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Heraeus Edelmetallprognose erstes Halbjahr 2014

14.01.2014  |  Florian Richardt
EUR/USD

• Juni 2014: 1,3000            
• Hoch: 1,3900                      
• Tief: 1,2750

EUR/USD hat sich in 2013 stärker entwickelt als angenommen. Hauptgrund hierfür waren das zögerliche Verhalten der Fed hinsichtlich ihrer geldpolitischen Maßnahmen und die in den Hintergrund getretene EU-Krise. Auch im Zuge des nun eingeleiteten Taperings erwarten wir keine Rally im USD, da die Zeitschiene hierfür alles andere als eindeutig ist. Im Gegenteil: auf jeder Fed Sitzung wird die Möglichkeit der schrittweisen Reduzierung des Quantitative Easing Programms neu diskutiert und entschieden.

Die US-Zinsen werden gemäß Marktkonsens mindestens bis ins nächste Jahr auf jetzigem Level (0-0,25%) bleiben. Dies gilt voraussichtlich auch für die EU-Zinsen (0,25%). Der USD wird daher vom Zinsdifferenzial nicht profitieren können. Dennoch vermag die Tatsache, dass die Fed den Ausstieg außergewöhnlicher Maßnahmen eingeleitet hat - während die EZB weiterhin über zusätzliche expansive Maßnahmen nachdenkt und die EU-Schuldenkrise potenziell zu jedem Zeitpunkt wieder hochkochen kann - dem USD zu Gute kommen. Zudem wies die USA für das dritte Quartal 2013 ein BIP-Wachstum von 4,1% p.a. aus, während die EU im Q3 des letzten Jahres lediglich um 0,1% gewachsen ist. Wir sehen den Euro daher über 2014 tendenziell schwächer notieren. Starke Unterstützung erfährt die Währung bei einem Wert von 1,2750, der dem Low von 2013 entspricht und mehrfach getestet wurde. Nach oben wird die Luft wiederum sehr dünn jenseits der 1,3900.

                                                              
Gold

• Ø  1.290 $/oz  
• Hoch: 1.390 $/oz
• Tief: 1.175 $/oz

Das Umfeld für Gold hat sich in 2013 entscheidend verändert und das Metall ist mit neuen Vorzeichen in das Jahr gestartet. Nachdem der Einfluss der unterstützenden Faktoren der letzten Dekade begonnen hat zu bröckeln, beziehungsweise wegzubrechen, befindet sich Gold seit zwölf Jahren zum ersten Mal im Abwärtstrend.

Allem voran wurde mit Einsetzen des Taperings im Januar 2014 ein erster Schritt hinsichtlich einer Eindämmung der Politik des billigen Geldes getan. Ein starker  Treiber des Bullentrends der letzten Jahre wird damit in Ansätzen entzogen. Die Diskussion bezüglich nun weiterer Kürzungen der geldpolitischen Maßnahmen wird uns sicherlich weiterhin begleiten. Mit fortbestehenden Anleihekäufen in Höhe von monatlich 75 Mrd. USD bleibt das Quantitative Easing Programm der USA weiterhin enorm und der Spielraum für entsprechende Reduzierungen erheblich. Mit Janet Yellen an der Spitze der US-Notenbank steht den Entscheidungsträgern allerdings  weiterhin eine Verfechterin der QE Maßnahmen vor.

Im Zuge der langwierigen und oftmals widersprüchlichen Diskussion ob des Zeitpunkts eines Taperings, wurde ein solches in großen Teilen bereits vom Markt eingepreist. Dennoch werden Wirtschaftsdaten aus den USA weiterhin im Fokus stehen. Denn von einer nachhaltig an Fahrt gewinnenden US-Wirtschaft würde auch der USD profitieren - und Gold zusätzlich unter Druck setzen. Dass längst nicht alle Probleme auf dem Weg der Besserung - geschweige denn der Lösung sind -, zeigt sich in den wiederkehrenden Diskussionen über den US Haushalt. Die Budgetprobleme bzw. die Schuldenobergrenze sind auch mit einem Konsens im Kongress nicht dauerhaft geklärt. Die Entscheidung im US Senat steht noch aus und könnte die zaghafte Euphorie durchaus  bremsen.

In einem solchen Umfeld dürften renditegetriebene Investoren ihre kritische Haltung gegenüber Gold nicht ändern. Weitere Abflüsse aus mit Gold-hinterlegten ETFs sind somit wahrscheinlich – auch wenn wir sie auf deutlich geringerem Niveau  als noch im Vorjahr erwarten. Das Bedürfnis nach Gold "als sicherem Hafen" ist längst nicht mehr vorherrschend: Neben den positiven Anzeichen für die US Konjunktur, setzen auch die Euro-Krisen-Länder ihre Sparprogramme um und akute Krisenängste sind nicht mehr spürbar. Die Befürchtungen einer einsetzenden Inflation im Zuge der Geldschwemme haben sich ebenfalls nicht bewahrheitet und schwächeln als Treiber des Metalls.

Die vorherrschende Risikoaversion der letzten Jahre wurde gerade zuletzt zunehmend durch erstarktes Interesse an wieder renditestärkeren Anlageklassen abgelöst - v.a. den Aktienmärkten. Sollte die Euphorie durch Rücksetzer gebremst werden - schließlich befinden sie sich auf Höchstniveaus - könnte der ein oder andere durchaus wieder zum Edelmetall zurückfinden. Investoren in physische Edelmetalle sind weiter auf der Käuferseite und nutzen das günstigere Einstiegsniveau. In Hinblick auf die Abflüsse aus den ETFs reicht deren Einfluss derzeit nicht aus, um eine Trendumkehr herbeizuführen.

