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Die Last der Schulden

14.10.2013  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Wie geht es mit der Schuldenkrise weiter? Ray Dalio, Gründer von Bridgewater Associates, einer der größten Hedge Funds der Welt, hat jüngst auf die Möglichkeit eines "beautiful deleveraging" - also auf die Möglichkeit einer "schönen Entschuldung" - hingewiesen, die den Ausweg aus der Schuldenkrise ebnen kann. (1)

Damit meint er das Verbinden von vier Maßnahmen: (1) Rückführung der kreditfinanzierten Ausgaben, (2) Schuldenschnitte, (3) Vermögensumverteilung und (4) Inflation. Wenn es gelingt, so Ray Dalio, die deflationären Effekte, die aus (1), (2) und (3) folgen, mit den inflationären Effekten, die aus (4) folgen, ausgewogen miteinander zu verbinden, so kommt es zu einer Verminderung der Schulden, und dessen ungeachtet kann die Wirtschaft weiter wachsen. Was ist von dieser These zu halten?

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Quelle: Thomson Financial, eigene Berechnungen


Kreditgetriebenes Wachstum

Um diese Frage zu beantworten, muss zunächst ein Blick auf das Geldsystem geworfen werden. Bekanntlich verwenden alle weltweit großen Währungs- und Wirtschaftsräume Kreditgeld. In einem Kreditgeldsystem wird Geld durch Bankkreditvergabe, denen keine echte Ersparnis gegenübersteht, geschaffen. Durch das Ausweiten des Bankkreditangebots wird der Marktzins unter sein "natürliches" Niveau gedrückt (also das Zinsniveau, das bestehen würde, wenn es zu keiner künstlichen Bankkreditvergabe käme).

Das ermutigt Unternehmen, Investitionen in Gang zu setzen, die nur rentabel sind, wenn der Zins künstlich niedrig gehalten wird, beziehungsweise wenn er immer weiter abgesenkt wird. Die konjunkturelle "Scheinblüte" (Boom), die dabei entsteht, fällt in sich zusammen, sobald der Zins auf sein natürliches Niveau steigt. Dann offenbaren sich die Fehlinvestitionen, die im Niedrigzinsumfeld aufgelaufen sind, und der Aufschwung wandelt sich in einen Abschwung (Bust). Je länger die Scheinblüte angedauert hat, desto schwerer wird auch die Bereinigungsrezession ausfallen in Form von Produktions- und Arbeitsplatzverlusten.


Einschränken der kreditfinanzierten Ausgaben

Eine Rückführung der kreditfinanzierten Ausgaben zielt darauf ab, eine Situation zu schaffen, in der die Einkommen stärker steigen als die Verschuldung zunimmt, in der also der Verschuldungsgrad der Volkswirtschaft sinkt. Das ist jedoch nicht ohne (kurzfristige) Produktionsverluste zu haben, denn die bisherige Produktions- und Beschäftigungsstruktur wird unrentabel. So gerät zum Beispiel der Absatz von Produkten, die bislang auf Pump gekauft wurden (wie zum Beispiel Autos und Häuser), ins Stocken oder wird gänzlich unmöglich.

Unternehmen, die ihre Investitionen mit Kredit finanziert haben, geraten in Probleme. Zahlungsausfälle, Unternehmensschließungen und Freisetzung von Arbeitskräften wären die Folge, verbunden mit einem Rückgang der Wirtschaftsaktivität. Natürlich wäre das nicht das Ende der Welt. Löhne und Preise würden solange sinken, bis neue Unternehmer bereit sind, die Produktionsfaktoren zu kaufen und in neuen Produktionswegen einzusetzen. Dieser Prozess erfordert jedoch Zeit, und folglich ginge das Einschränken kreditfinanzierter Ausgaben voraussichtlich mit einer Rezession oder gar einer Depression einher.




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