Gold mit überraschend starkem Jahresauftakt
20.03.2014 | Eugen Weinberg
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Für Negativschlagzeilen sorgte zuletzt auch der Zahlungsausfall einer Anleihe eines chinesischen Solarunternehmens. Die Solarindustrie macht mehr als10% der gesamten Industrienachfrage nach Silber aus. Die unterschiedliche Wahrnehmung von Gold und Silber zeigt sich auch beim Vergleich der Importstatistiken aus China. Während sich die chinesischen Goldimporte im letzten Jahr mehr als verdoppelt haben und mit knapp 1.160 Tonnen ein Rekordniveau erreichten, fielen die Silberimporte 2013 das dritte Jahr in Folge. Mit 2.566 Tonnen waren sie nur noch halb so hoch wie im Jahr 2010, als sie mit 5.154 Tonnen ein Rekordniveau erreichten (Grafik 13). Im Januar lagen die Silberimporte nochmals 22% unter dem Vorjahresniveau. Dies deutet auf eine anhaltend schwache Industrienachfrage hin, da Silber in China überwiegend für industrielle Zwecke verwendet wird.
Die Schwäche bei der Industrienachfrage kann durch die weiterhin robuste Investmentnachfrage nicht vollständig ausgeglichen werden. Ähnlich wie bei Gold kam es auch bei Silber während des ersten Quartals zu einem Stimmungsumschwung bei den ETF-Anlegern. Trotz Mittelabflüssen in der ersten Januarhälfte verzeichnen die Silber-ETFs seit Jahresbeginn Netto-Zuflüsse von 360 Tonnen. Das entspricht 80% der Netto-Zuflüsse des gesamten letzten Jahres, aber lediglich 1% der gesamten Silbernachfrage bzw. 2,5% der Industrienachfrage.
Aber auch bei den eher kurzfristig orientierten Finanzanlegern kam es zu einer merklichen Stimmungsaufhellung. Die spekulativen Netto-Long-Positionen stiegen Ende Februar auf 26,7 Tsd. Kontrakte, das höchste Niveau seit über einem Jahr. Vor allem Short-Positionen wurden dabei massiv reduziert (Grafik 7).
Der Anstieg der Netto-Long-Positionen seit Anfang Februar entspricht immerhin einer Menge von umgerechnet ca.3.500 Tonnen Silber. Diese können allerdings jederzeit wieder rückabgewickelt werden, falls die Preisentwicklung nicht den Erwartungen der spekulativen Finanzanleger entspricht.
Wir erwarten, dass der Silberpreis im Jahresverlauf seine Unterbewertung gegenüber Gold abbauen wird. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass sich die Industrienachfrage ausgehend von den Industrieländern beleben wird und keine Störfeuer aus China kommen. Zudem ist Silber relativ zu Gold preiswert, was die Investmentnachfrage weiterhin unterstützen sollte. Wir prognostizieren für Ende 2014 einen Silberpreis von 24 USD je Feinunze.
Auf einen Blick