Das Märchen von der Deflation
27.12.2005 | Walter K. Eichelburg
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Die Auswirkungen für den Rest der WeltZum Abschluss möchte ich noch auf die Auswirkungen auf eines solchen Dollar-Verkaufs auf den Rest der Welt eingehen. Das kommt in den meist US-Amerikanischen Newsletters meist zu kurz.
Das Problem ist, dass alle Währungen dieser Welt eigentlich durch nichts gedeckt sind bzw. Derivate des US-Dollars sind, d.h. die Währungsreserven dahinter sind meist US-Dollars. Verfallen die Dollars, kommen diese Währungen in Bedrängnis. Die Zentralbanken haben also 4 Möglicheiten:
a.) Verkauf der Dollars gegen eigene Währung (ist eine Reduktion der lokalen Geldmenge) mit einer massiven Deflation. Bei Abschreibungen von Teilen der Dollar-Werte müsste ebenfalls lokales Geld eingezogen werden.
b.) Umschichtung der Dollars in andere Währungen
c.) Kauf von Gold mit den Dollars
d.) Mitmachen bei der Dollar-Abwertung, d.h. die Dollars halten und auch eine Hyperinflation produzieren - die derzeitige Methode
Die ersten 3 Varianten sind mit einer Aufwertung der eigenen Währung gegenüber dem USD verbunden. Dies ist aber bei den Politikern unbeliebt, wie ich in dem Artikel "Der Letzte Versuch II" beschrieben habe. Nur der Euro- und Yen-Raum haben überhaupt ein gewisses Aufnahmevermögen.
Besonders der Euro würde in einem solchen Fall wahrscheinlich zerbrechen, da die Ungleichgewichte im Euro-Raum dann noch stärker zum Tragen kommen.
Die Wahrscheinlichkeit ist also groß, dass mit der Flucht aus dem Dollar gleich eine Flucht aus allen Fiat-Währungen in das Gold losgeht. Die Geldmengen, die hier ins Spiel kommen, sind gigantisch. Der letzte Goldpreis-Anstieg im Dezember 2005 bis 540 $/oz war ein Warnsignal. Irgendwann wird die Goldpreis-Manipulation zerbrechen, wie schon der Gold-Pool der 60er Jahre aufgeben musste. Nur diesesmal kann sich niemand mehr so hohe Zinsen leisten, wie sie 1980 zur Dollar-Stabilisierung notwendig waren: 21%.
Wichtig: Eine echte Deflation verlangt, dass kein Geld aus dieser Währung abgezogen wird, sondern sogar noch zufließt, so dass die Währung im Kurs steigt. Das wird sicher beim SFR (Schweizer Franken) passieren, ist aber beim Euro wegen dessen eigenen Fragilität aber fraglich.
Das einzige wirkliche "Kapital" der heutigen Fiat-Währungen ist das Vertrauen in ihre Werthaltigkeit. Und hier besonders der Werthaltigkeit und Sicherheit der Staatsanleihen. Wenn diese am freien Markt nicht mehr verkauft werden können, bleiben nur mehr 2 Möglichkeiten:
a.) den Staatsbankrott anzumelden
b.) die Zentralbank zwingen, die Anleihen zu monetisieren
Beide Varianten produzieren eine Kapitalflucht, nicht nur aus den Staatsanleihen, sonderen auch aus der betroffenen Währung. Es wird daher eine Flucht in die einzige Währung einsetzten, hinter der keine Schulden stehen: Gold.
There is no rush like a gold-rush.
Also Silber und Gold werden einen Aufstieg machen, Bonds und Papierwerte aller Art einen Abstieg.
Was kann der Investor tun?
Nur die wenigsten Menschen beschäftigen sich intensiv mit diesen Dingen. Dem gigantischen Schuldenberg stehen natürlich Vermögen gegenüber, die in fast allen Ländern primär den oberen 20% gehören. Diese Vermögen werden großteils untergehen. Hinter all den Lebensversicherungen und Pensionsfonds stehen natürlich Finanzwerte wie Aktien, Bonds, Immobilien. Das hat bereits 2002 zu einer massiven Krise bei den deutschen Lebensversicherern geführt. Die Manager dieser Fonds sind alles Angestellte, d.h. sie investieren wie der "kleine Anleger" - sie kaufen am Höhepunkt und verkaufen am Tiefpunkt. So geschehen mit den Aktien zwischen 1998 und 2003. Derzeit kaufen sie in Europa langjährige Staatsanleihen zu 3% Zinsen - am Höhepunkt der Bond-Bubble. Der eigene Job und die Karriere sind von wenigen Ausnahmen abgesehen wichtiger als das Geld der Anleger. Man sollte sich von solchen strukturierten Anlageformen nicht viel erwarten.
