Goldpreis manipuliert, na und?
27.05.2014 | Peter Schiff
Es lässt sich nicht mehr ignorieren - die Märkte werden manipuliert. Vor zwei Jahren brach der LIBOR-Skandal aus, und die Banken, die für die Manipulation dieses Schlüssel-Index verantwortlich gemacht wurden, stecken immer noch in Gerichtsverhandlungen. Die Vorwürfe bezüglich der Manipulation des Goldmarktes, die schon seit über einem Jahrzehnt vor sich hin schmorten, weiteten sich unterdessen zum Flammeninferno aus - nachdem der Kassakurs letzten Frühling dramatisch absackte.
Und trotzdem muss ich mich fragen, was jene Verschwörungstheoretiker damit letztendlich erreichen wollen. Ja, auch ich glaube daran, dass die Wahrheit um der Wahrheit Willen aufgedeckt werden sollte und dass Privat- und Kleininvestoren dieselben Chancen und Möglichkeiten am Markt haben sollten wie die großen Institutionen. Doch zwischen den Zeilen geben die “Verschwörungsleute“ häufig auch zu verstehen, dass “gerade weil die Kurse gedrückt werden, nur noch Trottel Gold kaufen.“ Und ich denke, dass dieses Fazit schlichtweg falsch ist.
Selbst wenn Banken und staatliche Stellen den Goldpreis tagtäglich manipulieren, so sind doch die langfristigen Fundamentaldaten des Metalls stärker als je zuvor. Die Gründe, die jene Institutionen dazu veranlassen, Druck auf die Goldkurse auszuüben, sind letztendlich ja genau dieselben Gründe, die uns zum Gold greifen lassen.
Wir wollen im Folgenden also untersuchen, was die großen Institutionen möglicherweise mit den Goldkursen anstellen und welche Auswirkungen das für langfristige Goldinvestoren hat.
Blitz-Crashs
Es stehen hauptsächlich zwei Methoden im Verdacht, zur Goldkursmanipulation eingesetzt zu werden. Das sind erstens massive Leerverkäufe am US-Gold-Terminmarkt COMEX. Paul Craig Roberts, stellvertretender US-Finanzminister unter Reagan, ist die vielleicht bestdokumentierte Stimme, die in dieser Kontroverse Aufmerksamkeit erregt.
Roberts meint, Großbanken, wie JP Morgan und Goldman Sachs, würden jene Phasen mit niedriger Aktivität am Goldterminmarkt abwarten, um dann große Mengen Terminkontrakte in den Markt zu verkaufen. Diese Verkäufe trieben dann den eigentlichen Kassa-Goldkurs in die Tiefe, was wiederum schwache Long-Position-Halter abschrecke und zusätzliche Short-Kontrakt-Käufer zum Mitmachen motiviere.
Diese “Mini-Flash-Crashs”, wie man sie heute nennt, würden den Goldkurs angeblich immer dann einen Dämpfer verpassen, wenn dieser sich gerade im Startloch für eine Rally positioniert hat. Damit wird der Bewegung der Schwung (das Momentum) gestohlen. Vor allen, so meint Roberts, würden diese Blitz-Crashs aber den US-Dollar stützen, wenn dieser wieder einen schwachen Eindruck mache.
Das letzte Beispiel für eine Serie von Mini-Flash-Crashs konnten wir diesen März beobachten, als der US Dollar Index unter sein Schlüsselniveau von 80 Punkten sank. Gold stiegt stetig Richtung 1.400 $, nach dem Angriff begann es aber zu fallen. Natürlich festigte sich der Dollar Index und stieg zurück über die wichtige Marke von 80.
Das nebulöse London-Fixing
Die andere Methode, die im Verdacht steht, zur Gold-Kursdrückung eingesetzt zu werden, steht mit dem Goldpreis-Fixing in London in Verbindung. Dieser ermittelte Preis dient den großen Goldeigentümern - wie Raffinieren, Bergbauunternehmen und Zentralbanken - als offizielle Richtgröße für den Wert ihrer Goldbestände. Das Londoner Goldfixing existiert seit 1929 und ist so altmodisch, dass es nicht überrascht, dass es jetzt Gegenstand genauerer Prüfungen geworden ist.
