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Was passierte wirklich mit Bear Stearns?

28.02.2014  |  Theodore Butler
Vor sechs Jahren implodierte die bekannte Bank Bear Stearns. Der Aktienkurs der Bank lag im Februar noch bei ganzen 93 $; Mitte März stimmte das insolvente Unternehmen einer Übernahme durch JP Morgan für einen Preis von 2 $ pro Anteil zu (er wurde später im Rahmen von Sammelklagen auf 10 $/ Aktie angehoben). Man wird in den Annalen der Wall Street kaum einen plötzlicheren Niedergang einer Bank finden als den Bear Stearns. Der Grund soll ein Bank-Run gewesen sein; nervöse Investoren sollen ihre Wertpapiere aus der Firma abzogen haben. Es heißt, Bear Stearns habe insgesamt mit einem Hebel von 35 operiert, d.h. die Bank hatte ein Eigenkapital von 11 Mrd. $ und Gesamtanlagen im Wert von 395 Mrd. $. Das ist ein sehr kleines Polster im Fall plötzlicher negativer Entwicklungen.

Im ersten Quartal 2008 passierte dann etwas Negatives bei Bear Stearns, obgleich bemerkenswert wenige Details bekannt sind, was genau schließ lief. Da die Bank äußerst präsent im Subprime-Hypothekenmarkt war und es in diesem Markt Probleme gab, wird davon ausgegangen, dass der Niedergang der Bank wohl im Zusammenhang mit Hypotheken gestanden haben muss. Das könnte stimmen; allerdings gab es am Aktienmarkt noch bis Mitte März keine allgemeinen Stresssignale, die auf eine Kreditkrise hätten hindeuten können. Wurde der plötzliche Zusammenbruch vielleicht durch etwas ganz Spezifisches ausgelöst?

Dieser spezifische, für Bear Stearns tödliche Auslöser waren meiner Meinung nach plötzliche und gewaltige Verluste sowie Margin-Calls in Höhe von mehr als 2,5 Mrd. $ bei mehreren zehntausenden COMEX-Short-Kontrakten auf Gold und Silber. Fakt ist Folgendes: Bear Stearns war so unterdeckt, dass plötzliche und unmittelbar zu begleichende Forderungen in Höhe von 2,5 Mrd. $ - für was auch immer - die Bank in den Abgrund geschickt hätten. Die exzessiven Gold- und Silber-Leerverkäufe an der COMEX sind der plausibelste Grund für den plötzlichen Niedergang.

Bear Stearns wurde zahlungsunfähig und wurde aufgrund eines plötzlichen Kapitalmangels von JP Morgan übernommen - für einen Bruchteil dessen, was die Bank noch zwei Monate zuvor wert gewesen war. Zu dieser Zeit war Bear Stearns der größte Gold- und Silber-Short an der COMEX. Auf den Tag genau fällt der Untergang dieser Bank mit den historischen Kurshochs beim Gold und Silber zusammen. Es war auch der Tag, an dem der größte Gold- und Silber-Short an der COMEX maximale Verluste erlitt und Nachschussforderungen für Terminkonten in Höhe von insgesamt mehr als 2,5 Mrd. $ zu schultern hatte. Es ist kein Zufall, dass es am selben Tag auch bei Bear Stearns nicht mehr vor oder zurück ging.

Der Goldpreis war von Mitte Dezember 2007 bis Mitte März 2008 von unter 800 $ auf 1.000 $ gestiegen - ein Plus von mehr als 200 $. Die Silberpreise stiegen von unter 14 $ (Mitte Dezember) auf 21 $ am 17. März 2008, dem Tag, an dem Bear Stearns zahlungsunfähig wurde. Also ein Plus von 7 $. Das war der höchste Kurs für Silber und fast der höchste Kurs für Gold seit 1980. Wenn man der größte Gold- und Silber-Short ist, sind Preissteigerungen von 200 $ beim Gold sowie 7 $ beim Silber natürlich überhaupt nicht gut.

Die konzentrierte Short-Position der 4 größten Short-Silber-Trader hatte einen Extremstand von mehr als 300 Millionen Unzen erreicht. Die konzentrierte Long-Position der 4 größten Long-Silber-Trader betrug hingegen nur etwas mehr als 100 Millionen Unzen. Am COMEX-Goldmarkt hielten die großen Shorts das Zweieinhalbfache dessen, was die größten Longs hielten.

Da wir wissen, dass Bear Stearns der größte Short beim COMEX-Silber war und ebenfalls wissen, wie stark die Gold- und Silberpreise in diesem Zeitraum gestiegen waren, müssen wir nur noch herausfinden, wie viele Short-Kontrakte Bear Stearns gehalten hatte. Das würde uns dann verraten, wie viel Geld die Bank für die Nachschussforderungen aufbringen musste. Um nachteilige Kursentwicklungen abzudecken, müssen alle COMEX-Marktteilnehmer, einschließlich der führenden Clearing-Mitglieder (und Bear Stearns war ein solches), täglich zusätzliches Kapital einschießen.

Hier helfen die Berichtszahlen des von der CFTC herausgegebenen Commitments of Traders (COT): Im betreffenden Zeitraum (von 31. Dezember 2007 bis zum 17. März 2008) hielten die vier größten Gold- und Silber-Shorts an der COMEX im Durchschnitt 165.000 Kontrakte bzw. 60.000 Kontrakte. Meine Untersuchungen deuten darauf hin, dass Bear Stearns unterm Strich beim Gold mit 75.000 Kontrakten und beim Silber mit 35.000 Kontrakten short war. Das sind die Mindestzahlen, weil ich der Meinung bin, dass Bears Position sogar noch größer gewesen sein kann.

Nachteilige Kursbewegungen von 200 $ für 75.000 COMEX-Goldkontrakte würden zu einem Marktwert-Verlust und einem Margin-Call in Höhe von 1,5 Mrd. $ führen. Nachteilige Kursbewegungen von 7 $ für 35.000 COMEX-Silberkontrakte würden zu einem Marktwert-Verlust und einem Margin-Call in Höhe von 1,2 Mrd. $ führen. Bear Stearns musste 2,7 Mrd. $ aufbringen, weil die Gold- und Silberkurse im ersten Quartal 2008 erheblich gestiegen waren und das Unternehmen auf der falschen Seite gewettet hatte. Der augenscheinlichste Grund für den Untergang der Bank ist, dass sie nicht das gesamte Geld für alle Nachschussforderungen aufbringen konnte, die im Rahmen der Verluste bei Gold- und Silberpositionen fällig wurden.

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