Technischer Bankrott der USA? Die Märkte zwischen 'Government Shutdown' und 'Dicker Bertha' der EZB
12.10.2013 | Hannes Zipfel
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Unser Fazit ist deutlich: Das 'Debt Ceiling‘-Procedere ist in Zeiten explodierender Staatsverschuldung der größten Volkswirtschaft der Welt unzeitgemäß und kontraproduktiv, da es für unnötige Verunsicherung der Kapitalmärkte sorgt. Die Folgen des derzeitigen politischen Vabanque-Spiels der politischen Eliten in den USA sind schon manifest und nicht zu unterschätzen: Als Folge der zwischenzeitlich eingetretenen Haushaltssperre trat bereits das 'Government Shutdown' ein, das zum Einfrieren zahlreicher staatlicher Dienstleistungen und Aktivitäten führt und Hunderttausende staatlicher Bediensteter vorerst einkommenslos lässt. Eine Einigung im Etatstreit bleibt für uns sehr wahrscheinlich, da der öffentliche Druck immens hoch ist - und sei diese wie in früheren Fällen nur eine befristete Übergangslösung, die beiden Parteien, die sich sehr exponiert haben, mehr Luft zum Verhandeln gibt. Das Grundproblem bleibt weiterhin ungelöst: Eine Konsolidierung der US-Staatsfinanzen ist durch Sparen ist nicht (mehr) möglich, wenngleich theoretisch die US-Notenbank den kompletten US-Haushalt finanzieren könnte. Das Grundübel bildet die überbordende Staatsverschuldung, die vom IWF aktuell für 2013 mit rund 108% des BIP prognostiziert wird. Die Staatsverschuldung hat während Obamas Präsidentschaft massiv zugenommen; sie betrug zu Beginn seiner Amtszeit betrug lediglich 76%. Fakt ist aber auch: Ein Staat kann generell nie bankrott gehen - lediglich seine Gläubiger.
Die 'Krankheit' der überbordenden Staatsverschuldung hat längst schon den Weg über den Großen Teich genommen und die Mehrzahl der Euro-Länder infiziert, insbesondere die Südländer. Das auch hier befolgte Sanierungsrezept, die kriselnden Volkswirtschaften nicht substanziell und strukturell (abschreckendes Beispiel: Griechenland), sondern durch verstärkte Liquidität zu unterstützen, wird auch im Euroraum zu einer absehbaren Geldentwertung führen, der der Einzelne nur bedingt durch Flucht in Sachwerte begegnen kann.
Das von EZB-Präsident Draghi jüngst wieder in Aussicht gestellte Offenmarktinstrument längerfristiger Refinanzierungsgeschäfte in Form eines Dreijahrestenders (LTRO III) kann aller scherzhaft gemeinten martialischen Bezeichnung als 'Dicke Bertha' zum Trotz nur in eine Richtung führen - in die Sackgasse einer monetären Entwertung. Es sei angemerkt, dass auch das namengebende Krupp'sche Großgeschütz des 1. Weltkrieges zwar imposant, aber letztlich wenig wirkungsvoll war. Ein Schuss mit dem 42-cm-Mörser kostete seinerzeit übrigens die Rekordsumme von 1.500 Goldmark; das Geschütz war auf 2.000 Schuss ausgelegt …
Aufzeichnung der VSP-Onlinekonferenz vom 8. Oktober 2013 kostenfrei abrufbar:
Die vollständige Aufzeichnung der Oktober-Onlinekonferenz "Finanzmärkte aktuell" (Dauer ca. 0:39 h) mit zahlreichen illustrierenden Charts ist unter tinyurl.com/technischer-bankrott-der-usa kostenfrei abrufbar. Eine aktuelle Terminübersicht mit Anmeldemöglichkeit zur Live-Teilnahme an den kostenfreien Onlinekonferenzen findet sich auf www.vsp.ag/events/onlinekonferenzen.html.
© Hannes Zipfel
Chefökonom der VSP AG
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