Fünf Mitgliedsbanken der London Bullion Market Association kommen jeden Wochentag um 10.30 und 15 Uhr Londoner Zeit (UTC) zu einer Telefonkonferenz zusammen. Jede Partei gibt an, wie viel Gold sie selbst und die Kunden der Bank kaufen oder verkaufen wollen, dann wird der Preis solange angepasst, bis die Kauf- oder Verkaufsorder innerhalb einer 50-Barrenspanne (rund 620 kg) zueinander liegen. Der Preis ist dann "fixiert” und kann nun in US-Dollars, Britischen Pfund und Euros veröffentlicht werden.
Der ganze Prozess dauert zwischen einigen Minuten bis zu mehr als einer Stunde. Die Mitgliedsbanken können den Prozess jederzeit unterbrechen, um mit den eigenen Kunden Rücksprache zu halten. Das bedeutet im Grunde, dass diese Informationen zum Goldpreis in den allgemeinen Markt durchsickern, bevor das Fixing offiziell beendet wurde.
Ökonomen und Forscher untersuchen jetzt irreguläre Kursbewegungen während des Nachmittag-Fixings, die ein Hinweis auf geheime Preisabsprachen mit dem Ziel der Preisdrückung sein könnten. Für den Zeitraum von 2004-2013 kamen Forscher zu folgendem Ergebnis: Wenn der Goldpreis während des Nachmittagsfixings große Bewegungen vollzog, dann waren das in zwei Drittel aller Fälle Abwärtsbewegungen.
Die US Financial Conduct Authority hat mit tiefer schürfenden Untersuchungen des London-Fixing begonnen, auf Grundlage der genannten Forschungsergebnisse wurde in den USA dieses Jahr zudem Anklage gegen jene fünf Mitgliedsbanken erhoben.
Bemerkenswerterweise hat die Deutsche Bank inzwischen ihren Sitz beim Gold- als auch beim Silberfixing aufgegeben. Bei der letzten Übergabe vor ca. 10 Jahren ließ man sich diesen Sitz noch eine Million Dollar kosten, jetzt schien man ihn sogar kostenlos freizugeben.
Und trotzdem muss ich mich fragen, was jene Verschwörungstheoretiker damit letztendlich erreichen wollen. Ja, auch ich glaube daran, dass die Wahrheit um der Wahrheit Willen aufgedeckt werden sollte und dass Privat- und Kleininvestoren dieselben Chancen und Möglichkeiten am Markt haben sollten wie die großen Institutionen. Doch zwischen den Zeilen geben die “Verschwörungsleute“ häufig auch zu verstehen, dass “gerade weil die Kurse gedrückt werden, nur noch Trottel Gold kaufen.“ Und ich denke, dass dieses Fazit schlichtweg falsch ist.
Selbst wenn Banken und staatliche Stellen den Goldpreis tagtäglich manipulieren, so sind doch die langfristigen Fundamentaldaten des Metalls stärker als je zuvor. Die Gründe, die jene Institutionen dazu veranlassen, Druck auf die Goldkurse auszuüben, sind letztendlich ja genau dieselben Gründe, die uns zum Gold greifen lassen.
Wir wollen im Folgenden also untersuchen, was die großen Institutionen möglicherweise mit den Goldkursen anstellen und welche Auswirkungen das für langfristige Goldinvestoren hat.
Blitz-Crashs
Es stehen hauptsächlich zwei Methoden im Verdacht, zur Goldkursmanipulation eingesetzt zu werden. Das sind erstens massive Leerverkäufe am US-Gold-Terminmarkt COMEX. Paul Craig Roberts, stellvertretender US-Finanzminister unter Reagan, ist die vielleicht bestdokumentierte Stimme, die in dieser Kontroverse Aufmerksamkeit erregt.
