Wie lange werden die Menschen dem Fiat-Geld noch vertrauen?
26.07.2014 | Jan Nieuwenhuijs
Zum Wesen der Wechselkurse
Vor einigen Tagen führte ich eine interessante Unterhaltung mit einem Zentralbanker. Er ist der Freund eines Freundes und arbeitet für die niederländische Zentralbank - ab nächstem Monat wird er bei der EZB arbeiten. Ich lud ihn auf ein paar Drinks ein, um ihm Fragen zu Bankgeschäften im Allgemeinen zu stellen und zum türkischen Bankensystem (mehr dazu in einem kommenden Beitrag). Ich habe mich sehr über die Möglichkeit gefreut, mit ihm reden zu können, da es sich immer lohnt, Informationen von Profis zu bekommen. Nicht, dass ich mit allen Experten übereinstimme, aber üblicherweise liefern sie mir solide Informationen für meine Analysen.
Ich habe die Gelegenheit genutzt, um sie viele Fragen wie möglich loszuwerden als sich unser Gespräch von den Zentralbanken hin zu synthetischen ETFs, Bankenbilanzen, Mindestreservesätzen, Zinssätzen, der EZB, der BIZ und schließlich Goldleihgeschäften bewegte. Im Folgenden die Rekonstruktion eines Teils unserer Unterhaltung, den ich gerne mit Ihnen teilen möchte:
Ich: Eine Zentralbank (ZB) verleiht 1 Tonne Gold an Herrn X für ein Jahr mit einem Zinssatz von 2%. Herr X muss der ZB nach einem Jahr 1,02 t zurückzahlen. Je mehr Gold also verliehen wird, desto größter wird die Nachfrage nach Gold in der Zukunft sein, um diese Darlehen zurückzuzahlen. Schlussendlich wird die Goldleihe die Nachfrage erhöhen.
Er: Nicht notwendigerweise, die Goldleihen können in Bar beglichen werden, dann gäbe es kein Bedürfnis nach mehr Gold in der Zukunft.
Ich: Eine Goldleihe ist in Gold denominiert [Unzen, Gramm, Kilogramm, Tonnen, usw.], um also eine Leihe zu begleichen, ist in der Zukunft mehr Gold erforderlich. Sie kann mit Bargeld beglichen werden, aber das würd mehr Fiat-Geld in der Zukunft bedürfen.
Er: Das hängt von dem Preis von Gold in der Zukunft ab.
Ich: Natürlich. Aber ich denke immer noch, dass Leihen die zukünftige Nachfrage bestimmen. Wenn zum Beispiel die ZBs 500 t für ein Jahr zu einem Zinssatz von 2% verleihen, werden eindeutig 10 t zusätzlichen Goldes benötigt, um das Darlehen zu begleichen. Das wird die Goldnachfrage erhöhen.
Er: Nicht, wenn alles in Bargeld beglichen wird. Denken sie an "Die Nachtwache" [das berühmte niederländische Gemälde] - wenn es einen Wert von 1 Mrd. $ hat und für ein Jahr zu einem Zinssatz von 4% verliehen wird, würde es in einem Jahr 1,04 Mrd. $ bedürfen, um den Kredit zu begleichen.
Ich: Die Nachtwache kann nicht mit Gold verglichen werden. Sie können nicht Die Nachtwache verleihen und mehr als eine Nachtwache zurück erhalten, wenn das Darlehen fällig ist. Das ist anders bei Gold; Gold ist eine Währung und Goldleihen lauten auf Gold.
Er: Durch einen Buchungseintrag wäre es wirklich einfach, man könnte 1,5 Nachtwachen auf dem Papier besitzen.
Ich: Und schließlich...könnte man auf dem Papier acht Nachtwachen besitzen?
Er: Sicher.
Ich: Ich verstehe nicht, warum jemand eine Nachtwache auf dem Papier besitzen will, in dem Wissen, dass darauf mehrere Ansprüche bestehen, wenn es nur eine physische Nachtwache gibt. Die Papieransprüche sind ein Fiat-Derivat der Nachtwache.
Er hat Die Nachtwache bewusst als Beispiel genommen, weil er wusste, dass es nur eine Nachtwache gibt. Bewusst/Unbewusst hat er damit das Mindestreservesystem beschrieben. Seine Vorstellungen zur Ökonomie veranschaulichen das Vertrauen der Mehrheit der Menschen in Fiat-Währungen als Geld und zur Definierung von Wert, während das Fiat-Geld größtenteils vom Wert der Waren und Dienstleistungen losgelöst ist. Fiat-Währungen werden aus dem Nichts erzeugt und sind von den ökonomischen Grundgesetzen losgelöst. Eines dieser Gesetze ist das Say’sche Theorem: “Waren und Dienstleistungen sollten mit Waren und Dienstleistungen bezahlt werden”.
Darum haben wir mehr Vertrauen in Gold als in Fiat-Geld. Gold wird nicht durch ein Gremium erschaffen, das entscheidet, wie der Umtauschkurs für alle Waren und Dienstleistungen lauten soll und dabei die Tatsache ignoriert, dass diese Umtauschkurse nur durch den Freien Markt entschieden werden können, sonst wird der Preismechanismus verfälscht, bis er schließlich nicht länger funktioniert. Wenn das passiert, welchen Wert wird dann Fiat-Geld haben?
