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Währungsentwertung: Politik der größten Zerstörung

09.08.2014  |  Steve Saville
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Der Punkt ist folgender: Die Ausgabeflüsse in der US-Wirtschaft sinken nicht aufgrund negativer Handelsbilanzen. Es kommt zwar zu einer Umverteilung von Arbeitskräften und Kapital - vom Exportsektor hin zu Sektoren, die Verbrauchs- und Kapitalgüter für die binnenwirtschaftliche Nutzung produzieren - allerdings gehen unterm Strich dabei keine Arbeitsplätze verloren. Was dann unterm Strich zu Arbeitsplatzverlusten führt, sind aber politische Ansätze, mit denen das Problem des Handelsdefizits “behoben“ werden soll.

Eine weitere gebräuchliche “Rechtfertigung” für Währungsentwertung lautet so: Währungsentwertung lässt die Reallöhne sinken, womit sich das Problem der relativen “Unbeweglichkeit“ der Nominallöhne umgehen lässt. Dahinter steckt die Vorstellung, dass die Nominallöhne erstens viel zu langsam auf eine sinkende Nachfrage nach Arbeitskräften reagieren und dass, zweitens, die Währungsentwertung klammheimlich bei der Senkung der realen Lohnkosten helfen kann.

Hier gilt es erstens anzumerken, dass diese “Unbeweglichkeit“ der Löhne bis in die 1930er kein Problem in den USA gewesen ist; unter den Präsidenten Hoover und Roosevelt wurden dann aber Maßnahmen erlassen, die einen Abfall der Lohnniveaus in Reaktion auf einen Konjunktureinbruch verhindern sollten.

Mit diesem ersten Punkt steht auch ein zweiter in Verbindung: Staatliche Zuwendungen an Arbeitslose können arbeitsfähige Menschen eher davon abhalten, niedrigere Löhne beim Wiedereintritt in den Arbeitsmarkt zu akzeptieren. Mit anderen Worten: Falls die “Unbeweglichkeit“ der Nominallöhne in der Tat problematisch ist, dann ist das staatlichen Interventionen geschuldet - nicht aber dem freiem Markt.

Und drittens: Das Wissen um die Tatsache, dass modernes Geld mit der Zeit immer an Kaufkraft verliert, dürfte die "Unbeweglichkeit“ der Nominallöhne noch unbeweglicher machen, als diese ansonsten wäre. Mit anderen Worten: Eine Politik, die das gefühlte Problem “unbeweglicher" Löhne angehen will, trägt in Wirklichkeit zu diesem Problem bei.

Wie dem auch sei: Dieser Punkt ist nicht von entscheidender Bedeutung. Ganz gleich, ob die Löhne wirklich “unbeweglich” sind und auch ungeachtet der Ursachen dieses angeblichen Problems, so können “unbewegliche“ Löhnen niemals als logische Rechtfertigung für eine Politik dienen, welche letzten Endes die Wirtschaft schwächt.

Der Hauptproblem der Währungsentwertung ist, dass sie zu ungleichmäßigen Preisveränderungen in der Gesamtwirtschaft führt. Diejenigen, die eine Politik der Währungsentwertung umsetzen, senden falsche Preis- und Kurssignale durch die Gesamtwirtschaft, was wiederum Fehler im Investitionsverhalten bewirkt, die unter anderen Umständen so nicht gemacht worden wären.

Eine große Anzahl von Investitionsfehlern verursacht unterm Strich schließlich einen Vermögensverlust. Darüber hinaus werden die so geschrumpften Vermögensmengen dann auch per Entwertungspolitik so unfair umverteilt, dass in der Folge Rufe nach neuen Interventionen und Strafsteuern laut werden. Auf diesem Weg wird die Wirtschaft buchstäblich aufs "Glatteis" geführt.

Es lässt sich zusammenfassend festhalten, dass Keynes - auch wenn er nicht in vielen Dingen Recht hatte - zu Beginn seiner Karriere hinsichtlich der Währungsentwertung den Nagel auf den Kopf traf: Es handelt sich dabei um einen Vorgang, bei dem alle geheimen Kräfte der Wirtschaftsgesetze in den Dienst der Zerstörung gestellt werden - und zwar auf eine Art und Weise, die nicht einer unter einer Millionen richtig zu erkennen vermag.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com


* Die unverdiente, durch Währungsentwertung verursachte Vermögensumverteilung, ist Grundursache der heutigen Fixierung auf “Ungleichheit“. Leider versteht unter den heute populären Fachautoren keiner die Grundursache dieses wahrgenommenen Problems.

** Zitat aus Kapitel 6 des 1919 veröffentlichten Buches Keynes' “Krieg und Frieden. Die wirtschaftlichen Folgen des Vertrags von Versailles“ (neue deutsche Ausgabe 2006).




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Dieser Artikel wurde am 30. Juli 2014 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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