Man sollte unbedingt in physischem Gold investiert sein. Möglichst in goldfreundlichen Ländern, niemals in den USA. Das Gold sollte "allocated" d.h. zugewiesen sein, niemals ein Zertifikat, denn dieses ist nur eine Forderung gegenüber einer Bank. Daneben sollten auch noch sicher angelegte Cash-Reserven in Euro und SFR bestehen, die im Bedarfsfall in Bargeld umgetauscht werden können. Niemals nur in 1kg oder grösseren Barren anlegen, auch in kleineren Münzen, denn Gold wird sehr wertvoll werden. Sonst stellt sich dann das Problem der Teilung.
Spekulative Investoren können wegen des Hebeleffekts in Gold- und Silberminen investieren, wenn möglich in Kanada und Australien und niemals in "gehedgten" Minen die ihr Gold bereits "vorwärts" verkauft haben. Beachten Sie das politische Risiko. Alle anderen Rohstoffe gehen in einer Wirtschaftskrise meist im Preis real hinunter. Wahrscheinlich nicht in Dollar.
Generell ist das Anlageproblem nicht trivial, denn man muss sowohl für eine spontane Deflation (weltweiter Derivatencrash) als auch für eine Hyperinflation Vorkehrungen treffen. Wenn plötzlich die Banken schließen, brauchen Sie Cash (Papiergeld), denn davon gibt es nur sehr wenig auf der Welt - im Gegensatz zum dann meist nicht mehr zugreifbaren elektronischen Buchgeld.
In der Hyperinflation dagegen schmilzt der Wert des Bargeldes bald dahin. Und jede Inflation schlägt einmal in eine Deflation um, besonders wenn es eine Kreditinflation wie unsere ist.
Alle langfristigen Anlagen wie Bonds oder allgemeine Aktien werden im Wert weit hinunter gehen, die kann man dann billig aufkaufen. Aber weder in einer Deflation noch Hyperinflation sollte man drinnen sein.
Ben Bernanke und seine Verschleierung der M-3 Geldmenge machen das Problem allerdings einfacher. Mit Goldanlagen kann man eigentlich nichts falsch machen, da durch Mr. Helicopter der Goldpreis steigen wird, auch wenn er kein Geld aus Hubschraubern abwerfen sollte.
In Europa sollte man allerdings aus Krediten heraus sein, besonders SFR-Krediten und allen Krediten mit variablen Zinsen. Sonst wird sogar eine Hyperinflation gefährlich, eine Deflation sowieso.
PS: Auch die Zentralbanken, die heute noch Gold verkaufen, werden wieder zukaufen, aber zu viel höheren Preisen - wenn es richtig ernst wird.
Diese Informationen sind selbstverständlich nur völlig unverbindliche Informationen und Meinungen, keinerlei Anlageberatung in irgendeiner Form. Sie beantworten allgemeine Fragen aus den vielen Zuschriften zu meinen früheren Artikeln.
Zusammenfassung
Wir haben es heute mit dem größten Schuldenturm aller Zeiten zu tun, der niemals mehr rückzahlbar ist. Wann immer ein Land (im Ausland) hoch verschuldet war, kam irgendwann die Kapitalflucht. Diese führte zur massiven Abwertung der betroffenen Währung und einer wirtschaftlichen Depression sowie Regierungswechsel. Diesesmal scheinen die USA mit ihrer Superverschuldung und dem riesigen Außenhandels-Defizit an der Reihe zu sein. Vermutlich wird man eine Hyperinflation produzieren und die Welt mitreissen.
Die "Deflation" ist also ein Märchen - in Wahrheit ist es eine Währungskrise durch Kapitalflucht.
Was heute eine elegante Verschleierung von Kreditrisiken ist - die „Securitization“ von Krediten in Anleihen, erleichtert im Krisenfall nur den schnellen Abverkauf und ergibt damit eine Beschleunigung des Szenarios.
Man sollte nicht vergessen, wenn es diesmal die Weltreseve-Währung US-Dollar trifft, reißt es wahrscheinlich alle Währungen der Welt mit. Bei bisherigen Krisen konnte man immer noch in den USD ausweichen, diesmal hilft nur Gold - wahrscheinlich die neue Weltreserve-Währung. Auch der Schweizer Franken ist (politisches) Papier, sonst hätte er 2005 beim Euro-Verfall steigen müssen.
© Walter K. Eichelburg