Klage gegen JP Morgan und die COMEX
25.03.2014 | Theodore Butler
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Der vielleicht zwingendste Aspekt für eine Klage gegen die CME und JP Morgan wegen Marktmanipulation ist die Tatsache, dass diese Klage sich ausschließlich auf öffentliche, verfügbare Daten stützt, die von der CFTC in Form des wöchentlich erscheinenden Commitments of Traders (COT) sowie des monatlich erscheinenden Bank Participation Reports herausgegeben werden. Zusätzliche Beweise für JPMs kontrollierenden Marktanteil finden sich in den Derivate-Berichten des Office of the Comptroller of the Currency (OCC) - einer Abteilung des US-Finanzministeriums (bitte sehen Sie sich dahingehend meine öffentlichen Äußerungen gegenüber der Federal Reserve am Ende des Artikels an). Die CFTC-Daten könnten auf den ersten Blick etwas komplex wirken, es kann aber kaum Zweifel an ihrer allgemeinen Exaktheit sowie ihrer staatlichen Herkunft geben. Diese Daten werden aus Börseninformationen ermittelt, die an die CFTC weitergeleitet werden - die CME kann die Exaktheit dieser Daten also nicht leugnen. In diesen Datenserien gibt es keine Meinungen oder Doppeldeutigkeiten. Kurz: Diese Art von Daten wird auch vor Gericht Bestand haben.Den CFTC-Daten zufolge gibt es im Wesentlichen zwei Spekulantengruppen, die die Kurse an der COMEX bestimmen. Einerseits die technischen Fonds - Trader, die strikt nach Kurssignalen kaufen und verkaufen. Diese TechFonds, auch als Trendfolger und Momentum-Trader bezeichnet, kaufen Futures-Kontrakte, wenn die Kurse steigen und verkaufen diese (einschließlich Leerverkäufe) bei sinkenden Kursen, bis der Kurs anschließend wieder dreht. Diese Trader werden in der kategorisierten Version des COT unter der Kategorie “Managed Money“ erfasst, hauptsächlich deshalb, weil es sich um Investment-Fonds handelt, die im Auftrag außenstehender Investoren Handel treiben - auch bekannt als eingetragene Terminhandelsberater (Commodity Trading Advisors, CTAs).
Mit Sicherheit lässt sich eines über diese technischen Fonds sagen: Sie sind reine Spekulanten, denn in dieser von CFTC und CME definierten Kategorie befindet sich kein Bergbauunternehmen oder eigentlicher Metallnutzer. An und für sich ist daran nichts falsch, denn regulierte Terminmärkte benötigen Spekulanten für die Gegenseite der Transaktion, wenn legitime Hedger ihre Preisrisiken im normalen Geschäftsverlauf auslagern wollen. Das ist die ökonomische Rechtfertigung für die ursprüngliche Zulassung des Terminhandels durch den Kongress. Das Problem ist aber, dass es an der COMEX nur wenige legitime Hedger, wenn überhaupt welche, gibt, sondern nur andere Spekulanten, die fälschlicherweise als legitime Produzenten und Verbraucher kategorisiert werden.
Die zweite Spekulantengruppe wird im Wesentlichen als “Commercials“ kategorisiert- meist in der Gruppe "Produzenten/ Händler/Verarbeiter/ Nutzer", aber auch in der Gruppe der Swap-Händler. Da die gewählten Begriffe recht spezifisch sind und den Eindruck erwecken, dass nur legitime Hedger dazugehören, nehmen die meisten auch automatisch an, dass die Trader aus diesen kommerziellen Kategorien eben auch das sind - Teilnehmer, die ihr Geschäft absichern. Das ist aber nicht der Fall. Die meisten Trader dieser beiden Kategorien sind Banken, allen voran JP Morgan, die vorgeben, Absicherungsgeschäfte zu betreiben, aber dann in Wirklichkeit streng profitorientierten Eigenhandel betreiben. Einfach ausgedrückt: JP Morgan und andere mitpaktierende COMEX-Trader behaupten schlicht und einfach, sie wären aus geschäftspezifischen Gründen beim COMEX-Handel mit Gold, Silber und Kupfer beteiligt, wobei sie in Wirklichkeit nichts anderes als kostümierte Hedgefonds sind. Link.
