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Silber wieder auf Ausgangsniveau der Hausse 2010/11

14.04.2014  |  Thorsten Proettel
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Silber-ETCs waren und sind gefragt

Die Entwicklung der Silber-ETCs in den vergangenen Monaten gibt ebenfalls Zeugnis vom großen Interesse der Investoren an diesem Edelmetall. Während die mit physischem Gold hinterlegten Wertpapiere den größten Abverkauf in ihrer Geschichte hinnehmen mussten, bestand für mit Silber besicherte Wertpapiere zwischenzeitlich erhebliche Nachfrage. Der von Bloomberg errechnete Gesamtbestand aller Emittenten kletterte von rund 18.900 Tonnen zum Jahreswechsel 2012/13 bis auf knapp 19.750 Tonnen rund zweieinhalb Monate später.

Diese Bewegung entsprach Mittelzuflüssen in Höhe von etwa 820 Millionen USD. Die große Baisse im zweiten Quartal 2013 veranlasste zwar die Anleger, einen Teil ihrer Silber-ETCs zu veräußern. Der Gesamtbestand sank deshalb im Juni unter den Jahresanfangswert. Zu Beginn des zweiten Halbjahres setzte das Interesse parallel mit den sich erholenden Notierungen aber wieder ein und Ende August kletterte der ETC-Silberschatz erstmals über die Marke von 20.0000 Tonnen. Trotz abermals rückläufiger Tendenz im vierten Quartal blieb bei einem Stand von 19.375 Tonnen am Jahresende per Saldo eine Zunahme der Bestände im Kalenderjahr 2013 um 460 Tonnen und Netto-Mittelzuflüssen in Höhe von mehr als einer halben Milliarde USD. Im laufenden Jahr waren trotz der verhaltenen Silberpreisentwicklung bislang Käufe der ETCs in Höhe von gut 400 Tonnen beziehungsweise Mittelzuflüsse von knapp 300 Mio. USD zu beobachten.

Angesichts dessen und der für steigende Preise sprechenden fundamentalen Lage ist somit auch in den kommenden Monaten mit Käufen der häufig prozyklisch handelnden ETC-Anleger zu rechnen.


Minenförderung steigt weiter an

Der Preisrückgang im vergangenen Jahr könnte natürlich auch von einer Angebotsschwemme ausgelöst worden sein. Tatsächlich stieg die Silberförderung 2013 weiter an. Die gewonnene Menge betrug gemäß Thomson Reuters GFMS insgesamt gut 25.300 Tonnen, was allerdings nur einem Plus von 3,5% entspricht. Ein Preisrückgang von rund 35% lässt sich hierdurch aber kaum erklären. Abgesehen hiervon soll aber die Erhöhung der Silberausbeute in den vergangenen Jahren nicht unerwähnt bleiben. Sie stieg um rund ein Drittel an. Ein großer Teil hiervon ist der so genannten sekundären Produktion geschuldet, die mehr als drei Viertel der Gesamtförderung ausmacht. Hierbei handelt es sich um die Gewinnung von Silber vor allem als Nebenprodukt des Kupfer-, Blei- und Zinkabbaus.

Letztlich sind somit Investitionen in Basismetallminen ein wichtiger Faktor für das Silberangebot. Die vor allem 2011 und 2012 rückläufigen Notierungen dieser Rohstoffe gaben den Bergbaukonzernen bereits Anlass zur Überarbeitung ihrer Expansionspläne. Insofern würde es kaum überraschen, wenn der Anstieg der Silberförderung in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts ein Ende findet. Für die Jahre 2014 und auch 2015 sind angesichts der bereits fest eingeplanten Kapazitätserweiterungen vor allem im Kupferbergbau mit leichten Zunahmen der Silberförderung zu rechnen.