Roberts meint, Großbanken, wie JP Morgan und Goldman Sachs, würden jene Phasen mit niedriger Aktivität am Goldterminmarkt abwarten, um dann große Mengen Terminkontrakte in den Markt zu verkaufen. Diese Verkäufe trieben dann den eigentlichen Kassa-Goldkurs in die Tiefe, was wiederum schwache Long-Position-Halter abschrecke und zusätzliche Short-Kontrakt-Käufer zum Mitmachen motiviere.
Diese “Mini-Flash-Crashs”, wie man sie heute nennt, würden den Goldkurs angeblich immer dann einen Dämpfer verpassen, wenn dieser sich gerade im Startloch für eine Rally positioniert hat. Damit wird der Bewegung der Schwung (das Momentum) gestohlen. Vor allen, so meint Roberts, würden diese Blitz-Crashs aber den US-Dollar stützen, wenn dieser wieder einen schwachen Eindruck mache.
Das letzte Beispiel für eine Serie von Mini-Flash-Crashs konnten wir diesen März beobachten, als der US Dollar Index unter sein Schlüsselniveau von 80 Punkten sank. Gold stiegt stetig Richtung 1.400 $, nach dem Angriff begann es aber zu fallen. Natürlich festigte sich der Dollar Index und stieg zurück über die wichtige Marke von 80.
Das nebulöse London-Fixing
Die andere Methode, die im Verdacht steht, zur Gold-Kursdrückung eingesetzt zu werden, steht mit dem Goldpreis-Fixing in London in Verbindung. Dieser ermittelte Preis dient den großen Goldeigentümern - wie Raffinieren, Bergbauunternehmen und Zentralbanken - als offizielle Richtgröße für den Wert ihrer Goldbestände. Das Londoner Goldfixing existiert seit 1929 und ist so altmodisch, dass es nicht überrascht, dass es jetzt Gegenstand genauerer Prüfungen geworden ist.
Fünf Mitgliedsbanken der London Bullion Market Association kommen jeden Wochentag um 10.30 und 15 Uhr Londoner Zeit (UTC) zu einer Telefonkonferenz zusammen. Jede Partei gibt an, wie viel Gold sie selbst und die Kunden der Bank kaufen oder verkaufen wollen, dann wird der Preis solange angepasst, bis die Kauf- oder Verkaufsorder innerhalb einer 50-Barrenspanne (rund 620 kg) zueinander liegen. Der Preis ist dann "fixiert” und kann nun in US-Dollars, Britischen Pfund und Euros veröffentlicht werden.
Der ganze Prozess dauert zwischen einigen Minuten bis zu mehr als einer Stunde. Die Mitgliedsbanken können den Prozess jederzeit unterbrechen, um mit den eigenen Kunden Rücksprache zu halten. Das bedeutet im Grunde, dass diese Informationen zum Goldpreis in den allgemeinen Markt durchsickern, bevor das Fixing offiziell beendet wurde.
Ökonomen und Forscher untersuchen jetzt irreguläre Kursbewegungen während des Nachmittag-Fixings, die ein Hinweis auf geheime Preisabsprachen mit dem Ziel der Preisdrückung sein könnten. Für den Zeitraum von 2004-2013 kamen Forscher zu folgendem Ergebnis: Wenn der Goldpreis während des Nachmittagsfixings große Bewegungen vollzog, dann waren das in zwei Drittel aller Fälle Abwärtsbewegungen.
Die US Financial Conduct Authority hat mit tiefer schürfenden Untersuchungen des London-Fixing begonnen, auf Grundlage der genannten Forschungsergebnisse wurde in den USA dieses Jahr zudem Anklage gegen jene fünf Mitgliedsbanken erhoben.
Bemerkenswerterweise hat die Deutsche Bank inzwischen ihren Sitz beim Gold- als auch beim Silberfixing aufgegeben. Bei der letzten Übergabe vor ca. 10 Jahren ließ man sich diesen Sitz noch eine Million Dollar kosten, jetzt schien man ihn sogar kostenlos freizugeben.