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"Crash"-Sorgen

31.03.2014  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Von Anfang Oktober 2007 bis zum 9. März 2009 verlor der amerikanische Aktienmarktindex S&P 500 etwa 57 Prozent. Seither sind die Kurse wieder um etwa 177 Prozent gestiegen.

Die Kursgewinne vollzogen sich im Zuge einer Extrem-Geldpolitik. Die amerikanische Zentralbank (Fed) begann im Oktober 2008, die Basisgeldmengen drastisch auszuweiten.

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Quelle: Federal Reserve Bank of St. Louis, Bloomberg


Zudem senkte sie den Leitzins von 5,25 Prozent auf 0 bis 0,25 Prozent im Dezember 2008 ab. Die Zinsen erreichten damit Tiefststände wie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr gesehen.

Die extrem leichte Geldpolitik sorgte jedoch nicht nur für einen boomenden Aktienmarkt. Sie trieb auch die Kurse auf den Kreditmärkten in die Höhe. Vor allem die Anleihekurse von schlechten Schuldnern ("High Yield") stiegen.

Die Zentralbanken der Welt haben mit ihrer Geldpolitik die Kreditausfallsorgen aus den Finanzmärkten vertrieben. Dies zeigt sich an den sinkenden Risikoprämien, die schlechte Schuldner zahlen.

Die tiefen Zinsen halfen nicht nur, den Konjunktureinbruch in Grenzen zu halten. Sie ermunterten vielmehr auch Unternehmen, Verbraucher und Staaten, mit der Schuldenwirtschaft weiter zu machen.

Aus dieser Episode lässt sich Wichtiges lernen.


Regimewechsel

Als die Aktien- und Kreditmärkte in 2008 kollabierten, fürchteten Investoren, die Zentralbanken könnten einen „Crash“ des internationalen Geld- und Kreditsystems nicht verhindern - oder wollten es nicht bedingungslos verhindern.

Diese Einschätzung hat sich geändert. Zentralbanken haben bewiesen, dass sie jeden Schuldner mit neu geschaffenem Geld über Wasser halten können. Schließlich sind sie Monopolist für die Geldproduktion.

Sie haben auch gezeigt, dass sie einen Zusammenbruch des Geld- und Kreditsystems abwenden wollen - und dass sie ganz offensichtlich dazu bereit sind, alle dazu erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen.

Das Intervenieren der Zentralbanken in der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise markierte einen Regimewechsel. Den Zentralbanken geht es nunmehr nicht mehr vorrangig um den Erhalt des Geldwertes.

Ihre zentrale Zielsetzung lautet jetzt: Erhalt des Kredit- und Geldsystems. Das haben die Finanzmarktakteure spätestens zu Beginn des Jahres 2009 - dem Beginn des jüngsten Aktienmarktbooms - auch erkannt.

Investoren setzen nun darauf, dass es keine Abkehr mehr geben wird von diesem geldpolitischen Kurs. Die Aktien- und Anleihekurse, aber auch die Derivativpreise bauen auf eine Fortführung der Politik des billigen Geldes.

Selbst in der Rückführung der monatlichen Anleihekäufe durch die Fed scheinen Investoren keine wirkliche Abkehr von der Politik der Geldmengenvermehrung zu Tiefstzinsen zu erblicken.

Ein Ende der Tiefzinspolitik wäre ohne größere Erschütterungen der Konjunkturen und Finanzmärkte wohl auch nicht möglich. Auch ein langgestreckter Entzug würde Turbulenzen nicht vermeiden können. (1)

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Quelle: Thomson Financial





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