Die Gold-Lust des Ostens
14.12.2013 | Peter Schiff
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Staatsinterventionen Bei der Berichterstattung über die asiatische Goldnachfrage liegt der Fokus der westlichen Medien in der Regel auf Nationen wie Indien, die dem Gold in diesem Jahr praktisch den Krieg erklärt haben, in der irrigen Annahme, auf diesem Weg das eigene Handelsdefizit senken zu können.
Die Indische Regierung erhöhte die Strafzölle für das Metall auf beispiellose 10%, die Importeure sind zudem verpflichtet, 20% des eingeführten Goldes wieder zu exportieren. Die indische Zentralbank ging sogar noch weiter; sie bat die Tempel im Land, preiszugeben, wie viel Gold bei ihnen gelagert werde. Viele lehnten das allerdings ab.
Thailand und Vietnam unternahmen ähnliche Schritte, um die Goldnachfrage der eigenen Bevölkerungen zu unterdrücken; die Reaktion war in erster Linie aber ein Anstieg des Goldschmuggels.
Dass diese staatlichen Maßnahmen so große Aufmerksamkeit erregten, lag vor allem daran, dass sie so schön in die westliche Vorstellungswelt passen, in der Gold ein altmodisches Vermögensgut ist, das modernen Wirtschaften eher schadet als nützt. In Wirklichkeit sind es aber die westlichen Staaten, die den Schaden davon tragen!
China steigt auf
Letzten Monat überholte China offiziell Indien als weltgrößten Goldverbraucher. Anders als Neu-Delhi bestärkt Peking seine Bürger in ihrer Goldliebe, indem man staatliche Restriktionen für den Goldhandel aufhebt. Die Chinesische Volksbank arbeitet daran, die Zahl jener Unternehmen zu erhöhen, denen der Export und Import größerer Mengen Gold erlaubt ist. Man erhöhte zudem die Goldmengen, die von chinesischen Bürgern steuerfrei ins Land eingeführt werden dürfen.
In der Zwischenzeit zieht sich China auch noch aus dem US-Dollar zurück. Einen Monat, nachdem sich eine chinesische Nachrichtenagentur für eine “Entamerikanisierung der Welt” ausgesprochen hatte, ließ ein Abgeordneter der chinesischen Zentralbank verlauten: “Der Aufbau von Devisenreserven ist nicht mehr zu Gunsten von China.“
Auf den Punkt gebracht heißt das: China plant die Aufgabe seines eigenen Stimulusprogramms, das im Aufkauf von US-Dollars besteht, und möchte der Aufwertung des Yuan nicht mehr entgegenwirken. In Vorbereitung auf diese grundlegenden Veränderungen diversifiziert China seine Devisenreserven zugunsten von Gold. Seit 2009 hat die Volksbank von China keine offiziellen Zahlen für die eigenen Goldreserven veröffentlicht, doch Experten spekulieren schon, dass die aktuellen Bestände weit höher liegen werden, als frühere Schätzungen erwarten lassen.
Ein böses Erwachen
Das böse Erwachen kommt dann, wenn der Westen erkennt, dass sein großes Vermögensreservoir aufgebraucht ist, weil das gesamte Gold nach Osten geflossen ist.
Wenn China aufhört, US-Staatsanleihen zu kaufen, bleibt als Großankäufer von US-Schulden am Ende nur noch die Federal Reserve übrig. Das wird die Zinssätze in die Höhe treiben, und die US-Regierung wird mit Verpflichtungen dastehen, die kaum noch zu erfüllen sein dürften. Dann beginnen wirklich die Todesglocken für den US-Dollar zu läuten: Die Fed wird ihr QE-Programm massiv ausweiten müssen, um ihrer Rolle als ‘Staatsanleihekäufer der letzten Instanz‘ gerecht zu werden.
Wahrscheinlich werden die kleinen, familiären Goldkäufer im Osten gar nicht alle Feinheiten der Devisenmärkte verstehen, doch in ihrer Kultur ist eine unsterbliche Wertschätzung des Goldes eben fest verankert. Eines sollte klar sein: Der Osten ist der Triebwagen der Weltwirtschaft im 21. Jh. - und dieser fährt auf goldenen Schienen! Vielleicht denken Sie mit Blick auf die anstehenden Festtage daran, mit unserer westlichen Tradition zu brechen, in der man Geschenke schenkt, die keinen dauerhaften Wert haben. Nutzen Sie stattdessen die Gelegenheit, um einigen Ihrer Papierdollars in Geschenke zu wechseln, die auch dann noch wertvoll sind, wenn ihre Kinder schon erwachsen sind.
© Peter Schiff
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Dieser Artikel erschien am 04.12.2013 auf www.safehaven.com und wurde exklusiv für GoldSeiten übersetzt.