Recycling stark preisabhängig

Die Wiederaufbereitung von Silber aus abgenutztem Tafelbesteck, altem Schmuck, nicht mehr verwendeten Elektronikbauteilen oder Münzen und Barren führte im vergangenen Jahr zu einem sekundären Angebot in Höhe von knapp 7.300 Tonnen. Dies entspricht gut 22% des Gesamtangebots und bedeutet ein Minus von 7,9% gegenüber 2012. Der Grund für diesen Einbruch ist im gesunkenen Silberpreis zu suchen, der beispielsweise die aufwändige Bearbeitung von altem Elektronikschrott weniger attraktiv macht. Umgekehrt führte der starke Preisanstieg 2010 und 2011 zu einem Anstieg des Recyclingvolumens von 14,5% beziehungsweise 12,8%. Im letztgenannten Jahr kamen somit immerhin gut 8.000 Tonnen Altsilber auf den Markt, während es 2008 und 2009 nur gut 6.200 Tonnen waren. Angesichts des im Vergleich zu den vergangenen Jahren niedrigen Silberpreises gehen wir für 2014 von einem erneuten Rückgang des Recyclingvolumens aus und rechnen mit einem sekundären Angebot in Höhe von 6.500 Tonnen.


Terminbörse starker Einflussfaktor

Die Entwicklung der Edelmetallnotierungen wird insbesondere in der kurzen Frist in entscheidendem Maße von den Terminbörsen beeinflusst. An ihnen sind neben Minen- und Industrieunternehmen beziehungsweise die sie dort vertretenen Banken auch Spekulanten aktiv. Einerseits sind die Spekulanten aus Sicht der anderen Marktteilnehmer willkommen, da sie die Liquidität der gehandelten Kontrakte erhöhen und somit zum Funktionieren der Börse beitragen. Andererseits sorgen sie oftmals für zusätzliche Preisvolatilität. Die Entwicklung auf dem Markt für Silberfutures in den vergangenen Monaten ist ein gutes Beispiel. Zum Jahresbeginn 2013 betrug die Netto-Long-Position der Money Manager an der US-Terminbörse gut 22.500 Kontrakte. Sie wurde bis Ende des zweiten Quartals nicht nur vollständig abgebaut, sondern es wurde kurzfristig sogar eine Netto-Short-Position aufgebaut.

Diese Bewegung entspricht rechnerisch dem Verkauf von 3.500 Tonnen Silber und diese Menge entspricht wiederum mehr als 10% der weltweiten physischen Nachfrage im vergangenen Jahr. Vor diesem Hintergrund fehlt es nicht schwer, die Aktivitäten dieser Akteure als ein Grund für den Preisrutsch auszumachen. Hinzu kommt, dass sich die hier genannten Zahlen nur auf den von der US-Aufsichtsbehörde CFTC betrachteten Futureshandel in den USA beziehen. Da die Entwicklung im nicht regulierten OTC-Markt vermutlich stets in ähnlichen Bahnen läuft, dürfte der Druck vom Terminmarkt auf das Silber sogar noch höher ausgefallen sein. Im zweiten Halbjahr 2013 und auch während der Krim-Krise Anfang 2014 stieg die Netto-Long-Position wieder beträchtlich an, bröckelte zuletzt aber wieder ab.


Fazit

Der starke Preiseinbruch des vergangenen Jahres lässt sich zumindest teilweise auf massive Verkäufe von Silberinvestments am Terminmarkt zurückführen, die vermutlich durch den Goldpreiseinbruch motiviert wurden. Darüber hinaus bleibt festzuhalten, dass sich der heftige Niedergang der Notierungen nicht allein mit Fundamentaldaten erklären lässt. Zwar traf die insgesamt leicht gestiegene Nachfrage auf ein ausreichendes Angebot. In der Summe lässt sich daraus aber kein Preisrückgang von 35% herleiten. Für die kommenden Monate rechnen wir angesichts des etwas stärkeren Wirtschaftswachstums mit einer Zunahme der industriellen Nachfrage sowie mit einer weiterhin robusten Anlegernachfrage. Die Käufe dürften trotz der leicht ansteigenden Silberförderung auf ein lediglich stagnierendes Angebot treffen, so dass wir von einer Verteuerung des Silberpreises auf rund 22 USD je Feinunze ausgehen. Eine zentrale Voraussetzung hierfür ist das erwähnte rückläufige Recyclingaufkommen. Die Sensibilität dieses Angebotsfaktors auf größere Preisschwankungen dürfte die Verteuerung des Edelmetalls begrenzen.


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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