Der Dreh- und Angelpunkt bei Klagen gegen JP Morgan und die CME ist die Frage, ob die Trader in den kommerziellen Kategorien des COT-Berichts nun tatsächlich Absicherung betreiben oder nur, wie die technischen Fonds, simple Spekulation. Die CME und JP Morgan werden nichts unversucht lassen, um zu zeigen, dass die Commercials in der Tat Absicherung betreiben und nicht spekulieren, und sie werde sich hinter dem Doppelkonzept verstecken, dem zufolge die Commercials entweder im Auftrage ihrer Kunden Positionshandel betreiben oder aber aktiv im Markt involviert sind und somit auch dringend benötigte Liquidität in den Markt bringen. All das wird legitim klingen, wenn man an Fantasiegeschichten glaubt und nicht an Fakten.
Bei JP Morgan gehört es zur Tradition, zu behaupten, man betreibe Absicherung, falls Fragen bezüglich einer ungewöhnlich großen spekulativen Position aufkommen. Als das Debakel um den Londoner Wal ans Licht kam, erklärte die Bank sofort, dass all das Teil einer Absicherungsposition für das Portfolio der Bank sei. Das trug ihnen aber nur öffentlichen Spott ein und wurde schnell aus Ausrede verworfen. JPM wird wahrscheinlich Begründungen wie Absicherung oder Marktmacherfunktion aus der Kiste holen, aber ein kompetenter Rechtsanwalt wird diese Ausreden wegblasen. Niemand gab JP Morgan (öffentlich oder gesetzlich) das Recht, die Market Corners an den COMEX-Märkten für Gold oder Silber aufrechtzuerhalten.
Im Dezember 2012 hielt JP Morgan einen Marktanteil auf der Short-Seite des COMEX-Gold und Silbermarktes, der sich auf 20% bzw. 30% des Netto-Open-Interest in jedem dieser beiden Märkte belief. Es ist nicht möglich, dass eine vernünftige Person einen derartigen Marktanteil in einem aktiv regulierten Terminmarkt nicht als Market Corner einstufen würde. Nachdem die Kurse im Jahr 2013 in historischem Umfang in die Tiefe manipuliert wurden, kehrte JP Morgan seine Market Corner im COMEX-Goldmarkt in eine Long-Market-Corner mit ganzen 25% um und reduzierte seine Short-Market-Corner beim COMEX-Silber von 35% auf weniger als 15%, wobei die Bank mehr als 3 Milliarden $ unrechtmäßiger Gewinne einstrich. JP Morgan sollte doch bitte einmal erklären, wie dieser Positionierungswechsel mit Absicherungsabsichten in Verbindung zu bringen und zu erklären ist.
Um den riesigen Positionswechsel an den Märkten für COMEX-Gold/Silber (und Kupfer) “wegzuerklären" wird JP Morgan zweifellos behaupten, man sei schließlich “Marktmacher”; die Bank wird verkünden, man habe doch schon immer bei sinkenden Kursen gekauft und bei steigenden verkauft. Wohl wahr, trotzdem ist die Bank weit davon entfernt, “heldenhaft“ zu sein (auch wenn sie sich gerne so darstellen möchte); genauere Untersuchungen werden schließlich etwas ganz anderes ans Licht bringen. Der Zweck des Marktmachens ist die Bereitstellung von Marktliquidität und die Herstellung von Preisstabilität. Legitimen Tradern wird ein wenig Spielraum hinsichtlich der Obergrenzen für Spekulativpositionen und hinsichtlich der Bestimmungen gegen ausufernde Marktanteile gegeben, um damit die Marktliquidität und die Preisstabilität zu erhöhen - wovon alle Teilnehmer profitieren.