Geldmenge: Böses Foul der Fed?
09.01.2006 | Robert Rethfeld
Offizielle Verlautbarung der US-Fed vom 10. November 2005: "On March 23, 2006, the Board of Governors of the Federal Reserve System will cease publication of the M3 monetary aggregate." Die US-Fed wird die Geldmenge M3 nicht mehr weiterverfolgen. Auf vielen Boards wurde dies als negativer Vorgang bezeichnet. Verschwörungstheorien blühten auf, die US-Fed wolle den wahren Zustand der Inflation verschleiern etc.
Wir lassen lieber die Charts sprechen und versuchen aus ihnen mögliche Entwicklungen herauszulesen. Zunächst soll untersucht werden, ob die Geldmenge M2, die dann ins Rampenlicht treten wird, als ebenbürtiger Ersatz für die Geldmenge M3 gelten kann.
Nachfolgend sind der Veränderungsraten zum Vorjahresmonat der US-Geldmengen M2 und M3 abgebildet. Man erkennt, dass die Veränderungsraten weitgehend parallel verlaufen.
Ein genauer Blick verrät jedoch leichte Differenzen: Als sich das Geldmengenwachstum Mitte der 90er Jahre verstärkte, zog zuerst die Geldmenge M3 an, bevor M2 nachzog (grüner Kreis). Genauso ist es aktuell: M3 wächst derzeit mit über 8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, während M2 lediglich um 4 Prozent steigt. Insgesamt lässt sich sagen, dass die Geldmenge M3 seit etwa einem halben Jahr stark anzieht. Normalerweise sollte M2 nachziehen, wie es Mitte der 90er Jahre geschah.
Noch etwa zwei Monate können beide Geldmengen nebeneinander betrachtet werden. Wir werden das mit großem Interesse tun. Wenn die Wachstumsdifferenz in zwei Monaten weiterhin so groß ist wie aktuell, dürften Verschwörungstheorien in dem Sinne, dass die Fed das wahre Ausmaß des Geldmengenwachstums verschleiern möchte, nicht mehr von der Hand zu weisen sein. Wahrscheinlicher ist aber, dass die Geldmenge M2 ebenfalls stärker anziehen wird. Jedenfalls wiesen die Veränderungsraten beider Geldmengen in den vergangenen 45 Jahren kaum größere Unterschiede auf, wie der nächste Chart zeigt.
Interessant erscheint folgender Zusammenhang zwischen der Geldmenge M3 (man hätte auch M2 nehmen können) und der Inflationsrate: 1970/71 zog das Geldmengenwachstum stark an (grüner Kreis nächster Chart). Es folgten hohe Inflationsraten Mitte und Ende der 70er Jahre.
Auch zwischen Mitte und Ende der 90er Jahre zog das Geldmengenwachstum deutlich an (schwarzer Kreis obiger Chart) - in der Spitze erreichte die Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahresmonat 13 Prozent zum Ende des Jahres 2001. Im Jahr 2001 herrschte Rezession. Man kann gut erkennen, wie die massiven Zinssenkungen der Fed im Zuge der Reflationsbemühungen zu einer Erhöhung der Geldmenge führten. Das Ziel, eine Deflation zu verhindern, wurde erreicht. Die Inflationsrate sank nicht unter 1 Prozent.
In den 70er Jahren rächte sich die massive Geldmengenerhöhung von 1970/71 etwa vier Jahre später, es kam zu zweistelligen Inflationsraten. Seit dem Jahresende 2001 sind ebenfalls vier Jahre vergangen. Rächt sich jetzt der "Hubschraubereinsatz" der Fed? Wir halten es für wahrscheinlich.
In eigener Sache: Knapp 100 Seiten, mehr als 100 Abbildungen: unsere bisher umfangreichste Jahresprognose ist erschienen. Als Sonderthema haben wir uns in diesem Jahr für das Thema "Inflation" entschieden. Wir versuchen die Treiber der Inflation zu identifizieren und nennen Frühwarnindikatoren für einen Inflationshöhepunkt. Wir betrachten neben dem Aktienmarkt die Rohstoffe (inklusive Gold und Kupfer) sowie die Anleihen und die Währungen, weil diese Märkte nicht unabhängig voneinander analysiert werden können. Nähere Informationen zu Bezug, Inhalten und Abbildungsverzeichnis unter www.wellenreiter-invest.de/ausblick2006.html.
