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Die Gold-Lust des Ostens

14.12.2013  |  Peter Schiff
Nachdem die Ersparnisse auf nationaler wie individueller Ebene schon längst durch Schulden ersetzt wurden, ist es meiner Meinung nach längst überfällig, dass der Westen ein paar Lektionen von unseren Gläubigern aus dem Osten lernt. Für viele US-Amerikaner gilt Gold als ein “barbarisches Relikt", in Asien ist das gelbe Metall hingegen Grundlage persönlicher Sparpläne. Das heißt entweder, dass die eine Hälfte der Weltbevölkerung aus Barbaren besteht oder aber, dass sie an einer wichtigen Tradition festhält, die unsere Kultur vergessen hat.


Eine Kultur des Goldes

Eines der wichtigsten Elemente der Goldnachfrage aus dem Osten ist, dass sie sich nicht allein auf gebildete Investoren oder aber gehobene Klassen beschränkt ist, wie es so häufig im Westen der Fall zu sein scheint. Wenn es um Vermögensschutz geht, gehören die Edelmetalle für die Asiaten, ungeachtet des sozialen Status, als Vermögenswerte zur ersten Wahl. Hier gibt es nicht einmal den Anflug eines Zweifels hinsichtlich der Wertbeständigkeit des physischen Geldes.

In einem Bloomberg-Artikel wird eine chinesische Frau wie folgt zitiert: “Ich habe keine Ahnung vom Aktienmarkt, und ich habe nicht genug Geld, um Immobilien zu kaufen, also hab ich mir gedacht, dass Gold die sicherste Entscheidung ist.“

Manche werde eine solche ‘Philosophie‘ vielleicht als naiv abtun, allerdings gründet diese Logik in einer Jahrhunderte alten Tradition, entstanden aus harterworbener Erfahrung. Dasselbe gilt für Indien und auch für den südasiatischen Raum, wo Gold ein wesentlicher Bestandteil der regionalen religiösen Bräuche ist. Ob nun Heiratsmitgiften oder Tempelgaben, in Asien hat Gold einen tiefen Traditionswert, dem die meisten ‘Westler' nicht auf den Grund gehen können.

Denken Sie zum Vergleich an die USA. Frisch Verheiratete werden wohl eher ein Haus bekommen, das mit schicken Haushaltsgeräten voll ausgestattet ist; eher unwahrscheinlich, dass sie Vermögensanlagen bekommen, die den Grundstock für langfristige finanzielle Unabhängigkeit legen könnten.

Viele Jahrzehnte US-Dollar-Dominanz haben dafür gesorgt, dass die Amerikaner hinsichtlich unseres Vermögens faul geworden. Während wir unsere Wirtschaftsmacht ausnutzen, und uns für schicke Auto, Großbildschirme und teure Smartphones verschulden, häufen unsere Gläubiger im Osten kontinuierlich Goldbestände an.


Ein Strom aus Gold - von West nach Ost

Asiens Liebe zum Gold machte weltweit Schlagzeilen, als der Kurs des gelben Metalls ab April dieses Jahres deutlich zu sinken begann. Die asiatischen Käufer betrachteten die Kursverluste als glückliche Kaufgelegenheit und die Metallhändler wurden mit Kaufaufträgen für physische Metalle und Schmuck nur so überschüttet. Überall auf dem asiatischen Kontinent schossen die Aufschläge in die Höhe, ohne aber die Nachfrage bremsen zu können.

Hätte der Gold-Spotpreis angesichts einer solchen Nachfrage nicht weiter steigen müssen? Leider verkauft der Westen aber große Mengen in die Nachfrage aus dem Osten. Der stagnierende Spotpreis verdeckte in der Tat einen historischen Transfer von Realvermögen.

Die steigenden Goldkurse der letzten 10 Jahre haben viele Investoren im Westen - über die Edelmetall-ETF - in die Papier-Goldmärkte gelockt. ETF-Anlegern geht es eher um schnelles Wachstum als um langfristigen Kapitalerhalt, die jüngsten Kursverluste wurden als Verkaufssignal betrachtet, und nicht als Gelegenheit.

Bis Ende September wurden rund 700 Tonnen physisches Gold aus den Gold-ETF ausverkauft - mehr als die Hälfte davon allein im zweiten Quartal. Wie der World Gold Council berichtet, wurde der Großteil dieser Abflüsse durch die Nachfrage aus Asien absorbiert.

Die Verkäufe im Westen waren jedoch stark genug, um eine Erholung des globalen Spotpreises zu verhindern. Anstatt dass mehr Kapital ins Gold floss, floss das Gold selbst ab - aus den westlichen Finanzinstitutionen zu den Haushalten im Osten. Wie die jüngsten Zahlen zeigen, ist die Verbrauchernachfrage nach physischem Gold in den ersten drei Quartalen 2013 auf einen historischen Rekord von 2.896,5 Tonnen gestiegen. 90% dieses Nachfragezuwachses (im Vergleich zum Vorjahr) stammte dabei aus Asien und dem Nahen Osten.

Die Amerikaner werden unterdessen von den eigenen Aktienmärkten abgelenkt, die ein Rekord nach dem anderen einfahren.




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