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Tyrann der Nachbarschaft: Amerika markiert den Dicken

20.08.2014  |  Peter Schiff
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Sapin ging dann noch einen Schritt weiter und stellte offenbar das gesamte geldpolitische System, das der USA eine einzigartige unilaterale Macht zugesteht, in Frage: “Wir müssen uns die Frage stellen […], welche Konsequenzen eine Preislegung in Dollar insgesamt hat, wenn das nämlich auch bedeutet, dass US-amerikanisches Recht auch außerhalb der USA Geltung hat […]. Sollte dem Euro denn nicht mehr Bedeutung in der Weltwirtschaft zukommen?” (Bloomberg, 05.07.14) Normalerweise treffen Politiker, ob nun aus Frankreich oder anderen Ländern, keine so expliziten Aussagen.

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Wie auf Stichwort signalisierte dann nur wenige Tage später der Chef des französischen Energieunternehmens Total SA, Christophe de Margerie, der auf einer Konferenz in Frankreich wiederholt darauf hinwies, dass der Euro häufiger bei internationalen Öltransaktionen zu Anwendung kommen solle, mit folgenden Worten seinen Unmut: “Wer Öl in Euros bezahlen will, denn hindert nichts daran.“ Vielleicht sind dies die Eröffnungssalven eines langen Krieges.

In Deutschland ist der Ärger ganz besonders akut. Hier sind die Vereinigten Staaten aufgrund einer ganzen Reihe von Überwachungs- und Spionageenthüllungen in die Kritik geraten - so auch das illegale Abhören des Mobiltelefons der deutschen Kanzlerin Merkel und des Einsatzes von Spionen in den höchsten Ebenen des deutschen Militärs. Bloomberg veröffentlichte kürzlich eine Zusammenstellung von Kommentaren zu den Beiträgen großer deutscher Tageszeitungen, in denen sich die Frustration mit den Vereinigten Staaten äußert. Zu den Highlights zählen:

  • “Es wird höchste Zeit, dass die EU ähnlich unsinnige Regeln schafft und dann natürlich amerikanische Unternehmen bestraft, wenn sie dagegen verstoßen.“(Frankfurter Allgemeine Zeitung)

  • “[Die USA] sind jedenfalls nicht unsere Freunde! Freunde behandeln sich untereinander mit Respekt, so im Verhältnis zwischen Russland und Deutschland, und bauen keine Über- und Unterordnungs-Systeme auf!“ (Handelsblatt)

Wenn die Deutschen Russland zum besseren Alliierten erheben, dann zeigt sich hieran, in welchem grundlegenden Wandlungsprozess sich die Welt befindet. Wie wir wissen, setzt Wladimir Putin gerade alles daran, ein Post-Dollar-Finanzsystem aufzubauen.

In einer Phase, in der der ökonomische und diplomatische Einfluss der USA zurückgeht, darf man verstärkt von solchen Reibungen ausgehen. Das Scheitern des amerikanischen Militärs bei der Schaffung von Stabilität in Afghanistan und Irak, eine erfolglose amerikanische Diplomatie bei der Abwendung von Krisen in Syrien, der Ukraine und Palästina und vor allem die Schuld des amerikanischen Finanzsystems an der 2008 fast erfolgten Finanztotalpleite lassen den USA nun nicht mehr viele gute Optionen bei der Ausübung ihres Einflusses.

Nur die Vorherrschaft des US-Dollars und seines Reservestatus in der ganzen Welt können jetzt noch jene Hebelkraft erzeugen, die von Amerikas anderen gescheiterten Institutionen nicht mehr ausgehen kann.

Diese Wirkung wird noch durch die lächerliche keynesianische Vorstellung potenziert, dass eine starke Währung eine Belastung sei und eine schwache Währung notwendig für eine gesunde Wirtschaft. Das bedeutet auch, dass jede schlechte Entscheidung der Federal Reserve von ihren Partner-Zentralbanken in Frankfurt und London nachvollzogen werden muss. Auf diese Weise kann Amerika seine Währung entwerten und Daueraufschuldung betreiben, aber gleichzeitig alle Folgen abwenden, die niedere Länder unweigerlich zu spüren bekämen.

Im Moment begrenzen sich die Rückwirkungen dieser Gesetze nur auf die im Ausland lebenden US-Amerikaner, die sich immer mehr als finanzielle Aussätzige betrachten müssen. Viele Banken und Hypothekenfirmen versuchen dem ruppigen Zugriff des amerikanischen Finanzamts und der FACTA-Gesetze zu entkommen, indem sie Amerikanern ganz einfach die Tür vor der Nase schließen. Selbst Firmen, die nicht im Finanzsektor tätig sind, zeigen sich immer zögerlicher bei der Einstellung von Amerikanern, wegen der steuerrechtlichen Komplikationen. Folglich ist die Zahl der Amerikaner, die ihre Staatsbürgerschaft aufgeben, in den letzten Jahren nachweislich drastisch gestiegen.

Die wahre Gefahr ist allerdings die, dass die Vereinigten Staaten zu hoch reizen und es mit der Arroganz zu weit treiben. Auch wenn viele jetzt noch der Meinung sind, dass sich alles wieder beruhigen und in alten Bahnen verlaufen wird, so werden die USA in der Tat noch einen hohen Preis für ihr Verhalten zahlen. Noch ist der Reservestatus des US-Dollar intakt; US-Staatsanleihen werden zu einer seit Jahrzehnten nicht erreichten Niedrigverzinsung verkauft. Aber je länger das anhält, desto gefährlicher wird es auch.

Arroganz erzeugt Geringschätzung. Je rücksichtsloser die Vereinigten Staaten ihr schieres Eigengewicht geltend machen, desto größer wird beim Rest der Welt die Versuchung, den Dollar wie einen unerwünschten Gast rauszuschmeißen. Wenn das passiert, werden der Wert der US$-denominierten Investitionen wie auch die Lebensstandards der Amerikaner, einen sehr hohen Preis dafür zu zahlen haben.


© Peter Schiff
www.europac.net


Dieser Artikel erschien am 15.08.2014 auf www.gold-eagle.com und wurde exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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