© Robert Rethfeld
www.wellenreiter-invest.de
Wir lassen lieber die Charts sprechen und versuchen aus ihnen mögliche Entwicklungen herauszulesen. Zunächst soll untersucht werden, ob die Geldmenge M2, die dann ins Rampenlicht treten wird, als ebenbürtiger Ersatz für die Geldmenge M3 gelten kann.
Nachfolgend sind der Veränderungsraten zum Vorjahresmonat der US-Geldmengen M2 und M3 abgebildet. Man erkennt, dass die Veränderungsraten weitgehend parallel verlaufen.
Ein genauer Blick verrät jedoch leichte Differenzen: Als sich das Geldmengenwachstum Mitte der 90er Jahre verstärkte, zog zuerst die Geldmenge M3 an, bevor M2 nachzog (grüner Kreis). Genauso ist es aktuell: M3 wächst derzeit mit über 8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, während M2 lediglich um 4 Prozent steigt. Insgesamt lässt sich sagen, dass die Geldmenge M3 seit etwa einem halben Jahr stark anzieht. Normalerweise sollte M2 nachziehen, wie es Mitte der 90er Jahre geschah.
Noch etwa zwei Monate können beide Geldmengen nebeneinander betrachtet werden. Wir werden das mit großem Interesse tun. Wenn die Wachstumsdifferenz in zwei Monaten weiterhin so groß ist wie aktuell, dürften Verschwörungstheorien in dem Sinne, dass die Fed das wahre Ausmaß des Geldmengenwachstums verschleiern möchte, nicht mehr von der Hand zu weisen sein. Wahrscheinlicher ist aber, dass die Geldmenge M2 ebenfalls stärker anziehen wird. Jedenfalls wiesen die Veränderungsraten beider Geldmengen in den vergangenen 45 Jahren kaum größere Unterschiede auf, wie der nächste Chart zeigt.
Interessant erscheint folgender Zusammenhang zwischen der Geldmenge M3 (man hätte auch M2 nehmen können) und der Inflationsrate: 1970/71 zog das Geldmengenwachstum stark an (grüner Kreis nächster Chart). Es folgten hohe Inflationsraten Mitte und Ende der 70er Jahre.
Auch zwischen Mitte und Ende der 90er Jahre zog das Geldmengenwachstum deutlich an (schwarzer Kreis obiger Chart) - in der Spitze erreichte die Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahresmonat 13 Prozent zum Ende des Jahres 2001. Im Jahr 2001 herrschte Rezession. Man kann gut erkennen, wie die massiven Zinssenkungen der Fed im Zuge der Reflationsbemühungen zu einer Erhöhung der Geldmenge führten. Das Ziel, eine Deflation zu verhindern, wurde erreicht. Die Inflationsrate sank nicht unter 1 Prozent.
In den 70er Jahren rächte sich die massive Geldmengenerhöhung von 1970/71 etwa vier Jahre später, es kam zu zweistelligen Inflationsraten. Seit dem Jahresende 2001 sind ebenfalls vier Jahre vergangen. Rächt sich jetzt der "Hubschraubereinsatz" der Fed? Wir halten es für wahrscheinlich.
In eigener Sache: Knapp 100 Seiten, mehr als 100 Abbildungen: unsere bisher umfangreichste Jahresprognose ist erschienen. Als Sonderthema haben wir uns in diesem Jahr für das Thema "Inflation" entschieden. Wir versuchen die Treiber der Inflation zu identifizieren und nennen Frühwarnindikatoren für einen Inflationshöhepunkt. Wir betrachten neben dem Aktienmarkt die Rohstoffe (inklusive Gold und Kupfer) sowie die Anleihen und die Währungen, weil diese Märkte nicht unabhängig voneinander analysiert werden können. Nähere Informationen zu Bezug, Inhalten und Abbildungsverzeichnis unter www.wellenreiter-invest.de/ausblick2006.html.
© Robert Rethfeld
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