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Silber wieder auf Ausgangsniveau der Hausse 2010/11

14.04.2014  |  Thorsten Proettel
Rückkehr zum Ausgangsniveau der Hausse 2010/11

2013 markiert zudem das Jahr mit dem drittstärksten Silberpreiseinbruch in der Geschichte. Lediglich 1980 und 1981 waren höhere Rückgänge zu verbuchen, die allerdings in Zusammenhang mit der Hausse von 1979 zu sehen sind. In gewisser Weise kann auch das jüngste Absinken als Ausgleich nach einem starken Anstieg interpretiert werden. Immerhin kletterte der Silberpreis im Jahr 2010 um mehr als 80%, womit das zweitstärkste Jahresplus seit 1979 markiert wurde. Diese Silberhausse fand allerdings nicht im gesamten Kalenderjahr 2010 statt, sondern sie begann erst im Sommer und erstreckte sich dann bis auf das Frühjahr 2011.

Ausgehend von Notierungen um 18 USD je Feinunze im August 2010 kletterte das Edelmetall bis auf knapp 50 USD im April 2011. Wie bereits mehrfach in der Vergangenheit an dieser Stelle erläutert, dürfte eine Ursache hierfür vor allem in Silberkäufen durch US-Investmentbanken zur Glattstellung von ungedeckten Short-Positionen zu suchen sein. Darüber hinaus war auch die zuerst stark steigende und dann wieder fallende Silbernachfrage der Solarzellenindustrie nicht ganz unbeteiligt. Auf jeden Fall entfernten sich die Notierungen im Jahresverlauf 2011 von den Spitzenwerten und pendelten anschließend um die Marke von 30 USD. Der Rückgang im vergangenen Jahr mit Tiefständen unter 19 USD je Feinunze im Juni und Februar brachte Silber sozusagen wieder auf das Ausgangsniveau der Hausse von 2010/11 zurück.

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Rückgang aus fundamentaler Sicht bemerkenswert

So leicht sich die Preisentwicklung des vergangenen Jahres nachträglich in den großen Rahmen aus vorangegangener Hausse und Goldpreisabsturz einordnen lässt, so schwer fällt es andererseits, eindeutige fundamentale Erklärungen für den Rückgang zu finden. Die physische Silbernachfrage war nämlich durchaus vorhanden. Nach Angaben der Agentur Thomson Reuters GFMS erhöhten sich die Silberkäufe der wichtigsten Nachfragegruppen gegenüber 2012 sogar.

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Für 2014 Fortsetzung der höheren Industrienachfrage erwartet

Traditionell geht der mit Abstand größte Teil der weltweiten Silbernachfrage auf die Industrie zurück, wo das Edelmetall unter anderem als elektrisches Leitermaterial eingesetzt wird. Gemäß GFMS betrug der Bedarf im Jahr 2013 knapp 14.800 Tonnen, was einem leichten Plus in Höhe von 1,1% gegenüber 2012 entspricht. Die Industrienachfrage hat sich damit wieder stabilisiert, nachdem vor allem die Einsparmaßnahmen in der Solarzellenherstellung in den beiden vorangegangenen Jahren zu Rückgängen geführt haben. So war 2011 ein Minus der Industrienachfrage von 2,6% und 2012 sogar eine Minderung von 3,7% zu verbuchen. Offenbar werden die noch immer fortgeführten Anstrengungen zur Verringerung des Silberbedarfs in der Photovoltaik inzwischen aber durch die allgemein höhere gewerbliche Nachfrage überkompensiert.

Der jüngste Zuwachs der industriellen Nachfrage um 1,1% blieb allerdings deutlich hinter den Vergleichswerten aus der Zeit vor der weltweiten Wirtschaftskrise zurück. In den Jahren 2004 bis 2007 wuchs der Silberbedarf dieser Abnehmergruppe um durchschnittlich 7,2%, wobei das Wirtschaftswachstum in der genannten Zeitspanne mit gut 5% auch um rund zwei Prozentpunkte höher lag als 2013. Im laufenden Jahr dürfte der industrielle Silberbedarf vermutlich etwas stärker steigen als im letzten. Hierfür spricht zum einen unsere Erwartung eines stärkeren Wirtschaftswachstums von 3,8%. Zum anderen fallen die fortgesetzten Anstrengungen der Solarzellenbranche, immer weniger Silber einzusetzen, auf dem erreichten niedrigen Niveau weniger stark ins Gewicht. Wir kalkulieren mit einer Zunahme in Höhe von 1,5% auf 15.000 Tonnen.

Verwendung als Schmuckmetall nahm zu

Die Nutzung als Schmuckmetall ist der zweitwichtigste Verwendungszweck von Silber. Die Marktbeobachter von GMFS errechneten für das vergangene Jahr einen Anstieg um 5,6% auf rund 6.000 Tonnen, was einem Anteil an der Gesamtnachfrage in Höhe von 18% entspricht. Damit wurde gleichzeitig wieder der alte Höchststand aus dem Jahr 2010 erreicht, nachdem der Schmucksilberbedarf 2011 und 2012 rückläufig war. Zu der jüngsten Entwicklung hat einerseits der niedrigere Preis beigetragen, der Silber für Käufer attraktiver machte. Andererseits führten die Importhemmnisse für Gold in Indien zu Ausweichreaktionen. So sind die indischen Goldimporte von 2.115 Tonnen im Jahr 2012 auf 6.125 Tonnen 2013 angestiegen. Im laufenden Jahr ist allerdings eher mit einer Stagnation der Silbernutzung durch Schmuckhersteller zu rechnen, zumal eine Lockerung der Einfuhrbestimmungen für Gold in Indien in der zweiten Jahreshälfte denkbar ist.


Run der Anleger auf Silber

Der Preiseinbruch führte im vergangenen Jahr zu einem Run von Schnäppchenjäger auf Silber. In Deutschland befeuerte zudem die drohende Mehrwertsteuererhöhung auf Silbermünzen die Nachfrage der Anleger. In der Summe stiegen die von GFMS beobachteten Käufe um knapp 25% auf rund 3.600 Tonnen an. Dies entspräche einem Anteil der Investoren von 11% an der Gesamtnachfrage. Die tatsächliche Menge der Anlegerkäufe dürfte aber sogar noch etwas höher ausgefallen sein. Das US-Münzamt prägte 2013 fast 42,7 Millionen Eagle-Münzen mit einem Feingewicht von je einer Unze. Insgesamt wurden somit 1.327 Tonnen Edelmetall allein für die Herstellung dieser Silberstücke aufgewendet und der bisherige Rekord aus dem Jahr 2011 übertroffen.

Die vergleichsweise hohe Nachfrage nach Silver Eagles setzt sich im laufenden Jahr bislang fort. Im ersten Quartal 2014 wurden bereits 13,9 Mio. Stücke hergestellt, was knapp dem Wert aus dem Vorjahresquartal entspricht. Insgesamt dürften die Prägezahlen 2014 aber leicht rückläufig sein. Der Run der Anleger auf das weiße Edelmetall wurde nicht zuletzt durch den starken Preisrückgang im zweiten Quartal 2013 angekurbelt, und eine Wiederholung dieses Ereignisses ist wenig wahrscheinlich.




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