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Marc Faber über Rohstoffzyklen, Zentralbankenmonopole und Vermögensumverteilung (Teil 1/2)

25.08.2014
- Seite 3 -
Daily Bell: Eine Frage stellt sich. Wo soll man es lagern?

Marc Faber: Ich würde es nicht in den USA lagern. Ich würde es eher in Singapur oder in Hongkong lagern oder es irgendwo vergraben. Aber wie schon gesagt: Ich denke, es wird eher in die Richtung gehen, dass Politiker, die auf ganzer Linie versagt haben und nun reiche Menschen für die Ungleichverteilung des Vermögens verantwortlich machen, sich vors Volk stellen werden und sagen: "Wisst Ihr was? Nehmen wir denen doch das Gold weg. Das sind diejenigen, die unsere Wirtschaft kaputt gemacht haben. Nehmen wir ihnen also das Gold weg.“

In den USA könnte das so kommen, die EZB in Europa könnte das so machen. Die schrecklichen Politiker in Brüssel und die US-Behörden sind doch ein und dieselben. Die US-Behörden werden zu den Europäern gehen und sagen: "Wenn wir es machen, warum nicht auch ihr?" und Draghi und all diese Leute sagen dann "Klar, gute Idee."

Die wiederum klopfen bei den Schweizern an, die nun auch kein Rückgrat mehr haben (mit Ausnahme der Fußballmannschaft der Schweiz, die aus Ausländern aber keinen Schweizern mehr besteht, die alle im Ausland geboren wurden oder Kinder von in der Schweiz lebenden Ausländern sind) - in der Schweiz werden die Grünen und die Sozialdemokraten also sagen: "Klar, gute Idee". Nehmt den Reichen das Gold weg.” Aus meiner Sicht ist es also am besten, sein Gold in Asien, in Singapur und Hongkong, zu halten, wo noch eine Kultur des Privatbesitzes und eine Kultur des Goldes existiert.


Daily Bell: Wie wird es den US-Staatsanleihen in nächster Zeit ergehen? Sie haben sich positiv dazu geäußert.

Marc Faber: Ja, ich halte immer noch 10-jährige US-Staatsanleihen. Ich bin nicht der Auffassung, dass sie eine gute Investition sind. Aktuell bringen sie 2,6% auf 10 Jahre, man kann also maximal 2,6% über die nächsten 10 Jahre dabei verdienen. Es ist ein desaströses Investment aber vielleicht sind andere Investments wie der S&P 500, der NASDAQ, der Russell 2000 sogar noch schlimmer - und deswegen halte ich ein paar 10-jährige Treasury Notes als Absicherung gegen Marktverluste.

Ich habe nun schon seit Langem - und zugegebenermaßen zu Unrecht - eine Korrektur prognostiziert. Doch aktuell glaube ich nicht, dass es eine Korrektur geben wird. Die nächste Station wird ein Einbruch sein.


Daily Bell: Wie sieht ein Kollaps aus? Ron Paul meinte in einem Interview mit uns vor ein paar Wochen, dass dieser nicht schrittweise oder sanft, sondern abrupt kommen werde. Was denken Sie?

Marc Faber: Vor Kurzem hat mich ein Kommentator gefragt, warum der Markt denn fallen sollte? Ich war zudem auf einem Treffen von Ökonomen, Leute, die 2009 allesamt noch sehr, sehr pessimistisch waren - was den S&P 400 angeht und so weiter. Damals meinte ich, der Markt sei so extrem überverkauft, dass er aus meiner Sicht steigen werde.

Als die europäischen Märkte dann 2012, März bis Juni, ihren Tiefpunkt erreicht hatten und der Euro sehr schwach war, gab es von März-Mai 2012 einige europäische Märkte, die sogar noch schwächer waren als im März 2009. Der S&P 500 hatte sich zwischen März 2009 und März 2012 mehr als verdoppelt, die europäischen Märkte hingegen stiegen erst und stürzten dann wieder ab - im Fall von Portugal, Griechenland, Spanien, Italien und Frankreich sogar noch unter die Marken von 2009. Ich meinte damals, dass jetzt die richtige Zeit wäre, etwas Geld in Europa zu stecken. Sie alle waren sehr pessimistisch.