China hat im vergangenen Jahr im Zuge seiner Rekordnachfrage große Mengen Gold aufgesaugt, die dem Markt im Zuge der ETF Abflüsse zur Verfügung standen. Das Gold wandert damit von schwachen in eher starke Hände. Gold wurde 2013 durch die physische Nachfrage aus China somit entscheidend gestützt. Wir erwarten für 2014 keine Fortsetzung auf dem gleichen, hohen Niveau, wenngleich China eine wichtige Stütze für die Nachfrage bleiben wird. Wir sehen China weiterhin an Platz 1 der weltweiten Verbraucher, noch vor Indien. Sollten die Einfuhrzölle Indiens wider Erwarten reduziert werden, ist von einem Nachholbedarf auszugehen.

Die Zentralbanken treten weiter als Nettokäufer von Gold auf, allerdings weniger stark als im Vorjahr. Aus unserer Sicht wird sich diese Entwicklung in 2014 fortsetzen. Die potenziell zunehmende Stärke des US Dollars sowie der globale Aufschwung der Konjunktur tragen dazu bei.

Auf der Angebotsseite sehen wir im Bereich Recycling keinen Stimmungswechsel. Größeres Interesse wieder stärker  Altgold zu veräußern, dürfte erst bei einem höheren Goldpreis erneut einsetzen. Dann sehen wir darin jedoch durchaus wieder Potenzial - schließlich erfolgte ein starker Rückgang der Altgoldmengen zeitgleich mit der Preiskorrektur im April 2013 und nicht aufgrund versiegender Bestände. Das verringerte Recylingangebot zeigt Auswirkung auf die physische Verfügbarkeit von Gold mit Feinheit 999.9 und beeinflusst die Aufgelder entsprechend. Die primäre Produktion wird leicht wachsen. Nicht zuletzt durch die höheren Preise der vergangenen Jahre wurde verstärkt in die Neuexploration investiert.

In begrenztem Umfang haben einige wenige Minen im Zuge des Abwärtstrends und zur Sicherung ihrer Finanzierung schon im letzten Jahr ihre zukünftige Produktion über Terminverkäufe abgesichert. Nachhaltigen Einfluss erwarten wir uns von dieser Entwicklung jedoch nicht.

Nachdem Gold den Preis von 1.200 $/oz zuletzt mehrfach verteidigt hat, scheint sich für den Moment ein Boden gebildet zu haben. Wir rechnen jedoch aufgrund des beschriebenen Umfelds für Gold im ersten Halbjahr mit weiteren temporären Rückgängen bis auf 1.175 $/oz. Nach oben sehen wir mittelfristig Potenzial für Preiszuwächse. Somit bildet unserer Einschätzung nach ein Preis von 1.390 $/oz in den ersten sechs Monaten 2014 die Obergrenze.


Silber 

• Ø 19,50 $/oz  
• Hoch: 23,00 $/oz
• Tief: 17,00 $/oz

Mit dem schlechtesten Jahresergebnis seit über 30 Jahren im Rücken (-35%) befindet sich Silber auch im neuen Jahr weiterhin unter Preisdruck. Wir sehen jedoch einige Faktoren, die dem Metall mittelfristig Halt geben und die Kurse nach oben klettern lassen können.

Vor allem die wirtschaftliche Erholung in den USA deutet darauf hin, dass Silber aus industriellen Kreisen wieder mehr Nachfrage erfahren könnte. Auch kommen in den nächsten Jahren diverse neue Applikationen mit Silberkomponenten aus der Nanotechnologie und dem Elektronikbereich zum Tragen.

Zudem kann eine Erholung des Photovoltaik Sektors zu einer Stabilisierung des Silberpreises beitragen. In diesem Bereich kommt dem Markt ergänzend zu Gute, dass auf dem niedrigeren Preisniveau der Druck sinkt, Silber zu substituieren, bzw. den Metallanteil in den Pasten weiter zu verringern.

Neben der industriellen Nachfrage bleiben auch Kleinanleger dem Metall treu: Wir erwarten weiterhin einen stabilen Absatz von Silbermünzen, da dieser ebenfalls von tieferen Preisen profitiert. Zudem ist die Investmentnachfrage aus Indien nicht zu vernachlässigen. Seitdem die Einfuhr von Gold im Zuge von Restriktionen und Zöllen erheblich verteuert wurde, wurde die traditionelle Goldnachfrage in Teilen durch Silber substituiert. Dieser Trend vermag sich unter gleichbleibenden Vorzeichen in diesem Jahr durchaus fortsetzen oder sogar verstärken.

Im Gegenzug birgt das bisherige Interesse seitens institutioneller Anleger, bzw. von ETF Investoren eine gewisse Gefahr: Ihr Appetit scheint - nachdem für Silber hinterlegte und börsengehandelte Investmentfonds in 2013 absolute Höchststände registriert wurden - aktuell gesättigt. So ist es unwahrscheinlich, dass die ETF-Nachfrage auf gleichem Niveau bleibt. Vielmehr könnte sich wie im Gold eine Flucht aus diesen Anlageklassen, die das Metall im vergangenen Jahr durchaus gestützt haben, entwickeln. Ein möglicher Abbau der Positionen gibt durchaus zu denken, denn dieser würde den strukturellen Angebotsüberschuss im Silbermarkt weiter vergrößern. In 2013 wurde der Überschuss von ca. 6.000 Tonnen um immerhin ca. 1.000 Tonnen durch die ETFs verringert.

Analog zu Gold wird auch das nun einsetzende Tapering der geldpolitischen Maßnahmen der USA aufgrund ausbleibender safe haven Nachfrage nicht spurlos an Silber vorbeigehen. Mit einer positiven Konjunkturentwicklung werden derlei Tendenzen geringeren Einfluss nehmen.




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