentwicklung und mit der Ausbeutung allein der hohen Gehalte.

All das wird später wieder auf sie zurückfallen, denn ohne neue Lagerstätten, ohne neue Reserven, haben sie auch kein Geschäft mehr. Ich schreibe das auch immer wieder in meinen Exploration Insights: Eines Tages wird sich der Aufsichtsrat an die Unternehmensleitung wenden und sagen: "Ok, her mit den neuen rentablen Lagerstätten. Uns geht das Erz aus.“ An diesem Punkt wird das Management erklären müssen, dass alle Geologen gefeuert wurden, die Exploration dicht gemacht und die Entwicklung gedrosselt wurde, und dass es einfach nichts Neues anzubieten hat. Dann gibt es nur eine Lösung. Man zieht los und kauft eine gute Lagerstätte.


The Gold Report: Ab welchen Goldpreisen werden Minen mit niedrigeren Gehalten denn wieder rentabel? Brauchen wir 1.500 $/ oz, um den selektiven Abbau nur gehaltreicher Vorkommen zu stoppen?

Brent Cook: Das hängt von den einzelnen Lagerstätten ab. Im Goldsektor wurde in der Vergangenheit noch viel über Cash-Kosten geredet - also über die unmittelbaren Aufwendungen für die Produktion einer Unze Gold. Diese Cash-Kosten beinhalten aber nicht alle anderen Kosten, die beim Betreiben einer Mine anfallen: Allgemeinen Kosten, Verwaltungskosten, Steuern, Kosten für Exploration und Entwicklung und Kapitalerhaltungskosten.

Jetzt gehen die Unternehmen dazu über, die Gesamtproduktionskosten (all-in sustaining costs) anzugeben, zu denen alles gerechnet wird, was bei der Produktion einer Unze Gold anfällt. Abhängig vom Unternehmen liegen diese Gesamtkosten zwischen 1.300 $ und 1.500 $/ oz, und sogar bei 1.700 $/ oz. Da wird das Problem schon deutlich. Unternehmen können Kosten sparen, indem sie Leute entlassen, die Exploration und Entwicklung aussetzen, damit zerstören sie aber auch ihr Geschäft. Und am Ende werden immer wieder die profitablen Lagerstätten gefragt sein.

Die Leser des Gold Reports können uns kontaktieren und wir schicken ihnen einen Newsletter, in dem die Gesamtproduktionskosten und die Cash-Kosten im Detail aufgeschlüsselt werden - was es tatsächlich kostet, eine Unze Gold abzubauen. Gehen Sie auf www.explorationinsights.com und klicken Sie einfach nur auf “Contact Us“ und fordern sie den Gold-Kosten-Newsletter an.




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