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Geldpolitische Betäubung - Goldpreis zu niedrig

09.06.2014  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Die Zentralbankpolitiken haben die Risikowahrnehmung der Marktakteure erfolgreich eingeschläfert. Das wird aber nicht von Dauer sein.

Der Goldpreis ist auf 1.254 USD/oz zurückgefallen, nachdem er am 14. März 2014 bereits 1.383 USD/oz erreicht hatte - ein Anstieg von 15,6 Prozent gegenüber dem jüngsten Tiefstpreis von 1.196 USD/oz am 18. Dezember 2013.

Wir hatten bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass vor allem der Zins eine wichtige Rolle spielt für die internationale Goldnachfrage: Steigt der Zins, nimmt die Goldnachfrage ab; fällt der Zins, nimmt sie zu.

Von besonderer Bedeutung ist dabei der Realzins. Seit einigen Jahren gibt es Anleihen, die dem Investor eine reale Rendite zusichern. Diese Anleihen werden als "inflationsindexierte Anleihen" bezeichnet.

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Die obige Abbildung zeigt einen recht engen Verbund zwischen dem Goldpreis (USD/oz) und der realen Verzinsung der 10-jährigen amerikanischen Staatsanleiherendite in den letzten Jahren. Der Verbund zwischen dem Goldpreis und der Realverzinsung war dabei (wie zu erwarten war) negativ: Sank die Realverzinsung, ging das mit einem steigenden Goldpreis einher und umgekehrt.

Die Erklärung für diesen Befund liegt auf der Hand. Sinken die Zinsen, wird die Goldhaltung billiger: Es entstehen weniger Kosten in Form entgangener Zinserträge, die man mit der Wertpapierhaltung hätte erzielen können.


Nachfrage

Der Goldmarkt wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Der Zins ist natürlich dabei nur ein Faktor. Die Goldnachfrage der "Exchange Traded Funds" (kurz: ETFs) ist derzeit aus zwei Gründen als ebenfalls sehr bedeutsam für den Goldpreis einzustufen.

Erstens engagieren sich institutionelle Investoren (wie zum Beispiel Hedge Funds und Kapitalanlagegesellschaften) im Goldmarkt mittels ETFs und weniger durch direkte Goldkäufe; und die institutionelle Nachfrage ist häufig ein guter Indikator für die gesamte, weltweite Goldnachfragetendenz. Zweitens können die Geldbeträge, die institutionelle Investoren im Goldmarkt investieren und auch wieder abziehen, ganz erheblich sein, vor allem in der kurzen Frist, und beträchtliche Wirkungen auf den Goldpreis habe.

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Während ETFs (und ähnliche Anbieter) 2012 noch 279,1 Tonnen investierten, zogen sie 2013 etwa knapp 879,8 Tonnen ab. Allein im vierten Quartal 2013 ging die ETF-Goldnachfrage um 180,8 Tonnen zurück. Im ersten Quartal dieses Jahres blieben die ETF-Goldbestände nahezu unverändert. Das "institutionelle Anlagegeld" ist in besonderem Maße zinsempfindlich.

So erklärt sich wohl auch der Abbau der Gold-ETFs ab dem Frühjahr 2013, als der US-Realzins zu steigen begann. Auf den jüngsten Zinsrückgang hat die Gold-ETF-Nachfrage (noch) nicht reagiert. Dies mag mehrere Gründe haben.



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