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Langfristperspektiven für Gold hellen sich auf

05.07.2014  |  Thorsten Proettel
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Nachfrage in China niedriger als 2013

Käufer in Asien sind eine nicht zu unterschätzende Komponente des Goldmarktes. Sie standen in den letzten Quartalen für rund die Hälfte der weltweiten Nachfrage. In China werden die rekordhohen Umsätze des vergangenen Jahres aktuell jedoch nicht mehr erreicht. Das World Gold Council meldete für das 1. Quartal 2014 einen Rückgang der Summe aus Schmuck- und Investmentkäufen um knapp 18% auf 263 Tonnen. Angesichts der leichten Yuan-Abwertung, die Gold in lokaler Währung verteuert, und vor dem Hintergrund des etwas zurückgehenden Wirtschaftswachstums, rechnen wir nicht mit einem baldigen Wiederanstieg.

Aufgestaute Nachfrage in Indien

Etwas anders sehen die Perspektiven für Indien aus. Der Regierungswechsel in Neu Delhi und das niedrigere Leistungsbilanzdefizit von nur noch 1,7% gemessen am BIP im Fiskaljahr 2013/14 nach zuvor 4,7% sprechen für eine Lockerung der zur Wechselkursschonung erlassenen Importrestriktionen. In den letzten Wochen erhielten bereits zusätzliche Banken eine Lizenz zur Goldeinfuhr. Gemäß Agenturberichten gingen die lokalen Aufschläge gegenüber dem Weltmarktpreis inklusive Steuern daraufhin zurück. Viele Inder warten offenbar auf zukünftig günstigere Kaufgelegenheiten. Zwar würde eine Lockerung der Restriktionen zu einem guten Teil lediglich den blühenden Schmuggel ersetzten. Je länger aber die Phase der Kaufzurückhaltung dauert, desto größer könnte der Nachholeffekt ausfallen.

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Risiken werden ausgeblendet

Die langfristigen, über unseren Prognosehorizont hinaus reichenden Argumente für einen Goldpreisanstieg haben in letzter Zeit etwas an Bedeutung gewonnen, wobei fundamental weder abgeleitet werden kann inwieweit, noch wann sie eine Rolle spielen werden. Hierunter fällt unter anderem der Beschluss der EZB, noch mehr billiges Geld in das Finanzsystem zu schleusen, wodurch die Gefahr von Überhitzungen an den Vermögensmärkten weiter zunimmt.

Kommt es später zu einer Korrektur von Fehlentwicklungen, dann könnte Gold in seiner Rolle als "Krisenmetall" profitieren. Ein Rückgang der relativ hohen Aktienkurse wäre in diesem Zusammenhang bereits kurzfristig als Auslöser denkbar. Immerhin waren Gold und Dividendentitel in der jüngeren Vergangenheit negativ korreliert. Langfristig könnte auch der Immobilien- oder Staatsschuldenmarkt diese Rolle übernehmen. Die aufgrund der lockeren Geldpolitik sehr niedrigen Renditen von Anleihen aus der Eurolandperipherie dürften das Risiko der Gläubiger derzeit kaum adäquat vergüten.

Hinzu kommt, dass der Wille zur Konsolidierung der Staatsfinanzen in Europa zu erlahmen scheint, wie der Beschluss über eine möglichst flexible Auslegung der Haushaltsregeln dokumentiert. Angesichts der aktuell guten konjunkturellen Lage und der Renditejagd an den Märkten drohen hierdurch zwar keine unmittelbaren Gefahren. Wenn beispielsweise in einer zukünftigen Rezession internationale Kapitalgeber diesen Staaten das Vertrauen entziehen, dann könnte sich die EZB aber zum direkten Kauf von Anleihen gezwungen sehen. Gold als nicht-inflationierbare Wertanlage könnte möglicherweise auch in diesem Szenario profitieren.

Fazit

Die aktuell schwache Nachfrage spricht für eine Fortsetzung der Bodenbildung des Goldpreises. Wir belassen unsere Prognose für die kommenden Monate deshalb bei 1.200 USD, wobei sich das Edelmetall für Anleger aus dem Euroraum angesichts unserer Erwartung einer USD-Aufwertung kaum verbilligen dürfte. Die Bedeutung des Edelmetalls als Krisenwährung wird mittel- bis langfristig vermutlich eher wieder zunehmen.


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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