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“We are a bank-based economy.”

14.04.2014  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Eine Reihe von Faktoren macht die isländische Finanzkrise "besonders", es ist also nicht ohne Weiteres möglich, die Krisenerfahrungen in Island zu verallgemeinern. Doch es gibt einen Faktor, den es gilt hervorzuheben:

Die isländischen Banken gingen unter (und mit ihnen kollabierte die isländische Wirtschaft), weil sie nicht mehr zahlungsfähig waren: Sie verfügten nicht über ausreichende Fremdwährungsbeträge.

Genau das - die Zahlungsunfähigkeit der Banken - wird aktuell weltweit in allen großen Volkswirtschaften nun aber verhindert: Neues Geld wird geschaffen oder in Aussicht gestellt, um Banken zahlungsfähig zu halten.


Schlussfolgerungen

Was Island nicht konnte - nämlich US-Dollar, Euro, Britisches Pfund und Schwedische Kronen "aus dem Nichts" schaffen -, können die Zentralban-ken in den USA, dem Euroraum, in Großbritannien und in Schweden.

Mit unbegrenzten Kreditlinien und künstlich gesenkten Zinsen halten die Zentralbanken die Geschäftsbanken über Wasser. Die Sorgen vor Zahlungsausfällen im Bankensektor haben sich dadurch geradezu in Luft aufgelöst.

Das Beispiel hat bereits Schule gemacht. Auch die Bank von Japan und seit kurzen auch die People’s Bank of China sind auf den Kurs der Basisgeldmengenvermehrung eingeschwenkt.
Die Zentralbankpolitiken dieser Welt richten sich mehr denn je an den Bedürfnissen der Banken aus. Der Präsident der EZB, Mario Draghi, machte das deutlich, indem er sagte: "We are a bank-based economy."*

Diese Sichtweise hat eine wichtige Konsequenz: Um das Funktionieren des Geschäftsbankensystems sicherzustellen, muss fast jedes Mittel recht erscheinen, schließlich dient es den Volkswirtschaften.

Dass die Volkswirtschaften (noch) Wohlstand erzeugen, erklärt sich vermutlich jedoch nicht wegen, sondern vielmehr trotz des Bankenapparates, genauer: trotz des Papiergeldbankenapparates.


Papiergeldsystem

Banken schaffen per Kreditvergabe neues Geld. Sie betreiben gewissermaßen Geldschaffen "aus dem Nichts", weil die Bankkredite nicht durch "echte Ersparnis" gedeckt sind.

Die Folgen sind problematisch und sehr weitreichend. Das Geldschaffen aus dem Nichts löst Konjunkturaufschwünge (Booms) aus, die nachfolgend in einen Abschwung (Bust) münden.

Das aus dem Nichts geschaffene Geld ist inflationär, und es setzt Spekulationsblasen und Fehlinvestitionen in Gang, durch die knappe Ressourcen regelrecht verschwendet werden.

Will die Geldpolitik den Bankenapparat zahlungsfähig halten, wird sie die Basis-Geldmengen weiter ausweiten müssen. In den Vereinigten Staaten und Japan hat diese Politik bisher vor allem die Aktienkurse angehoben.

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Quelle: Thomson Financial, eigene Berechnungen. Geldmengen in Billionen Yen be-ziehungsweise Milliarden Euro. *Ohne Bargeld.


Ähnliches könnte sich bald im Euroraum zutragen, möglicherweise verbunden mit einer merklichen Abwertung des Euro-Wechselkurses (ähnlich, wie es beim japanischen Yen zu beobachten war).

Wenn auch die letzte der großen Zentralbanken, die EZB, auf das ungehemmte Geldmengenvermehren setzt, könnte auch die Edelmetallnachfrage wieder ansteigen.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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