Rekordartiger Goldaktiensommer?
03.07.2014 | Adam Hamilton
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Als Sektor sind Goldaktien nie zuvor im Juni um 16% gestiegen. Der einzige vergleichbare Versuch ereignete sich 2001, direkt nachdem der säkulare Goldbullenmarkt aus der Verzweiflung heraus geboren worden war. Der HUI genoss einen schnellen Zuwachs von 14,8% zu Anfang des Sommers, aber das verblasste im Laufe dieses Sommers schnell. Als das Ende des damaligen Augusts näher rückte, war der HUI lediglich um 5,2% gestiegen, was völlig dem folgenden Durchschnitt entspricht.Es gab noch einige Ausbrüche nach oben während der Sommerflauten 2003 und 2005, aber nur der erstere konnte seinen Schwung beibehalten. 2003 stand der HUI Ende August 36,9% höher gegenüber Ende Mai, ein gewaltiger Sommeranstieg. Aber das war absolut einmalig, nichts kommt dem auch nur annähernd nahe. Die zweitbeste Sommerentwicklung ereignete sich 2005 und das war lediglich ein 10,9%-Anstieg in drei Monaten.
Diese Marktvorgeschichte zeigt wirklich absolut deutlich, wie außergewöhnlich der massive Anstieg der Goldaktien im Juni 2014 ist. Falls sie von hier aus lediglich seitlich driften sollten bis Ende August, wird es ohne Weiteres der zweitbeste Sommer für Goldaktien in diesem säkulare Bullenmarkt! Aber offensichtlich stehen die saisonalen Chancen deutlich gegen eine herausragende Sommerleistung. 13 Jahre sind definitiv eine Menge Geschichte, die zu bekämpfen sind.
Ich vermute, dass der Hauptfaktor für den unglaublichen Juni 2014 der Goldaktien deren grauenhaft mieser Mai 2014 gewesen ist. In diesem Monat war der HUI um 8,6% abgestürzt, was extrem atypisch ist, da der Mai im Schnitt der zweitstärkste Monat des Jahres für Goldaktien ist. Mit Stand 2011, dem letzten Mal, als ich die saisonalen Trends der Goldaktien komplett analysierte, lagen die durchschnittlichen HUI-Zuwächse im Mai zwischen 2001 und 2011 bei erstaunlichen 7,9%.
Dieses Jahr erlitt Gold einen starken und anomalen Abverkauf Ende Mai, aufgrund rekordartiger Short-Verkäufe von Goldfutures durch US-amerikanische Spekulanten. Aber da dies ein reiner Stimmungshandel war, dem es an jeglicher fundamentaler Grundlage fehlte, kehrte sich das Bild bald um, als Gold in dem Moment zu steigen begann, in dem der extreme Verkaufsdruck nachzulassen begann. Die starke Tendenz zur Mittelwertrückkehr der Märkte allein kann den großen HUI-Anstieg im Juni erklären.
Der durch Gold bedingte Goldaktienabsturz im Mai wurde nur von dem im Mai 2006 übertroffen, welcher sich damals Mitte des Monats nach einem bis dahin in diesem Jahr erfolgten, unglaublichen 42,4%-Anstieg ereignete. Das war das letzte Mal, dass der Goldaktiensektor so etwas wie den Anschein von allgemeinem Enthusiasmus erreichte. Überraschenderweise gab es in diesem Jahr vergleichbare Zuwächse aus dem Stand heraus angesichts dessen, dass der HUI bis Mitte März 2014 in diesem Jahr um 30,6% gestiegen war. Aber offensichtlich sackte dieser vielversprechende Anstieg zusammen.
Und falls der äußerst schwache Mai 2014 für Goldaktien tatsächlich der Hauptgrund für den so umwerfenden Juni 2014 gewesen ist, lediglich ein Abprallen nach dem Überverkauf, dann ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass die Schwungkraft dieses Anstiegs den Sommer hindurch anhält. Und bevor der Yellen-Anstieg der Goldaktien und von Gold vorletzte Woche ausbrach, war der HUI in diesem Monat lediglich 7,0% gestiegen, was völlig normal innerhalb des mittleren Massentrend Anfang Sommer liegt. Das ist nicht gerade ermutigend.
Eine normale Mittelwertrückkehr, verstärkt durch ein von außen wirkendes Fed-Ereignis, kann bis jetzt ohne weiteres den gesamten Rekordjuni der Goldaktien erklären. In Verbindung mit der starken Tendenz dieses Sektors, im Sommer bis etwa Ende Juli seitlich oder nach unten zu driften, wäre die klügste Wette sicherlich gegen ein weiteres Ansteigen der Goldaktien vor diesem Zeitpunkt, wenn überhaupt. Leider fürchte ich, dass wir genau das erleben werden, obwohl eine Chance für einen seltenen Sommeranstieg besteht.
Wie immer, hängt alles von Gold ab, welches entgegen seines normalen Sommertrends höher streben müsste. Das einzige, was einen seltenen sommerlichen Investmentnachfrageanstieg für Gold auslösen könnte, ist ein Umschlagen der abgehobenen US-amerikanischen Aktienmärkte. Und das sollten sie definitiv tun, bedenkt man wie einmalig überzogen, überbewertet und überspitzt sie während der künstlichen Loslösung durch die Fed in den letzten 18 Monaten geworden sind. Gold sollte bei einem maßgeblichen Aktienabverkauf ansteigen.
Und falls Gold höher gekauft wird, sind die technischen Fakten für Goldaktien sehr bullisch und perfekt geeignet, um ernstzunehmende Käufe zu unterstützen. Diese letzte Grafik betrachtet den Goldaktien-ETF GDX in den letzten eineinhalb Jahren, in denen sich die Aktienmärkte gefährlich aufbliesen. Trotz des enormen Gegenwindes in Form der in Ungnade gefallenen unkonventionellen Investitionen wie Gold und Goldaktien und der unterdessen steigenden Aktienmärkte, haben Goldaktien eine sehr starke Basis gebildet.
Goldaktien werden heute vor allem wegen ihres katastrophalen Absturzes im ersten Halbjahr letzten Jahres gehasst. Sie erlebten einen freien Fall während des panikartigen Absturzes von Gold im April 2013 und wurden letzten Juni erneut niedergeschlagen, als Gold angesichts der Fed-Drohung einer Verlangsamung der QE3-Anleihenmonetisierung fiel. Das Ergebnis war ein entsetzlicher GDX-Absturz von 52,1% während der ersten 5,8 Monate 2013! Das löste natürlich ungesehenen Goldaktienpessimismus aus.
Aber während des letzten Jahres haben sich die Goldaktien stabilisiert, trotz der weitverbreiteten Rufe, dass sie auf ewig nach unten trudeln. Der GDX hat in einem ein Jahr anhaltenden, basisbildenden Konsolidierungsbereich zwischen 20 $ und 30 $ notiert. Das ist tatsächlich eine unglaublich bullische Entwicklung, in Anbetracht all der Faktoren, die gegen diesen Sektor aufgeführt wurden. Jeder hasste Goldaktien und Gold und die übereinstimmende Meinung hinsichtlich Goldaktien vor einem Jahr war, dass sie absolut zum Tode verurteilt sind.