Schwacher europäischer Fahrzeugabsatz lastet auf Platinnotierungen
12.10.2013 | Thorsten Proettel
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Nachfragekonzentration auf Kfz-IndustrieRund ein Fünftel der jährlichen Platinnachfrage entfällt auf Anwendungen in den Branchen Chemie, Petrochemie, Medizintechnik, Elektronik und in der Glassherstellung. Der Einsatz von Platin als Schmuckmetall beziehungsweise als Legierungsbestandteil für Weißgold stieg in den vergangenen Jahren per Saldo leicht an. Dieses Jahr dürfte er mit 86 Tonnen etwa 36% der gesamten Platinnachfrage ausmachen.
Der mengenmäßig bedeutendste Verwendungszweck ist weiterhin die Nutzung in Abgasumwandlern für Kraftfahrzeuge. Die Nachfrage der Kfz-Branche ist jedoch schon seit mehreren Jahren durch die Bevorzugung das preislich günstigeren Schwestermetalls Palladium rückläufig. Lediglich bei Fahrzeugen mit Dieselmotoren konnte Platin aufgrund seiner hierfür besseren Eignung eine nennenswerte Nischenstellung verteidigen.
Schwache Fahrzeugnachfrage in Europa
Der Einsatz von Dieselmotoren konzentriert sich zu einem erheblichen Teil auf Europa, wo die Fahrzeugnachfrage zuletzt sehr verhalten ausfiel. In den ersten acht Monaten 2013 sank der Absatz entgegen unser Erwartung um 4,7% gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 10,3 Mio. Einheiten. Dabei waren die Fahrzeugverkäufe bereits 2012 rückläufig. Ein wichtiger Faktor hierfür ist die schleppende Konjunktur in vielen Staaten der Eurozone. Vor diesem Hintergrund dürfte die Platinnachfrage 2013 eher unter 100 Tonnen liegen.
Boom der Platin-ETCs
Die Auflegung eines neuen Platin-ETCs in diesem Frühjahr führte zu einem Nachfrageboom. Seit Anfang Januar wurden von den Emittenten mehr als 25 Tonnen Platin zur Besicherung erworben. 2013 stellt damit das bisherige Rekordjahr 2010 mit Erwerbungen in Höhe von 16,5 Tonnen in den Schatten. Der neue Fonds wurde übrigens in Südafrika emittiert, wo offenbar ein besonderes Interesse an dem Edelmetall besteht.
Fazit
Die vergleichsweise hohe Investmentnachfrage in den letzten Monaten führte nicht zu einem Anstieg der Platinnotierungen. Erklären lässt sich dies nur vor dem Hintergrund der unerwartet schwachen Fahrzeugnachfrage in Europa, die einen niedrigeren Platinbedarf bedingt. Unsere Prognose eines steigenden Preises in den kommenden Quartalen gründet einerseits auf der Erwartung eines konjunkturellen Aufschwungs in der Eurozone 2014.
Darüber hinaus dürfte die Angebotslage weiterhin schwierig bleiben. Platinanwender in der Industrie bieten sich deshalb Absicherungsgeschäfte an, wohingegen das Chance-Risiko-Verhältnis für Anleger bei Palladium etwas günstiger ausfällt.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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