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Goldoptimisten: Wenn man aus den falschen Gründen recht behält

08.03.2014  |  Steve Saville
Ein spannender Aspekt des Goldmarktes ist, dass die meisten Analysen am Wesentlichen vorbeigehen; die für ‘generelleren Optimismus‘ angeführten Gründe gehen häufig noch weiter am Wesentlichen vorbei, als die für ‘generellen Goldmarkt-Pessimismus‘ angeführten Gründe. Und das, obgleich die Gold-Bullen den langfristigen Kurstrend und die Fundamentaldaten auf ihrer Seite haben.

Das Problem ist folgendes: Die meisten Goldoptimisten schenken den realen fundamentalen Faktoren für steigende Kurse nur geringe Aufmerksamkeit und konzentrieren sich stattdessen auf Dinge, die eigentlich nicht ins Gewicht fallen. Ein gutes Beispiel dafür ist das Interesse an einem möglichen Rückgang der Jahresgoldproduktion, ausgelöst durch steigende Kosten sowie die Goldkursverluste des letzten Jahres.

Die Annahme, das Sinken der jährlichen Goldproduktion könne ein wichtiger Grund für Optimismus am Goldmarkt sein, ist sehr, sehr abwegig. Sie zeugt zudem von einem großen Missverständnis hinsichtlich der Preisbildung am Goldmarkt, so dass jeder Analyst, der diese Ansicht vertritt, ignoriert werden sollte. Wie wir schon viele Male erklärt hatten, stockt der Bergbausektor das Goldgesamtangebot pro Jahr nur um einen sehr geringen prozentualen Anteil auf (um die 1,5%).

Das heißt auch Folgendes: Würde die Jahresproduktion des Bergbausektors um 10% sinken, so hätte das nur einen Effekt von 0,15% auf das Gesamtgoldangebot im betreffenden Jahr - selbiges trifft die Goldgesamtnachfrage zu, da beim Gold Angebot und Nachfrage immer gleich sind. Das sind in der Tat unerhebliche Mengen.

Man sollte nicht vergessen, Gold ist der einzige Rohstoff, dessen laufende Produktion nie einen wichtigen Einfluss auf den Preistrend haben wird. Im gleichen Zuge soll auch erwähnt werden, dass aus denselben Gründen (hohe, schon geförderte Angebotsmengen im Verhältnis zum neuen Angebot aus dem Bergbau) auch bei der Silbertrendanalyse die jährlichen Veränderungen beim Bergbauoutput ignoriert werden können, weil sie gering genug sind.

Ein weiteres Beispiel für schlechte Analyse, die in den Reihen der Goldbullen verbreitet ist, ist die Vorstellung, die Goldnachfrage ließe sich durch das Addieren der Goldflüsse zwischen den verschiedenen Teilen des Marktes bestimmen. Zu diesen Flüssen zählen die Goldmünzentransfers von den Münzhändlern zur Allgemeinheit, der Transfer von Gold außerhalb Chinas nach China, der Transfer von Gold aus den ETF hin zu anderen Goldhaltern und der Gold-Transfer von Commercial Traders hin zu den Schmuckkäufern in Indien.

Für jeden Käufer muss es einen Verkäufer geben, das gilt immer. Wenn man also zusammenzählt, welche Goldmengen innerhalb eines bestimmten Zeitraums gekauft wurden, dann sagt das im Allgemeinen nichts darüber aus, warum sich der Goldpreis im letzten Jahr so verhielt, wie er sich verhielt - oder darüber, wie sich der Goldpreis in der Zukunft verhalten wird.

Fakt ist, dass die Gold-Gesamtnachfrage immer genauso groß sein wird, wie das Gold-Gesamtangebot, welches wiederum den gesamten oberirdisch existierenden Goldbeständen entsprechen wird. Als der Goldpreis 2011 bei 1.920 $ sein Hoch erreichte, entsprach die Goldgesamtnachfrage genau der Menge aller oberirdisch existierenden Goldbestände; als der Preis dann letztes Jahr sein Tief bei 1.180 $ erreichte, war die Goldgesamtnachfrage dann immer noch genauso hoch, wie alle oberirdisch existierenden Goldbestände. Was bestimmt dann aber bitte die Preise?

Der Preis wird nicht durch die verkauften/ gekauften Mengen bestimmt. Ganz allgemein betrachtet, wird er durch das Verlangen der Käufer und Verkäufer bestimmt, ihre jeweilige ´Positionierung zu verändern. Wenn die Käufer motivierter sind, als die Verkäufer, dann wird der Kurs steigen. Wenn die Verkäufer motivierter sind als die Käufer, dann wird der Kurs sinken. Kursgewinne und Kursverluste kann es bei steigenden wie auch bei sinkenden Volumen geben.

Die Goldmarktanalyse sollte sich folglich auf Faktoren konzentrieren, die die Motivation, Gold zu halten, beeinflussen. Man sollte sich also im Allgemeinen auf makroökonomische Faktoren, wie reale Zinssätze, Kreditspreads, die Zinskurve, Inflationserwartungen und den Zustand des Bankensektors konzentrieren. Goldpessimisten sind darin eigenartigerweise besser als Goldoptimisten. Obwohl die Goldpessimisten den ökonomischen Hintergrund aktuell fehlinterpretieren (fälschlicherweise glauben viele von ihnen, dass eine echte Erholung stattfinden würde), so suchen sie zumindest an den richtigen Stellen nach Anhaltspunkten.

Falls Sie Goldoptimist sind, dann werden sie mit allergrößter Sicherheit in den nächsten Jahren richtig liegen, ganz gleich wie zweifelhaft Ihre Argumentation vielleicht sein mag. Aus den richtigen Gründen Optimist zu sein, wird erst dann wichtig, wenn sich der langfristige Bullenmarkt seinem Ende nähert.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com


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Dieser Artikel wurde am 25. Februar 2014 auf www.gold-eagle.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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