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Wie endet ein Bärenmarkt?

01.10.2013  |  Robert Rethfeld
Nichts fürchtet der deutsche Anleger so sehr wie Inflation. Dies ist nicht nur der Eindruck im privaten Kreis, sondern wird durch Umfragen bestätigt, z.B. hier.

Man kann mit gutem Recht der Meinung sein, dass die offizielle Statistik die tatsächliche Inflationsrate untertreibt. Die nachfolgend dargestellten harmonisierten Inflationsraten (HVPI) mögen in Ihrer Höhe inkorrekt sein. Aber der Trend – und darauf kommt es uns an – geht bergab.

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Es sieht so aus, als ob die Staaten der europäischen Peripherie zum zweiten Mal innerhalb von fünf Jahren in eine Periode der Deflation rutschen. Griechenland weist im September eine Inflationsrate (HVPI) von -1,0% auf. Seit März 2013 befindet sich die offizielle Inflationsrate im Minus. Noch Mitte der 1990er Jahre betrug die offizielle Inflationsrate Griechenlands 8 Prozent. Die aktuelle September-Zahl weist für Spanien eine Inflationsrate von 0,5% auf (nach 1,6% im August). Auch Portugal (+0,2%) und Irland (0,0%) schlagen den Weg in Richtung Deflation ein.

Schauen wir uns noch ein wenig weiter in Europa um. Polens Inflationsrate war noch im im Jahr 2000 zweistellig. Jetzt beträgt sie 0,9%. Die skandinavischen Staaten Schweden und Dänemark weisen Inflationsraten von 0,8% bzw. 0,1% auf. Zypern legt mit einer Inflationsrate von 0,1% eine Vollbremsung hin. Noch vor einem Jahr betrug die Teuerung des finanziell bankrotten EU-Landes 4,5%.

Der Trend in Richtung Deflation setzt sich fort, wenn man über den großen Teich schaut. In Kanada beträgt die Inflationsrate 1,1%. Aufgrund des Basiseffekts dürfte die US-Inflationsrate von 1,5% im August auf 1,1% im September fallen.

Ein Anstieg der Inflationsrate wird umso unwahrscheinlicher, je länger der Ölpreis lediglich in einer Handelsspanne verbleibt oder fällt. Der US-Benzinpreisfuture befindet sich seit zwei Jahren in einer Handelsspanne. Würde diese nach unten verlassen werden, so würde sich dies negativ auf die Inflationsrate auswirken.

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Wie wirkt sich eine fallende Inflationsrate auf die Aktienmärkte aus? Wir wissen, dass eine sich um die 2-Prozent-Marke bewegende Inflationsrate ein Wohlfühlklima für Aktienmärkte schafft. In solchen Zeiten kann sich das KGV gefahrlos ausdehnen. Mit anderen Worten: Die Märkte steigen auch ohne einen Anstieg der Unternehmensgewinne. Inflationsraten von 3% oder mehr begünstigen genauso eine KGV-Schrumpfung wie eine Phase negativer Inflationsraten (= Deflation).

Der aktuelle Bär tobt - in den entwickelten Ländern - seit mehr als 13 Jahren. Frühere Bärenmärkte (blaue Kästchen folgender Chart) endeten nicht, bevor es zu einer großen Bewegung von Inflation zu Deflation innerhalb eines kurzes Zeitraum kam (rote Pfeile folgender Chart).

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Manche Beobachter nehmen an, dass diese große Bewegung bereits im Jahr 2008 stattgefunden hat. Die damalige Amplitude betrug 7 Prozent (von 5% Inflation auf 2% Deflation). Wenn dem so wäre, dann wäre der Weg in einen neuen Bullenmarkt frei.

Andererseits sollte man sich vergegenwärtigen, dass der Dow Jones Index weder zu Beginn der 1920er noch Ende der 1940er noch zu Beginn der 1980er Jahre einfach so in einen Bullenmarkt überging. Vielmehr erforderte der Ausbruch aus der langjährigen Handelsspanne Zeit. Es erscheint uns wenig wahrscheinlich, dass die bereits viereinhalb Jahre andauernde Aufwärtsbewegung sich einfach so fortsetzt. Vielmehr sollte man eine Periode erwarten, die über einen längeren Zeitraum von scheiternden Ausbruchsversuchen auf der Oberseite geprägt ist. In einer solchen Periode verfügt ein deflatorischer Impuls, der mit einer Rezession einhergeht und die Geburtswehen eines neuen Bullenmarktes darstellt, über eine gewisse Wahrscheinlichkeit.


© Robert Rethfeld
www.wellenreiter-invest.de



P.S.: Wir schauen hinter die Märkte und betrachten diese mit exklusiven Charts! Wir veröffentlichen morgens gegen zwischen 7.30 und 8.00 Uhr eine tägliche Kolumne zum aktuellen Geschehen unter www.wellenreiter-invest.de, die als 14-tägiges Schnupperabo kostenlos getestet werden kann.



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