Woher kommt der Deflationsdruck?
01.12.2013 | Robert Rethfeld
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Das Erdöl-Angebot auf dem Weltmarkt steigt bis zum Jahr 2015 deutlich an, danach flacht der Anstieg ab. Unter diesen Umständen kann einem Anstieg des Ölpreises in den Jahren 2014 und 2015 nur eine geringe Wahrscheinlichkeit zugestanden werden. Dies würde nur dann passieren, wenn die Nachfrage nach Erdöl plötzlich stark zunehmen würde und/oder das Angebot verknappt werden würde. Dazu aber müssten die BRIC-Staaten "anspringen". Wir haben verschiedentlich auf die Zinsstrukturkurve Chinas verwiesen. Die Spanne zwischen der Rendite 10jähriger und 2jähriger Staatsanleihen verengt sich weiter. Die Differenz beträgt nur noch 11 Basispunkte (folgender Chart).
Sobald diese Spanne unter null fällt, müsste man einen deutlichen Wirtschaftsabschwung für China im Jahr 2014 befürchten. Ein solcher würde auf die Weltwirtschaft deflationär wirken.
In Deutschland erhöhten sich die Nettolöhne in den vergangenen drei Jahren um 2,7%, 3,3% und 2,6% Prozent (Jahre 2010, 2011 und 2012). Für das Jahr 2013 wird ein ähnlicher Wert wie 2012 antizipiert. Dies sind vergleichsweise moderate Zahlen. Inflationsdruck entsteht so nicht. Die Reallohnsteigerungen (Nettolohn minus Inflationsrate) betrugen in den vergangenen drei Jahren 1,5%, 1,0% und 0,6% Prozent (Jahre 2010, 2011 und 2012). Diese Zahlen sind konstruktiv, sorgen sie doch dafür, dass sich das Konsumklima in Deutschland verbessert. Der deutsche Arbeitsmarkt zeigte jetzt erstmals negative "Zuckungen". Diese würden sich verstärken, sollten Auto- und Maschinenbauer im kommenden Jahr mit einer Exportschwäche konfrontiert werden.
Mussten US-Unternehmen vor der großen Rezession mit einem Anstieg der Arbeitskosten zwischen 2,5 und 3,5 Prozent pro Jahr umgehen, so liegen die Arbeitskosten (Löhne und Gehälter) seit dem Ende der "großen Rezession" zwischen 1,5 und 1,8 Prozent.
Diese Werte sind nicht inflationsbereinigt. Der Zuwachs der US-Arbeitskosten liegt seit einigen Jahren unterhalb der Inflationsrate. In Verbindung mit fallenden Rohstoffpreisen erscheint es schwierig, auf diese Art und Weise einen Aufwärtsdruck auf die Inflationsrate zu bekommen.
Die große Mehrheit der Volkswirte erwartet für 2014 einen positiven, ja sogar beschleunigten Wirtschaftsverlauf. Fallende Rohstoffpreise werden als Segen wahrgenommen. Ein erhöhtes Rohstoffangebot dürfte in Verbindung mit einer geringeren Dynamik in China und einem Arbeitsmarkt, der in den entwickelten Ländern die Arbeitskosten niedrig hält, den deflationären Druck noch länger aufrecht erhalten.
Vor negativen Zinsstrukturkurven - wie möglicherweise bald in China - sollten Volkswirte einen gewissen Respekt entwickeln. Eine solche hatte zum Jahreswechsel 2006/07 die "große Rezession" in den USA angekündigt.
© Robert Rethfeld
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