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Monetisiert die Fed verstärkt Staatsschulden?

05.12.2013  |  Axel Merk
Fed-Chef Bernanke bestreitet vehement, die Fed würde “Schulden monetisieren“, doch wie unsere Untersuchungen zeigen, tut sie das wahrscheinlich noch stärker als zuvor. Wir erklären warum, und was das für Folgen für den Dollar, Gold und andere Währungen haben könnte.

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Käufe der Federal Reserve im Verhältnis zum US-Haushaltsdefizit


Was ist Schuldenmonetisierung?

Man sagt, eine Zentralbank monetisiert dann Staatsschulden, wenn sie diesem bei der Finanzierung seines Defizits hilft. Der Aufkauf von US-Staatsanleihen durch die Federal Reserve ist ein deutliches Indiz dafür, dass die Fed genau das tut - nur dass Fed-Chef Bernanke argumentiert, man wolle mit diesen Anleiheankäufen der Wirtschaft helfen und nicht dem Staat.

Die Entscheidung GEGEN eine schrittweise Einschränkung der Wertpapierankäufe (“Tapering“) ließ die Monetisierung von US-Schulden sogar noch steigen. Gold kann mehr als nur eine Versicherung sein. Machen Sie sich auf eine Eskalation des Währungskrieges gefasst.


In welchem Ausmaß monetisiert die Fed die Schulden?

Wie der Chart oben zeigt, kauft die Fed seit Anfang Herbst 2008 große Mengen von US-Staatsanleihen & hypothekarisch besicherte Wertpapiere (MBS) auf, die ausreichen würden, um einen wesentlichen Teil der staatlichen Defizite zu finanzieren. Mit der aktuellen Entscheidung, das Ankaufprogramm doch nicht einzuschränken, betreibt die Fed nun quantitative Lockerungen, die ausreichen, um alle neu emittierten Staatsschulden aufzukaufen und dann einige Extraschulden dazu.


Müssten die MBS bei der Berechnung der Schuldenmonetisierung aber nicht abgezogen werden?

Der Ankauf von MBS könnte den Eindruck entstehen lassen, dass die Fed doch keine Staatsschulden monetisiere, obwohl sie das tatsächlich macht. Verlassen Sie sich nicht auf unser Wort, sondern auf das, was der Markt sagt: In einer Präsentation der CFA Society machten der Chefökonom von Merk und der ehemalige Präsident der Fed von St. Louis, Bill Poole, darauf aufmerksam, dass der Spread zwischen einem festverzinslichen US-Hypothekendarlehen mit 30-jähriger Laufzeit und einer 10-jährigen US-Staatsanleihe in Folge der MBS-Ankäufe buchstäblich unverändert geblieben ist. Zwischen 1976-2006 betrug der Spread durchschnittlich 1,74%; zwischen Mai 2011-April 2012 lag er im Durchschnitt bei 1,76%. Die direkten Auswirkungen von QE auf die Zinsspreads sind also extrem begrenzt geblieben.

Wen das überrascht, der sollte sich vor Augen führen, dass Investoren eine breite Palette an Auswahlmöglichkeiten haben, die sich alle stark ähneln: Abgesehen von Währungsrisiken stellt sich die Frage, wie groß denn die Unterschiede zwischen deutschen Staatsanleihen und US-Staatsanleihen wirklich sind? Oder zwischen hochbewerteten Anleihen von US-Unternehmen und US-Staatsanleihen? Auch wenn diese Wertpapiere alle ihre spezifischen Risikoprofile haben, so gibt es einen guten Grund, warum sie sich (Sonderentwicklungen beim Emittenten außen vor gelassen) in der Regel im Gleichschritt bewegen. Diesbezüglich schlürft die Fed wirklich nur mit dem Strohhalm aus dem Meer: Zinssatzfindung ist wohl eher das Resultat von Kommunikation (die “Vertrauenswürdigkeit der Fed“) und weniger eine Folge der eigentlichen Wertpapierankäufe.


Wenn die Zinssätze eher durch Worte als durch Taten festgestellt werden, würde das nicht wiederum beweisen, dass die Fed die Schulden nicht monetisiert?

Sicher, reden kommt günstiger. Aber nicht immer lassen sich die Märkte durch Worte bewegen; sinkt das Vertrauen in der Fähigkeit der Fed, die Zinsniveaus zu kontrollieren, steigt der Preis der Geldpolitik weiter an: Leitzinssenkungen, Notzinssenkungen, Aufkauf von Staatsanleihen, Operation Twist und der Übergang zu einer expliziten Kopplung an die Arbeitsmarktsituation - hier eskaliert eine Politik, mit der der Markt “überzeugt“ werden soll, die Zinssätze niedrig zu halten. Im Verlauf der Zeit muss die Fed mehr Geld ausgeben. Wenn man die Fed danach fragt, bekommt man die Antwort, ihre Maßnahmen wären gewinnbringend. Klar, wenn die Fed Geld aus dem Nichts schöpft, um ertragbringende, festverzinsliche Wertpapiere anzukaufen, dann heißt das nur: Je mehr die Fed “druckt“, desto profitabler wird es. Mit der Ausnahme, dass nichts im Leben für umsonst ist, und Schweine immer noch nicht fliegen können.

Jedenfalls würde keine normal tickende Zentralbank gleich mit einer Schuldenmonetisierungspolitik beginnen. Doch wie in Chart oben zu erkennen ist, gibt die Fed jetzt mehr als 150 % des jährlichen US-Haushaltsdefizits aus, um die Zinssätze niedrig zu halten, was darauf hindeutet, dass ihre Zündkraft sinkt. Falls (wenn) wir den Punkt erreichen, an dem die Fed dann explizite Schuldenmonetisierung betreibt, so müssten die Wertpapierankäufe wohl auf ein Vielfaches der derzeitigen Mengen ansteigen - und dann wäre immer noch nicht garantiert, dass sie die Zinssätze damit niedrig halten könnte. Es ist ein Spiel mit dem Vertrauen!


Was passierte, als die Fed entschied, ihr Anleiheankaufprogramm nicht einschränken?

Wie der Chart oben zeigt, lief irgendetwas schief, richtig schief. Da die Steuereinnahmen im Jahresverlauf gestiegen waren, sanken auch die Haushaltsdefizite. Dahingehend wäre eine QE-Reduzierung eigentlich angebracht gewesen. Die Entscheidung gegen das “Tapering“, so könnte man jetzt meinen, habe eigentlich zu einer Steigerung der quantitativen Lockerungen geführt hat, da die Ankäufe der Fed nun deutlich über den Neuverschuldungsmengen liegen. Natürlich würde die Fed auch hier sofort dagegenhalten, sie könne dem Staat gar keine Schulden direkt abkaufen, das wäre nur über den Sekundarmarkt möglich. Doch das könnte aber durchaus nur Rhetorik sein. Ein großer Anleihemanager meinte dazu: Ohne QE müssten wird uns wohl die Schulden gegenseitig verkaufen, anstatt an die Fed.




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