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Die Globalisierung der Goldhausse

01.02.2006  |  Claus Vogt
- Seite 2 -
Weitreichende Bedeutung

Dabei geht die Bedeutung des Goldpreises weit über den Goldmarkt hinaus. Warum? Gold ist bekanntlich nicht irgendein Rohstoff, sondern sehr viel mehr. In einem Jahrtausende währenden Ausleseverfahren setzten sich sehr zum Leidwesen der Herrschenden Gold und Silber nahezu weltweit als das Geld der Wahl durch. Gold und Silber sind das Geld freier Märkte und freier Menschen, das sich staatlichen Manipulationsversuchen zwar nicht gänzlich entziehen kann. Aber es kann im Unterschied zu ungedecktem Papiergeld nicht per Dekret beliebig vermehrt werden. Damit zwingt es die Machthaber, die nur allzu gern über ihre Verhältnisse leben, zu fiskalpolitischer Disziplin. Deshalb wurde der private Goldbesitz von den die Freiheit mit Füßen tretenden Sozialisten wie Stalin, Hitler oder Mao verboten. Das ist auch der Grund für die während des ersten Weltkriegs begonnene und 1972 endgültig besiegelte Abschaffung einer an Gold gebundenen Währung.

Allem anderslautendem Gerede zum Trotz hat Gold auch in der heutigen Zeit seine monetäre Funktion nicht gänzlich verloren. Zwar ist es längst kein Zahlungsmittel mehr, aber die Funktion des Wertaufbewahrungsmediums erfüllt es noch immer. In Zeiten geld- und fiskalpolitischer Exzesse wird der Wert des Papiergeldes immer fragwürdiger. Dann wählen finanzhistorisch gebildete und weitsichtige Anleger, die den Schleier staatstragender Propaganda durchschauen, Edelmetallinvestments, um ihr Vermögen zu erhalten und zu mehren. Ein steigender Goldpreis deutet auf ein zunehmendes Misstrauen der Marktteilnehmer gegenüber Papiergeld und dem auf ihm basierenden Weltwährungssystem hin. Und dafür gibt es gute Gründe, sehr gute sogar.


Die Inflationsmacher

Wir alle kennen die Szene aus Filmen und Slapsticks. Der flüchtende Dieb bleibt hinter einer Wegbiegung stehen, setzt eine seriöse Miene auf, deutet in Richtung eines belebten Teils der Straße und ruft voller Inbrunst: "Haltet den Dieb!"

Diese dreiste Szene spielt sich in letzter Zeit sehr häufig ab. Dabei übernehmen Notenbanker und Politiker die unrühmliche Hauptrolle. Nachdem vor allem in den USA die amtlich berechneten Warenkörbe deutliche Preissteigerungen zeigen, hören wir die "Helden" mit unverhohlener Chuzpe "Haltet den Dieb!" rufen. Dabei deuten sie beherzt auf ausgewählte Sündenböcke und wollen uns glauben machen, die steigenden Energiepreise, hinter denen wiederum böse Spekulanten stecken sollen, seien für die anziehende Inflationsrate verantwortlich. Das ist natürlich Unsinn, Humbug, dreiste Lüge.

Die steigenden Preise sind lediglich das Symptom einer inflationären Geldpolitik. Erst müssen die Geld- und Kreditmengen steigen, dann erst kann es zu breit angelegten Preissteigerungen kommen. Inflation ist nicht etwa die Preissteigerung eines wie auch immer berechneten Warenkorbs. Inflation ist die Ausweitung der Geldmenge. Da die Notenbanken das Geld- und Kreditmengenwachstum maßgeblich bestimmen, sind sie verantwortlich für die anschließend eintretenden Preissteigerungen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Preissteigerungen einen amtlichen Warenkorb betreffen oder in Form von Spekulationsblasen Aktienkurse und Immobilienpreise. Notenbanken sind keine Inflationsbekämpfer, sondern Inflationsmacher. Haltet den Dieb! Aber bitte den richtigen.


Die Triebfeder

Damit sind wir bei der Triebfeder der sich langsam entfaltenden globalen Goldhausse angekommen. Es sind natürlich die Notenbanker, die in enger Zusammenarbeit mit Politikern die Geldentwertung betreiben. Der renommierte Schweizer Professor Peter Bernholz hat mit seinem 2003 erschienenen Buch "Monetary Regimes and Inflation" eine überaus lehrreiche wirtschaftshistorische Arbeit über Inflationen und Hyperinflationen vorgelegt. Seine empirischen Untersuchungen liefern ein eindeutiges Ergebnis. Alle große Inflationen wurden von Regierungen verursacht, und alle Hyperinflationen fanden in Zeiten ungedeckter Papierwährungen statt. Sie wurden immer durch Defizite des Staatshaushalts verursacht, die überwiegend durch Geldschöpfung finanziert wurden. Dabei führt die permanente Geldvermehrung erst mit einer mehr oder weniger großen Zeitverzögerung zu Preissteigerungen, wenn das Geld auch im Ausland verwendet wird.

Das sind die empirisch ermittelten Fakten, die keinerlei Überraschungen beinhalten. In jeder "Einführung in die Geldtheorie" kann man ähnliche, wenn auch in schwer verständlichen Wissenschaftsjargon gekleidete Erkenntnisse und deren theoretische Begründung nachlesen. Leider scheint dieses Wissen speziell in Kreisen zeitgenössischer Notenbanker weitgehend verloren gegangen zu sein.

