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Fed gibt offziell Versagen zu

19.11.2013  |  Clif Droke
Entschuldigungen scheinen in letzter Zeit immer normaler zu werden - angefangen bei den allgegenwärtigen “Twitter-Entschuldigungen” von Berühmtheiten und Stars bis hin zu den Mea Culpae skandalumwitterter Politiker. Die Öffentlichkeit hat sich daran gewöhnt, sie tagtäglich zu hören. Dass sich ein ehemaliger Mitarbeiter der Federal Reserve offiziell für seine Rolle in der ultra-lockeren Geldpolitik der Fed entschuldigte (auch QE genannt), war schon eine Überraschung.

“Geständnisse eines Quantitativen Lockerers”, so machte das Wall Street Journal die öffentliche Entschuldigung des ehemaligen Fed-Mitarbeiters Andrew Huszar auf. Die Kernaussage des Artikels lässt sich mit folgenden Worten Huzars zusammenfassen: “Wir gingen auf große Anleihekauftour, die angeblich der Main Street [Realwirtschaft] helfen sollte. Sie wurde stattdessen zu einem fetten Braten für die Wall Street."

Huszar gesteht öffentlich ein, für die Durchführung des Anleiheankaufexperiments, auch bekannt als quantitative Lockerungen, mitverantwortlich gewesen zu sein. Auch mit dem Vorwissen, dass die Unabhängigkeit der Fed von der Wall Street immer geringer wurde, was auch ein Grund war, warum er seinen früheren Posten bei der Fed aufgegeben hatte, entschied sich Huszar auf Anfrage der Fed zur Rückkehr, um die Hypothekenkäufe der Fed zu leiten. Er beschrieb diese Stelle als “Traumjob”.

Huszar beschreibt das Endergebnis der ersten QE-Runde, die Anfang 2010 auslief, mit folgenden Worten. “Für die Mainstreet brachten die Anleiheankäufe der US-Zentralbank nur geringfügige Erleichterungen, für die Wall Street waren sie aber der absolute Coup. Die Banken hatten nicht nur von den niedrigeren Zinsen für Kreditaufnahmen profitiert. Durch den steigenden Wert ihrer Wertpapierbestände kamen sie zudem noch in den Genuss gewaltiger Kapitalgewinne. Hinzu kamen die dicken Provisionen, die sie mit der Vermittlung der meisten QE-Transaktionen der Fed einstrichen. 2009 hatte die Wall Street das profitabelste Jahr ÜBERHAUPT, und 2010 schien es ganz ähnlich zu laufen.”

Er gibt offen zu, dass die Fed das QE-Programm schon nach der ersten Runde hätte stoppen sollen; er merkt zudem an, dass der “Flash Crash" von Mai 2010 der Grund gewesen sei, warum die Fed das QE-Programm weiterführte. Die Beziehung zwischen Wall Street und Zentralbank festigte sich immer mehr, so dass es für eine Rückkehr, so Haszar, einfach zu spät gewesen sei. An diesem Punkt entschied er sich auch, in den Privatsektor zurückzukehren - er behauptet, er sei “demoralisiert“ gewesen, weil QE bei der Ankurbelung der Wirtschaft gescheitert war.

Knapp vier Jahre später hat die größte Finanzmarktintervention der Weltgeschichte inzwischen schon 4 Billionen $ gekostet und der Main Street immer noch nicht den vorhergesagten Schub gebracht. Die Wall Street hingegen genießt immer noch die Liquiditätsfüllen, was auch an den Monat für Monat steigenden Kursen und Hochs zu sehen ist. Pimco-Chef Mohammed El Erian gibt zu bedenken, dass die Fed für ihre Anstrengungen und für die eingesetzten 4 Billionen $ vielleicht einen Gewinn von nur 0,25% beim BIP bekommen hat. Dazu Stellung nehmend, räumt Huszar ein: “QE funktioniert nicht wirklich.“.

Huszars abschließende Aussage ist freimütig und offen: “Was den Rest Amerikas angeht, viel Glück. Da durch QE in den letzten fünf Jahren unablässig Geld in die Finanzmärkte gepumpt wurde, starb auch die Dringlichkeit in Washington, die wahren Krise anzugehen – d.h. die strukturell schlecht fundierte US-Wirtschaft.

Jetzt vergleichen Sie Huszars offenes Eingeständnis mit den jüngsten Aussagen Janet Yellens, die Thronfolgerin für das oberste Amt der Federal Reserve im nächsten Jahr. Am Mittwoch meinte sie, die Fed hätte bei der Stimulierung der Wirtschaft immer noch "einiges zu tun". Mehr brauchte die Wall Street natürlich gar nicht zu hören, um die Moral der Marktteilnehmer zu heben und die Aktienkurse weiter in die Höhe zu treiben. Der S&P 500 Index (SPX) ging mit einem neuen Allzeithoch aus dem Handel.

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“Wenn wir die wirtschaftliche Erholung heute fördern, dann ist das meiner Auffassung nach der sicherste Weg für die Rückkehr zu einem normaleren geldpolitischen Ansatz.“, Zitat Yellen. Diese Anmerkung gab den Händlern Grund zur Annahme, dass die Fed ihre ultra-lockere Geldpolitik auch noch bis ins Jahr 2014 hinein fortsetzen werde, was auch für die Wall Street extrem wünschenswert ist. Das untermauert den Eindruck, dass die Fed entschlossen ist, den Weg der aggressiv lockeren Geldpolitik auf unbestimmte Zeit weiter zu beschreiten. Im kommenden Monat oder in den kommenden Monaten müssen Trader keine “QE-Tapering-Versuche” befürchten. Es wird deutlich mehr “Indizien” brauchen, bevor die Fed bereit ist, ihre Aufkäufe von Vermögensanlagen dann im nächsten Jahr herunterzufahren.




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