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Ein weiterer Sargnagel für das Deflations-Argument

11.10.2013  |  Steve Saville
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Da diese Zinszahlungen eher kein Mittel sind, um Bankenkreditvergaben unattraktiver zu machen, so sind sie vielleicht Teil eines weitreichenden Zentralbank-Bailouts für Privatbanken gewesen. Also vielleicht nur ein weiteres Mittel, um die Aktiva der Privatbanken zu stärken. Bis vor Kurzem war das noch unsere favorisierte Erklärung, aber die Zahlen ergeben keinen Sinn. Bei einem Zinssatz von 0,25 % würden selbst 2,5 Bill. $ Reserven nur jährliche Zinszahlungen von 6 Mrd. $ erbringen. Im Kontext des Gesamtbankensystems und des viele Billionen $ schweren Vermögenstransfers vom Rest der Wirtschaft zu den Banken, den die Fed in den letzten 5 Jahren bewerkstelligt hat, ist diese Summe einfach nur lächerlich. Es wäre die Mühe einfach nicht wert.

Um die eben genannten Zinsleistungen von 6 Mrd. $ für das gesamte Bankensystem in Verhältnis zu rücken: In den letzten zwei Jahren zahlte eine einzige Bank Namens JP Morgan ganze 7 Mrd. $ Strafen, erlitt einen 8 Mrd. $-Verlust beim Trading-Fiasko des “London Whale”, zahlte 10 Mrd. $ Gerichtskosten und ist Berichten zufolge dabei, 11 Mrd. $ für einen Vergleich im Streit um Forderungen aus dem Hypotheken-Bereich zu zahlen - und all das, ohne die Boni der Topmanager merklich anzukratzen.

Aber was war dann der wahre Grund für die Regeländerung der Fed, mit der sie die Verzinsung von Bankenreserven erreichte?

Die Antwort steht mit dem enormen Anstieg der Bankenreserven in Verbindung, der im Rahmen der drakonischen Anstrengungen der Fed bei der Inflationierung bestimmter Vermögenspreise ab September 2008 einsetzte.

Um zu verstehen, warum es zu dieser Veränderung kam, sollte man zuerst die potentiellen Auswirkungen einer Nicht-Änderung betrachten. Mit solch gewaltigen Mengen “Überschussreserven” im Bankensystem wären nur sehr wenige Banken in einer Situation gewesen, in der sie sich Reserven von anderen Banken hätten leihen müssen, und die meisten Banken wären die ganze Zeit über glücklich gewesen, eigene Reserven den anderen Banken zu winzigen Renditen zu verleihen. Folglich hätte sich die Fed Funds Rate [der amerikanische Leitzins] bei nahe Null festgefahren (Fed Funds Rate oder FFR: der Tagesgeldsatz, zu dem sich die Banken untereinander Reserven leihen, und auch jener Zinssatz, auf den die Fed in erster Linie direkt abzielt). Das wäre auch solange kein Problem, solange die Fed eine FFR von nahe Null haben möchte, so wie es jetzt gerade der Fall ist. Was würde aber in Zukunft passieren, wenn die Fed entscheiden würde, dass nun eine höhere FFR angebracht wäre?

Wäre die Fed immer noch durch das vor 2008 herrschende Regelwerk eingeschränkt, hätte sie keine Möglichkeit, die FFR zukünftig zu erhöhen, ohne die Geldmenge und die Menge der Bankenreserven massiv zu reduzieren. Anders ausgedrückt: Solange das Bankensystem mit “Überschussreserven“ geflutet ist, wäre die effektive FFR nahe Null geblieben, ganz gleich, wo die Fed ihr Ziel für die FFR gesetzt hätte. Eine Anhebung der FFR würde eine gewaltige monetäre Kontraktion erforderlich machen, aber das würde die Aktien- und Schuldenmärkte zusammenbrechen lassen.

Um es noch einmal zu verdeutlichen: Die Unfähigkeit, die FFR nicht ohne eine krisenerzeugenden monetäre Schrumpfung anheben zu können, ist jenen gigantischen “Überschussreserven“ im Bankensystem geschuldet. Wären die Reservenstände heute noch ungefähr so hoch wie in den letzten 50 Jahren (bis 2008), dann würde die Fed nur kleine Anpassungen am Geld- und Reservenangebot vornehmen müssen, um die FFR steigen zu lassen.

Aber jetzt kommt die neue Macht der Reservenverzinsung ins Spiel. Mit dieser kleinen Ausweitung ihrer Macht ist es der Fed nun möglich, die FFR auf jedes gewünschte Niveau anzuheben, ohne die Geld- und Bankreservenmengen zu schrumpfen. Sie muss einfach nur dafür sorgen, dass die Verzinsung der Bankenreserven mit ihrem FFR-Ziel übereinstimmt. Setzt die Fed beispielsweise ihr FFR-Ziel auf 1% und die Verzinsung der Bankenreserven ebenfalls auf 1%, dann wird keine Bank die eigenen Reserven zu unter 1% an eine andere Bank verleihen, ganz gleich, wie viele “Überschussreserven“ sie hat.

Wir können also zusammenfassend Folgendes festhalten: Die Fähigkeit, Bankenreserven zu verzinsen, sorgt dafür, dass die Fed in Zukunft ihre Bilanzen nicht schrumpfen muss, um ihren kurzfristigen Leitzins anheben zu können. Diese Fährigkeit ist daher auch ein dicker Sargnagel für das Deflations-Argument.


© Steve Saville
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Dieser Artikel wurde am 01. Oktober 2013 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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