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Japanische Zinsverhältnisse in Sichtweite

26.05.2014  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 3 -
Goldnachfrage

Wenn alle bedeutenden Zentralbanken der Welt eine extreme Tiefzinspolitik verfolgen, wäre es da nicht verwunderlich, wenn bald japanische Zinsverhältnisse vorherrschten?

Was wären die Konsequenzen für den Goldpreis? In unseren Beiträgen haben wir verschiedentlich darauf hingewiesen, dass sinkende Zinsen tendenziell den Goldpreis positiv beeinflussen.

Die weltweit eingeleiteten Geldpolitiken, die auf eine fortgesetzte Geldmengenvermehrung weisen, sollten sich früher oder später in einem steigenden Goldpreis niederschlagen. Es ist Zeit, Gold zu kaufen.


Anhang

Ein Beispiel soll das Gesagte illustrieren. Ausgangspunkt sei eine Situation, in der die Geschäftsbanken Wertpapiere (Staatsanleihen) in Höhe von 100 und Basisgeld in Höhe von 100 auf der Aktivseite sowie gleichzeitig auf der Passivseite Giroguthaben der Kunden (Geldmenge M1) in Höhe von 200 ausweisen (siehe Beispiel 1).

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Nehmen wir an, die Zentralbank kauft den Banken Staatsanleihen in Höhe von 100 ab und bezahlt mit neuem Basisgeld. Die Bilanz der Zentralbank verlängert sich dadurch um 100. In der Bilanz der Banken gibt es einen Aktivtausch: Wertpapiere nehmen um 100 ab, das Basisgeld steigt in Höhe von 100. Die umlaufende Geldmenge M1 ändert sich dadurch nicht.

Der Staat muss Zins- und Tilgungszahlungen auf seine Anleihen leisten (siehe Beispiel 2). Nachdem die Zentralbank die Papiere gekauft hat, erhält sie die Zins- und Tilgungszahlungen. Nehmen wir an, die Laufzeit der Anleihe beträgt ein Jahr und die Zinsen betragen 5 Prozent p.a., so dass sich die Überweisung für Zins und Tilgung auf 105 beläuft.

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Überweist der Staat 105 an die Zentralbank, sinkt die Basisgeldmenge um 105 (auf 95), gleiches gilt für die Geldmenge M1. Die Zentralbankbilanz verkürzt sich entsprechend um 105 (auf 95). Mit anderen Worten: Die Zins- und Tilgungszahlungen, die der Schuldner (hier der Staat) leistet, sind deflationär: Sie verringern die umlaufende Geldmenge M1.

Die Zentralbank muss also, wenn sie ein Schrumpfen der Geldmenge M1 verhindern will, mit den erhaltenen Zins- und Tilgungszahlen neue Wertpapiere kaufen. Dabei reicht es jedoch nicht aus, wenn sie von Banken die Papiere kauft! Die Zentralbank muss vielmehr Wertpapiere von Nichtbanken (Versicherungen, Pensionskassen etc.) kaufen. Nur wenn die Zentralbank von Nichtbanken kauft, kann sie die Geldmenge M1 direkt erhöhen.

Eine QE-Politik liefe wohl letztlich darauf hinaus, dass die EZB auch die Neuemissionen der Staaten kauft: Den Staaten würde der Kaufpreis auf deren Konten überwiesen - und wenn die Staaten das neu geschaffene Geld ausgeben (für Lohn- und Auftragszahlungen), erreicht es auch die Konten der Nichtbanken. Die QE-Politik würde in die monetäre Staatsfinanzierung abgleiten. In der Währungshistorie ging das stets zu Lasten des Geldwertes.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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