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Was passiert wenn die Welt ins Gleichgewicht kommt ?

30.12.2005  |  Matthias Lorch
Amerikas Handelbilanzdefizit ist riesig und wächst noch immer. Die Amerikaner leihen sich über 2 Milliarden Dollar täglich um es bezahlen zu können. Bei ca. 100 Millionen Haushalten sind das ca. 7.000 Dollar pro Jahr und Familie.

Dieses Geld wird dann für Konsumartikel vom Ausland ausgegeben. Das Geld müsste auf normalem Wege von der Regierung über Steuereinnahmen von der Bevölkerung eingesammelt werden. Stattdessen wird es von den Herstellern der Konsumartikel zurück recycelt, um deren Wechselkurs niedriger zu halten. Die letzten vier Jahre haben so die Zahlungsverpflichtungen der Amerikaner pro Familie um 19.000 Dollar auf 74.000 Dollar erhöht.

Wie ernst ist die Lage? Niemand weiß, wie viel das System verkraftet, aber wir wissen, dass in Argentinien eine Zahlungsverpflichtung von 12.000 Dollar pro Familie eine Kapitalflucht bewirkte und dann als direkte Folge daraus die Zahlungsunfähigkeit resultierte.

Das außerordentliche Vertrauen in die Wirtschaftkraft der USA hat bislang Schlimmeres verhindert - aber wie lange wird dies noch andauern? Ein fallender Dollar allein kann das Defizit nicht umkehren. Denn trotz fallendem Dollar wurde das Defizit immer größer. Wie man dem untengezeigten Chart entnehmen kann, besteht seit 1982 kein Zusammenhang zwischen einem schrumpfendem Defizit und dem Dollar.

Der obere Teil des Charts zeigt den handelgewichteten Dollarkurs, der untere das Handelsbilanzdefizit im Quartal und in Milliarden Dollar. Der Chart zeigt das vierteljährige Defizit ab 1980. Es wurde zwischen 1988 und 1991 (im Bereich 1) zu einem kleinen Überschuss, der Dollar ging jedoch seitwärts. Das Defizit verdoppelte sich allerdings ab 2002 (im Bereich 2) von ca. 100 Milliarden zum Beginn des Jahres 2005 auf 200 Milliarden, obwohl der handelsgewichtete Dollar 20% verlor.

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Eine Ursache für das gewaltige Handelbilanzdefizit sind natürlich die weit niedrigeren Herstellungskosten in anderen Ländern. Was soll zum Beispiel eine Aufwertung des Renmimbi um 10% bewirken, wenn die Stundenlöhne in China bei 50 Cent liegen und in den USA bei 32 Dollar?

Der Hauptgrund dafür allerdings ist einfach die Möglichkeit der Amerikaner über ihre Verhältnisse zu leben und nur eine Rezession oder Schlimmeres kann die Bilanz wieder in die Balance bringen.

Warren Buffet hat dazu in seinem Artikel in der Zeitschrift Fortune schon im November 2003 gesagt:
"A perpetuation of this transfer will lead to major trouble." ("Eine Beibehaltung dieses Transfers wird zu Riesenärger führen.")
"Make no mistake, a solution must come." ("Begehe keinen Fehler, eine Lösung muss kommen.")
"If something cannot go on forever, it will stop." ("Wenn etwas nicht für immer weitergehen kann, dann wird es aufhören.")

Was sagt der Vorgänger von Federal Reserve Chef Greenspan, Paul Volcker dazu? Paul Volcker erhöhte, als damaliger Chef der FED, 1982 die Zinsen auf 15% und bekämpfte damit erfolgreich die Inflation. Quelle: www.newsmax.com, vom 10. Juni 2005


Volcker: U.S. Economic Crisis Imminent
..."Former Fed Chairman Paul Volcker said he doesn’t see how the US can keep borrowing and consuming while letting foreign countries do all the producing. It’s a recipe for American economic disaster."...

(Volcker: US-Wirtschaftkrise steht bevor)
(".... Der frühere Vorsitzende der Federal Reserve Paul Volcker kann nicht verstehen, wie die USA das Borgen und Konsumieren beibehalten können, während sie andere Länder alles produzieren lassen. Das sei ein Rezept für ein Desaster."...)

Was sagt der ehemalige Präsident Clinton der Vereinigten Staaten dazu. Quelle: Stuttgarter Zeitung vom 07.11.2005


Bill Clinton geißelt US-Finanzpolitik
"Die Hälfte aller Steuersenkungen kommt den reichsten ein Prozent des Landes zugute. Gleichzeitig gerät unser Defizit außer Kontrolle. Wir müssen uns buchstäblich jeden Morgen irgendwo Geld leihen, um nicht sofort zahlungsunfähig zu werden. Ich weiß nicht, wie lange das noch gut gehen soll"...

Was sagte Federal Reserve Chef Greenspan auf dem G7 Treffen am 3. Dezember 2005 dazu? Quelle: http://news.bbc.co.uk


Greenspan is warning
"If the pernicious drift towards fiscal instability in the US and elsewhere is not arrested, and is compounded by a protectionist reversal of globalisation, the adjustment process could be quite painful for the world economy."...)

(Greenspan warnt)
("Wenn dieser bösartige Rutsch zur fiskalischen Instabilität in den USA und sonst wo nicht beseitigt wird und noch verstärkt wird durch Schutzmaßnamen welche die Globalisierung zurückdrehen wollen, dann könnte die Herstellung der Balance für die Weltwirtschaft ziemlich schmerzhaft werden."...)




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