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Das Universum der Goldpositionen

22.04.2014  |  Philip Hopf
Die Vielfalt an Meinungen ist nirgendwo größer in der Investmentbranche, als in der Welt der Edelmetalle. Jede Persönlichkeit mit der ich spreche, kommt mit ihrer ganz eigenen Ideologie daher und hat mindestens eine Position zu den Edelmetallen, vor allem aber zu deren Daseinsberechtigung. Was die Diskussion um die Edelmetalle so erhitzt, aber auch für viele so relevant macht, sind die in nicht minderer Zahl auftretenden Gegenpositionen zu den Metallen.

Die mannigfaltigen Ansichten und ihre Anhänger, reichen von Manipulationstheoretikern, über die "Papierhasser" welche Fiat Geld aufgrund seiner fehlenden Sicherheit grundsätzlich ablehnen, Fundamentale und Anhänger technischer Analysen bis hin zu "Guru-Anhängern". Während keiner der eben genannten, in den letzten 3 Jahren verrückter Marktbewegungen, in der Lage war, die wöchentlichen und monatlichen Bewegungen der Edelmetalle genauer zu bestimmen, so glaube ich, dass es die technische Analyse ist, welche in der Lage war die Mehrheit der Bewegungen zu identifizieren.Lassen sie mich nun versuchen die verschiedenen Positionen und ihre Schwächen für sie als Leser zu beleuchten.

Das Lager der Manipulationstheoretiker ist überzeugt davon, dass hinter dem Vorhang der Märkte, mächtige Organisationen, Banken oder Personen stehen, welche jede Bewegung in den Metallen durch überlegene Werkzeuge kontrollieren und damit zu ihren Gunsten manipulieren. Dazu werden dann "Fakten" präsentiert, wie immer wiederkehrende Untersuchungen der börslichen Aufsichtsbehörden sowie Untersuchungsklagen vor Gericht, welche, sollten sie nicht nach Wunsch verlaufen, auch als korrupt bezeichnet werden. Das grundsätzliche Argument ist, dass die Metalle fundamental gesehen viel höher stehen müssten als sie es tun und jede bärische Marktbewegung gegen die perma-bullische Erwartung, ist ein Beweis weiterer Manipulation. Die Anhänger dieser durchaus populären und durch viele "Experten/Gurus" unterstützten Sichtweise empfinden es als schlichtweg absurd und idiotisch, sollte jemand ihre Position nicht teilen oder diese sogar ablehnen. Da die Manipulation für ihre Anhänger so offensichtlich zu sein scheint, kann es nur bedeuten, dass Andersdenkende, die Märkte augenscheinlich nicht verstehen.

Das elementare Problem, welches ich mit der Gruppe dieser Anhänger habe, ist die grundsätzliche Perspektive, dass die Edelmetalle, vor allem aber Gold eigentlich immer steigen müssten und nicht fallen oder zeitintensiver korrigieren sollten. Der einzige Grund für einen raschen und kräftigen Abverkauf sind die Manipulatoren, welche ihre Short-Positionen verteidigen wollen. Wenn die Metalle also stark abverkaufen sind es die Manipulatoren und sollten die Metalle dann doch mal steigen, dann tun sie einfach was diese eigentlich tun sollten. Logisch oder?! Das bedeutet natürlich, dass die Manipulatoren in 2011, im Kollektiv einen monatelangen Tiefschlaf gehalten haben als die Metalle mit parabolischen Anstiegen neue All-Zeit-Hochs verzeichneten. Zu dieser Zeit haben sie haufenweise Berichte so ziemlich aller Experten lesen können mit Marktschreierischen und von Euphorie beflügelten "Gold und Silber bis zum Mond" Prognosen. Doch von Manipulation war zu dieser Zeit kein Sterbenswort zu hören. Kontrollieren die Manipulatoren den Markt also nur wenn er nach unten fällt? Kann hier jemand die Logik erkennen? Das Thema Manipulation ist so kontrovers und ihre Anhänger so engstirnig da sie im Ansatz von einem linearen Markt ausgehen der nur in eine Richtung laufen darf um frei von Frevel zu sein. Das Problem ist nur, auf diesem Planeten gibt es keinen einzigen linearen Markt.

Die Anhänger der Fundamentalanalyse bringen eine andere Perspektive ins Spiel. Sie glauben, dass die zugegeben massiven Zentralbankkäufe der Russen, Inder und Chinesen die Edelmetalle steigen lassen müssen und beherrschender Faktor für Preissteigerungspotential sind. Faktisch gesehen hat die Mehrheit der Fundamentalen Anhänger das Top der Edelmetalle in 2011 nicht kommen sehen und zu dieser Zeit gebetsmühlenartig aufgerufen weiter zu kaufen, da die "Fundamentaldaten für Gold gerade nicht stärker sein könnten". Einer der großen Gurus in den USA, James Turk, hatte den Silberpreis schon zeitnah bei 75 $ gesehen, da standen wir kurz vor dem Top bei 50 $. Selbst nach dem Allzeithoch und anschließenden Fall, konnten und wollten Fundamentalanalysten nicht von ihrem Mantra "Fundamentaldaten für Gold könnten nicht stärker sein" Abstand nehmen und so konnten sie auch in 2012, 2013 und 2014, immer wieder das gleiche Argument in unzähligen Artikeln vernehmen. Und wenn in den Jahren nach dem Top in 2011, die Staaten auch noch so massiv Physische Metalle kauften, die Preise gaben kontinuierlich nach, vollkommen konträr zu jeglichen Aussagen und Erwartungen der "Fundamentalisten", wie ich sie gerne nenne.

Was die Glaubensanhänger der Fundamentalanalyse nicht eingestehen wollen ist, dass es einen stärkeres Zugpferd für die Bewegungen der Edelmetalle gibt als die Fundamentaldaten selbst.

Und das ist Marktstimmung. Im Englischen trefflicher als "Sentiment" bezeichnet.

Markstimmung fand sein Top in 2011, und noch vor dem Top im Gold und Silbermarkt begannen gewissenhafte Analysten die Korrektur anzukündigen und sogar die Zeitdauer der darauf folgenden Korrektur zu berechnen. Adam Hamilton, ein von mir hochgeschätzter Analyst, warnte eindringlich davor zu Hochständen weiter Positionen aufzustocken und schrieb in 2011, dass die folgende Korrektur sich über 2 bis 3 Jahre hinziehen könnte. In diesem dritten Jahr befinden wir uns nun.

Der bisherige Marktverlauf seit 2011 ist in meinen Augen gar nicht so verrückt, manipuliert oder unberechenbar wie von vielen bezeichnet. Fundamentaldaten alleine sind nicht genug um eine gewissenhafte Analyse zu verfassen. Während ein Medienereignis eine Art Initialzündung für eine Bewegung in den Metallen sein kann, so ist es nicht stark genug einen bleibenden Effekt auf die Kurse zu haben solange die Marktstimmung nicht gleichgerichtet mitzieht. Es ist die Marktstimmung, welche die Metalle auf dauerhafte Sicht bewegt. Wie ich schon wiederholt in meinen Artikeln geschrieben habe, verlaufen solche Sentiment Bewegungen gemustert, also in Fraktalen und können daher bestimmt werden.




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