Ok, und diese Gruppe von Ökonomen - allesamt sehr intelligent, alle Wissenschaftler, die viel mehr über Ökonomie, oder zumindest über die keynesianischen Wirtschaftstheorien wissen, als ich - sind jetzt plötzlich alle sehr optimistisch. Und das sagt mir etwas. Ich stimme Jeremy Grantham und John Hussman zu: Statistisch gesehen und aus einem Bewertungsansatz heraus, wird der Markt in den nächsten 10 Jahre insgesamt niedrige Gewinne bringen.

Könnte der Markt aber noch 30% steigen, bevor er 80% fällt? Ja. Möglich ist es. Es könnte aber auch schon relativ früh anfangen. Ich denke, dass die zweite Jahreshälfte für viele zu einer sehr großen Enttäuschung wird.


Daily Bell: Stecken die Rohstoffmärkte immer noch in einem Bullenmarkt?

Marc Faber: Das ist eine schwierige Frage. So wie ich es sehe, dauern die großen Rohstoffzyklen - die sogenannten Kondratjews - zwischen 45 und 60 Jahren. Da gibt es keine präzisen Zeitangaben. Wenn wir jetzt davon ausgehen, dass der Rohstoffzyklus im 1980 seinen Höhepunkt erreicht hatte, dann hatten wir bis ‘99 einen Bärenmarkt - mit anderen Worten also einen fast 20-jährigen Bärenmarkt.

Nach ’99 fing der Kondratjew-Zyklus, so denke ich, wieder an zu steigen. Wir sind im Jahr 2014, also befinden wir uns im Grunde schon 14 Jahre in der Aufwärtsphase, die im Durchschnitt so um die 22 Jahre dauert - manchmal mehr, manchmal etwas weniger.

Ab 1999 bis 2007/ 2008 wurde der Rohstoffzyklus durch die steigende Nachfrage aus China befeuert. Das ist ein ganz wichtiger Faktor. Die Nachfrage aus China könnte sich zwar ein wenig abschwächen, auf jeden Fall wird sie nicht mehr im selben Tempo wie früher wachsen - aber eben auch nicht einbrechen. Die Nachfrage wird vielleicht nicht kräftig steigen - so funktionieren eben Industrialisierungen: Zuerst steigt die Rohstoffnachfrage sehr kräftig, danach pegelt sie sich ein.

Dann gibt es, denke ich, noch eine andere Sache, die die Rohstoffkurse in die Höhe treiben kann, und ich sitze im Aufsichtsrat einiger Bergbauunternehmen: Ich kann ihnen zumindest sagen, dass niemand bei einem Ölpreis von sagen wir 70 $ pro Barrel bohren wird. Niemand.

1998 lag der Kupferpreis bei 68 Cents pro Pfund, genauer gesagt bei exakt 58 Cents an seinem Tiefpunkt. Unter sagen 2 $ pro Pfund wird keiner neues Kupfer suchen und produzieren wollen. Die heutigen Explorationskosten und alle Folgekosten bis der Rohstoff am Markt ist, sind astronomisch, und dafür kann man auch der Federal Reserve danken.

Wer also denkt, dass Rohöl von den heutigen Ständen aus noch deutlich sinken wird, der träumt. Vielleicht fällt es mal für ein paar Monate auf 60 $, aber langfristig, in Anbetracht aller geopolitischen Probleme, angesichts aller Probleme bei der Entdeckung von Öl, angesichts der Tatsache, dass viele Ölfelder immer weniger ergiebig sind - in einem solchen Umfeld gibt es meiner Meinung nach eher das Risiko, dass der Preis steigt und nicht sinkt.


Daily Bell: Ist die Ära des Königs Dollar vorbei? Ist der Petrodollar am Ende?

Lesen sie weiter: Teil 2 ...


© Anthony Wile
www.thedailybell.com



Dieser Artikel wurde am 03.08.2014 auf www.thedailybell.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten.de übersetzt.



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