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Die Demontage der US-Wirtschaft: Die ausbleibende Erholung

21.03.2014  |  Eric Sprott
Wir befinden uns nun im fünften Jahr nach dem "offiziellen" Ende der Großen Rezession (das National Bureau of Economic Research (NBER), das den offiziellen zeitlichen Rahmen für US-Rezessionen festlegt, sagte, dass die Rezession im zweiten Quartal 2009 endete), doch fühlt es sich kaum wie eine Erholung an. Und doch behaupten die Medien, die Sell-Side-Ökonomen, die Zentralbanker, der IWF, etc., dass die Wirtschaft der USA über den Berg ist.

Präsident Barack Obama sagte in seiner Rede zur Lage der Nation, dass er glaubt, 2014 könnte für die Wirtschaft der USA "ein Jahr des Durchbruchs" werden, und der IWF, der in einem Report mit dem Titel "Is the Tide Rising?“ (zu Deutsch "Steigt die Flut?") seine Prognose für das BIP-Wachstum der USA angehoben hat, sagt für 2014 nun ein Wachstum von 2,8% voraus. (1)

Ein genauerer Blick auf die Daten zeigt jedoch, dass die Dinge sich nicht verbessern und dass die US-Wirtschaft weiterhin schwächelt. Viele verweisen auf die Arbeitslosenquote als Zeichen einer Verbesserung. In der Tat ist diese seit einigen Jahren stetig gesunken und steht nun bei 6,7%. Was jedoch viele dabei zu vergessen scheinen, ist, dass die Arbeitslosenquote aus den falschen Gründen zurückgeht.

Ja, die USA haben neue Arbeitsplätze geschaffen, doch kann ein großer Anteil des Rückgangs bei der Arbeitslosenquote auf die entmutigten Arbeiter, die aus der Erwerbsbevölkerung ausgeschieden sind, zurückgeführt werden. (2) Dieser Effekt zeigt sich anhand der rückläufigen Erwerbsquote. Viele argumentieren, dass dieser Rückgang bei der Erwerbsquote struktureller Natur ist und durch die Bevölkerungsalterung verursacht wird. Diese Erklärung ist aber oberflächlich und irreführend.

Abbildung 1 zeigt den Beitrag verschiedener Altersgruppen zur gesamten Erwerbsquote. Wie in Abbildung 1 zu sehen ist, ist die Erwerbsquote seit Januar 2005 um 2,9% gesunken (von 65,8% auf 62,9%). Von diesem Rückgang wurden 1,3% resp. 4,7% von der Gruppe der 16- bis 24-Jährigen und der Gruppe der 25- bis 54-Jährigen verursacht. Der Rest wurde durch einen Anstieg der Erwerbsquote in der Gruppe der über 55-Jährigen ausgeglichen.


Abbildung 1: Beitrag zur Erwerbsquote in den USA (%)

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Anmerkung: Die Summe der einzelnen Komponenten ergibt die gesamte Erwerbsquote.
Quelle: Bloomberg, Berechnungen von Sprott


Dies spiegelt ein schweres Problem wider, da es suggeriert, dass geburtenstarke Jahrgänge es nicht schaffen, über die Runden zu kommen und länger arbeiten müssen oder sogar aus dem Ruhestand zurückkehren müssen, und dass die zukünftige Arbeitnehmerschaft, diejenigen im erwerbsfähigen Alter, aus der Erwerbsbevölkerung ausscheidet.

Interessanterweise wäre die Erwerbsbevölkerung ohne diesen "3%igen Beitrag" durch die Gruppe der über 55-Jährigen erstmals seit 1971, als die Erwerbsquote zu steigen begann, da Frauen der Arbeitnehmerschaft beitraten, unter 60% gesunken.

Doch damit nicht genug: Viele der Anfang 20-Jährigen, die sehen, wie schwierig es ist, Arbeit zu finden, bleiben länger auf dem College und häufen dabei haarsträubende Level von Studienschulden an. Dies stellt offensichtlich keine nachhaltige Lösung dar. Ausfallquoten bei Studienkrediten (ein Großteil hiervon ist von der US-Regierung versichert) haben ein Allzeit-Hoch erreicht (Abbildung 2). Die meisten dieser Studienkredite wurden verbrieft und mit dem Siegel der Regierung an Investoren verkauft (Kommt Ihnen das bekannt vor?).


Abbildung 2: Studienkredite mit einem Ausfall von 90 Tagen oder mehr (%)

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Quelle: Bloomberg, Berechnungen von Sprott


Für alle anderen (im Alter von 25 bis 54 Jahren) ist die Erwerbsquote ebenfalls rückläufig, wenn auch in einem langsameren Tempo. Dennoch steht der durchschnittliche US-Verbraucher noch immer schlechter da als vor der Großen Rezession. Das verfügbare Pro-Kopf-Realeinkommen (Abbildung 3) liegt heute niedriger als Ende 2005, während über den gleichen Zeitraum die Kosten der Gesundheitsvorsorge von 10,0% auf 11,5% des BIP gestiegen sind (Abbildung 4), wodurch die Mittel für Ermessensausgaben sinken.


Abbildung 3: Verfügbares Pro-Kopf-Realeinkommen
INDEX im vierten Quartal 2005 = 100

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Quelle: Bloomberg, Berechnungen von Sprott





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