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© Jan Nieuwenhuijs
The Gold Observer
Dieser Artikel wurde am 13. Juli 2014 auf www.bullionstar.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
Vor einigen Tagen führte ich eine interessante Unterhaltung mit einem Zentralbanker. Er ist der Freund eines Freundes und arbeitet für die niederländische Zentralbank - ab nächstem Monat wird er bei der EZB arbeiten. Ich lud ihn auf ein paar Drinks ein, um ihm Fragen zu Bankgeschäften im Allgemeinen zu stellen und zum türkischen Bankensystem (mehr dazu in einem kommenden Beitrag). Ich habe mich sehr über die Möglichkeit gefreut, mit ihm reden zu können, da es sich immer lohnt, Informationen von Profis zu bekommen. Nicht, dass ich mit allen Experten übereinstimme, aber üblicherweise liefern sie mir solide Informationen für meine Analysen.
Ich habe die Gelegenheit genutzt, um sie viele Fragen wie möglich loszuwerden als sich unser Gespräch von den Zentralbanken hin zu synthetischen ETFs, Bankenbilanzen, Mindestreservesätzen, Zinssätzen, der EZB, der BIZ und schließlich Goldleihgeschäften bewegte. Im Folgenden die Rekonstruktion eines Teils unserer Unterhaltung, den ich gerne mit Ihnen teilen möchte:
Ich: Eine Zentralbank (ZB) verleiht 1 Tonne Gold an Herrn X für ein Jahr mit einem Zinssatz von 2%. Herr X muss der ZB nach einem Jahr 1,02 t zurückzahlen. Je mehr Gold also verliehen wird, desto größter wird die Nachfrage nach Gold in der Zukunft sein, um diese Darlehen zurückzuzahlen. Schlussendlich wird die Goldleihe die Nachfrage erhöhen.
Er: Nicht notwendigerweise, die Goldleihen können in Bar beglichen werden, dann gäbe es kein Bedürfnis nach mehr Gold in der Zukunft.
Ich: Eine Goldleihe ist in Gold denominiert [Unzen, Gramm, Kilogramm, Tonnen, usw.], um also eine Leihe zu begleichen, ist in der Zukunft mehr Gold erforderlich. Sie kann mit Bargeld beglichen werden, aber das würd mehr Fiat-Geld in der Zukunft bedürfen.
Er: Das hängt von dem Preis von Gold in der Zukunft ab.
Ich: Natürlich. Aber ich denke immer noch, dass Leihen die zukünftige Nachfrage bestimmen. Wenn zum Beispiel die ZBs 500 t für ein Jahr zu einem Zinssatz von 2% verleihen, werden eindeutig 10 t zusätzlichen Goldes benötigt, um das Darlehen zu begleichen. Das wird die Goldnachfrage erhöhen.
Er: Nicht, wenn alles in Bargeld beglichen wird. Denken sie an "Die Nachtwache" [das berühmte niederländische Gemälde] - wenn es einen Wert von 1 Mrd. $ hat und für ein Jahr zu einem Zinssatz von 4% verliehen wird, würde es in einem Jahr 1,04 Mrd. $ bedürfen, um den Kredit zu begleichen.
Ich: Die Nachtwache kann nicht mit Gold verglichen werden. Sie können nicht Die Nachtwache verleihen und mehr als eine Nachtwache zurück erhalten, wenn das Darlehen fällig ist. Das ist anders bei Gold; Gold ist eine Währung und Goldleihen lauten auf Gold.
Er: Durch einen Buchungseintrag wäre es wirklich einfach, man könnte 1,5 Nachtwachen auf dem Papier besitzen.
Ich: Und schließlich...könnte man auf dem Papier acht Nachtwachen besitzen?
Er: Sicher.
Ich: Ich verstehe nicht, warum jemand eine Nachtwache auf dem Papier besitzen will, in dem Wissen, dass darauf mehrere Ansprüche bestehen, wenn es nur eine physische Nachtwache gibt. Die Papieransprüche sind ein Fiat-Derivat der Nachtwache.
Er hat Die Nachtwache bewusst als Beispiel genommen, weil er wusste, dass es nur eine Nachtwache gibt. Bewusst/Unbewusst hat er damit das Mindestreservesystem beschrieben. Seine Vorstellungen zur Ökonomie veranschaulichen das Vertrauen der Mehrheit der Menschen in Fiat-Währungen als Geld und zur Definierung von Wert, während das Fiat-Geld größtenteils vom Wert der Waren und Dienstleistungen losgelöst ist. Fiat-Währungen werden aus dem Nichts erzeugt und sind von den ökonomischen Grundgesetzen losgelöst. Eines dieser Gesetze ist das Say’sche Theorem: “Waren und Dienstleistungen sollten mit Waren und Dienstleistungen bezahlt werden”.
Darum haben wir mehr Vertrauen in Gold als in Fiat-Geld. Gold wird nicht durch ein Gremium erschaffen, das entscheidet, wie der Umtauschkurs für alle Waren und Dienstleistungen lauten soll und dabei die Tatsache ignoriert, dass diese Umtauschkurse nur durch den Freien Markt entschieden werden können, sonst wird der Preismechanismus verfälscht, bis er schließlich nicht länger funktioniert. Wenn das passiert, welchen Wert wird dann Fiat-Geld haben?
Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, dann können Sie den ursprünglichen Autor auf The Gold Observer unterstützen oder den englischen Newsletter abonnieren.
© Jan Nieuwenhuijs
The Gold Observer
Dieser Artikel wurde am 13. Juli 2014 auf www.bullionstar.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.