Spanien - eine tickende Zeitbombe
21.11.2013 | Nadine Smeding
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Das Debakel mit der Bad BankDer besorgniserregende Zustand der spanischen Banken fiel auch der Eurogruppe auf. "SAREB" lautete darum der Name der Bad Bank, die Europa und der IMF aufgrund der zugesicherten Staatsunterstützung forderten. Im vergangenen Jahr wurde SAREB gegründet.
SAREB soll die Bankbilanzen "erleichtern" und Immobilienbesitz der spanischen Banken übernehmen, um sie danach weiterzuverkaufen. Zumindest ist das die Idee. Die Banken bekommen im Tausch für diesen Immobilienbesitz kein Geld, sondern eine SAREB-Anleihe, für die der spanische Staat bürgt. Auf diese Weise braucht der Staat die Bankunterstützung nicht auch noch auf den öffentlichen Schuldenberg zu stapeln: Die Schulden sind schließlich von SAREB.
Gut. Der erste Schritt besteht für SAREB darin, den Immobilienbesitz unter die Lupe zu nehmen und herauszufinden, wie er neustrukturiert werden kann. Eine knifflige Angelegenheit, wie sich jetzt herausgestellt hat. Zehntausende von Gebäuden haben noch nicht mal eine Adresse. Wie Sie sich sicher vorstellen können, stellt die Taxierung einer Wohnung ein Problem dar, wenn niemand weiß, wo sich diese Wohnung befindet.
Über 100 000 Gebäude haben keine Schlüssel und werden vermutlich immer noch bewohnt. Es kommt vor, dass eine einzige Wohnung als Sicherheit für 150 Hypotheken herhalten muss. Fassen wir zusammen: Unauffindbare oder unverkäufliche Gebäude, Dokumente, die von nichtbestehenden Personen unterzeichnet sind sowie Sicherheiten, die immer neu weitergegeben werden und die SAREB zum Nominalwert behält.
So geht es der Bad Bank derzeit
SAREB hatte sich vorgenommen, in den ersten fünf Jahren 45000 Besitztümer zu verkaufen. 2013 sollten dies über 7500 sein. Innerhalb von sechs Monaten hat SAREB jedoch nur 700 Wohnungen verkaufen können. Der größte Teil hiervon wurde im ersten Quartal 2013 realisiert. Das ist schon ein gruseliger Engpass. Nicht zuletzt aufgrund der 1,7 Milliarden Euro an Betriebskosten und Zinsen, die SAREB jährlich schluckt.
Auch die Äußerungen eines Privat Equity Investors geben wenig Anlass zu Hoffnung: "Es wird eine Menge Besitztümer geben, die [SAREB] niemals verkaufen wird und die in 50 Jahren immer noch da sind." SAREB ist auf Verlustkurs. Das bereits jetzt rückläufige Interesse aus dem Privatsektor - es besteht aufgrund absoluter Tiefpreise und Steuerausnahmen lediglich für einige wenige Aktiva Interesse - wird immer weiter abnehmen. Es kommen sogar Gerüchte auf, dass SAREB im kommenden Jahr um ihre Zahlungsfähigkeit bangen muss. Diese Bad Bank scheint sich in der Sackgasse zu befinden.
Die spanischen Aussichten der kommenden Monate
Unter Berücksichtigung dieser ganzen Informationen sollten wir an die spanische Bank "Bankia" denken, die einen Monat vor der akuten Rettung eine Dividendenausschüttung ankündigte. Ein hübsches Beispiel dafür, wie schnell augenscheinliche Ruhe in Panik umschlagen kann. Gerade in Spanien.
Standards&Poor’s prognostiziert derzeit noch einen Preisfall von 20% auf dem spanischen Wohnungsmarkt. Das Ganze hängt davon ab, wie schnell SAREB ihre Besitztümer auf dem Markt anbietet. Die ehrgeizigen Pläne, über 45 000 Besitztümer in fünf Jahren zu verkaufen, werden den Umfang des Preisfalls bestimmen.
Spanisches Brennholz
"Nach vier Jahren Vogelstraußpolitik und unrealistischer Preiserwartungen sind genug spanische Makler wieder auf dem Teppich", sagt der spanische ImmobilienexperteMark Stücklin. Die Immobilienpreise sinken, da die Verkäufer der Wirklichkeit endlich ins Auge blicken. Und auch die Banken entscheiden sich wieder für Abschreibungen anstatt für den Aufschub der Misere.
Nachdem die Zahlungsrückstände jahrelang mittels günstigerer Bedingungen niedrig gehalten und immer mehr kreditunwürdigen Kunden Hypotheken verliehen wurden, haben die spanischen Banken sich dazu durchgerungen, gammeliges Holz einfach brennen zu lassen. Weil man es so will oder weil man dazu gezwungen ist. Dadurch erhöht sich die offizielle Anzahl der Zahlungsrückstände.
Damit nähert sich der Moment, in dem Spanien mitteilen muss, dass die spanischen Banken noch nicht in ausreichender Form rekapitalisiert waren. Eine erneute Kapitalinjektion wird erforderlich sein. Das wird einer der zahlreichen potentiellen Anlässe für die nächste Edition der Eurokrise sein. Dann wird sich zeigen, ob die Eurokrise wirklich bezwungen ist.
© Nadine Smeding
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