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Zinswende bleibt aus. Gut für Gold

01.09.2014  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Danach flachte sich die Zinskurve merklich ab, und der Goldpreis begann zu fallen. Seit Mitte 2012 wird die Zinskurve wieder steiler. Der Goldpreis hat darauf jedoch bislang noch nicht reagiert.

Neben den gesunkenen Kreditausfallsorgen könnte das zu erklären sein durch die Markterwartungen, die US-Zentralbank könnte bald die Zinsen anheben – und damit die Goldhaltung weniger attraktiv machen.

Angesichts der hohen Verschuldung dürften jedoch Zinsanhebungen, wenn sie denn tatsächlich in 2015 kommen sollten, sehr gering ausfallen. Eine zu flache Zinskurve dürfte direkt in die nächste Krise führen.

Schließlich sind die amerikanische und auch die internationale Konjunktur auf der Politik des billigen Geldes aufgebaut. Steigende Zinsen würden die globale Kreditarchitektur zusammenbrechen lassen.

Und zwar genauso, wie es schon 2000/2001 und 2007 zu beobachten war, als die US-Zentralbank die Zinsen angehoben hat. Man kann natürlich nicht ausschließen, dass die Fed den gleichen Fehler wieder begehen wird.

Ob aber nun mit oder ohne Fed-Zinsanhebungen: Eine echte Zinswende bleibt aus, so denken wir. Das sollte sich positiv auswirken für den Goldpreis. Für die Goldhaltung spricht derzeit viel, weil die Zinssteigerungen überschätzt und die Kredit- und Inflationsrisiken unterschätzt werden.


Was sich hinter dem Begriff “Zinskurve” verbirgt

Die "Zinskurve" bezeichnet den Zusammenhang zwischen den lang- und kurzfristigen Zinsen. Sind die Langfristzinsen höher als die Kurzfristzinsen, spricht man von einer positiv geneigten Zinskurve. Ist es umgekehrt, liegen also die Langfristzinsen unter den Kurzfristzinsen, spricht man von einer negativ geneigten beziehungsweise "inversen" Zinskurve.

Ist der Abstand zwischen den Lang- und Kurzfristzinsen groß, so spricht man von einer "steilen Zinskurve", ist der Abstand gering, so ist die Zinskurve "flach". Üblicherweise ist die Zinskurve positiv geneigt: Je länger der Anlagehorizont ist, desto höher ist der Zins.

Eine Verflachung der Zinskurve tritt meistens ein, wenn die Zentralbank die Kurzfristzinsen anhebt. Dann sinken meist die Inflationserwartungen, und das senkt die Langfristzinsen relativ zu den steigenden Kurzfristzinsen ab.

Dass die Langfristzinsen unter die Kurzfristzinsen fallen, dass die Zinskurve "invertiert", erklärt sich wie folgt: Erwarten die Marktakteure, dass der Zinssteigerungszyklus der Zentralbank zu einem Ende gekommen ist, beziehungsweise dass die Zinsen bald wieder absinken werden, fallen die Langfristzinsen schneller als die Kurzfristzinsen reduziert werden. Es kommt zu einer inversen Zinskurve.

Eine inverse Zinskurve bringt den Banken Probleme. Sie vergeben in der Regel längerfristige Kredite, die sie mit kurzfristigen Krediten finanzieren. Man spricht hier von "Fristentransformation". Eine inverse Zinskurve bringt die Banken in Ertragsprobleme.

Banken schränken daraufhin ihre Kreditvergabe ein. Das ist meist der Auslöser für die Konjunkturkrise. Versiegt der Zustrom von neuem Kredit und Geld, entpuppen sich Investitionen als "Flops". Unternehmen verzeichnen Verluste, liquidieren Anlagen und bauen die Beschäftigung ab. Es kommt zu einem gesamtwirtschaftlichen Abschwung, möglicherweise auch zu einer Rezession.

Auslöser derartiger Wirtschaftsstörungen sind die Zentralbanken. Sie stoßen zunächst die Konjunktur an mit tiefen Zinsen. Das nachfolgende Erhöhen der Zinsen entzieht der Konjunktur dann ihre Existenzgrundlage.

Die Veränderung der Zinskurve war zumindest bisher aus diesem Grund ein vorauseilender Indikator für die "Wendepunkte" der Konjunktur- und Aktienmarktentwicklungen.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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