Seit vielen Jahren bereits wachsen die Geldmengen weltweit deutlich stärker als die Wirtschaft. In den 80er und 90er Jahren führte diese monetäre Inflation aber nicht zu stark steigenden Konsumentenpreisen, sondern zu explodierenden Vermögenswertpreisen (asset inflation), zu Spekulationsblasen. In den vergangenen fünf Jahren, nach dem Platzen der Aktienblase, waren es vor allem in den angloamerikanischen Ländern die Immobilienpreise, die ökonomisch nicht gerechtfertigte Preissteigerungen erlebten. Hier wurde die Wirkung der extremen Geldmengenausweitung sichtbar, die im Januar 2001 begann. Die US-Notenbank, der Leithammel des internationalen Zentralbankwesens, sorgte für Geldmengensteigerungen im zweistelligen Bereich. Das war die geldpolitische Antwort auf die platzende Aktienblase. Flankiert wurde die expansive Geldpolitik durch weltweit deutlich steigende Staatsverschuldungen.

Die oben geschilderten geld- und fiskalpolitischen Voraussetzungen für die Entstehung großer Inflationen sind also erfüllt. Begleitet wurden diese inflationären Politiken von einer breit angelegten Werbekampagne der US-Notenbank, in deren Mittelpunkt eine angeblich drohende, katastrophale deflationäre Entwicklung stand. Sie müsse bekämpft werden, koste es, was es wolle.

Nun können die Notenbanker zwar die Geldmengen beliebig vermehren. Aber sie haben keinen Einfluss darauf, welchen Weg das neu geschaffene Geld nimmt. Ein Teil davon floss offensichtlich an die Rohstoff- und Edelmetallmärkte, wo es für den ersten Hausseschub in diesen Sektoren sorgte und den Unmut der Geldpolitiker auf sich zog. Wie wird es weitergehen?


Helikopter Ben

Eine führende Rolle in der Vermarktung der US-Geldpolitik übernahm im Jahr 2002 der mittlerweile als kommender Präsident der US-Notenbank nominierte Ben Bernanke. Der hochbegabte Wirtschaftsprofessor, der eine steile Karriere im Wissenschaftsbetrieb machte, nahm bei der Darstellung seiner geldpolitischen Ziele und Methoden kein Blatt vor den Mund. Er ließ keinen Zweifel daran, ein überzeugter Inflationist zu sein, der die Gelddruckmaschine unter dem Vorwand der Deflationsbekämpfung hemmungslos einsetzen werde. Um die Entschlossenheit der US-Notenbanker zu unterstreichen, bemühten sie sogar das von Milton Friedman geschaffene Bild des Helikopter-Geldes, das zur Deflationsbekämpfung über der Bevölkerung abgeworfen werden müsse.


Keine Zweifel angebracht

Ich sehe keinen Grund, Herrn Bernanke nicht zu glauben. Er steht für eine eindeutig inflationäre Geldpolitik und wird die Machtfülle seines neuen Amtes ausschöpfen. Sobald die Immobilienblase platzt, wird er die Geldschleusen öffnen und damit einen weiteren Hausseschub an den Edelmetallmärkten auslösen. Der alte Gedanke, ein Vermögen vor staatlich verordneter Inflation schützen zu müssen, wird eine Renaissance erleben.


Fazit

Wenn Sie sich vor den inflationären Machenschaften der Notenbanken schützen möchten, dann kommen Sie an den Edelmetallen nicht vorbei. Als finanzielle Feuerversicherung empfehle ich Ihnen den Kauf physischen Goldes für 5% bis 10% des gesamten Finanzvermögens. Außerdem rate ich Ihnen zum Aufbau eines gut diversifizierten Portfolios aus Edelmetallaktien.

Die südafrikanischen Goldminenaktien haben erst kürzlich ein beeindruckend klares technisches Kaufsignal gegeben. Nach einem rund dreijährigen Abwärtstrend, der selbst in deutschen Tageszeitungen zu einem regelrechten Abgesang auf diesen Sektor führte, sind sie mit hohen Umsätzen aus wohl proportionierten Bodenformationen nach oben ausgebrochen. Nach drei langen Jahren heftig fallender Kurse deutet alles auf einen neuerlichen Hausseschub südafrikanischer Goldminen hin. Selbst die 200-Tage-Durchschnittslinien steigen mittlerweile und bestätigen den noch sehr jungen Aufwärtstrend. Eindeutigere Signale kann es aus technischer Sicht kaum geben.

Ich empfehle (Anmerkung Goldseiten: Stand 11/2005) Ihnen den gleichgewichteten Kauf folgender Edelmetallaktien: Newmont Mining (WKN 853823), Goldcorp (WKN 890493), Pan American Silver (WKN 876617), Newcrest Mining (WKN 873365), Lihir Gold (WKN 897459), Gold Fields (WKN 856777) und Harmony Gold Mining (WKN 864439). Wie bei allen Aktieninvestments müssen natürlich auch hier Stop Loss-Marken in Übereinstimmung mit der von Ihnen gewählten Risiko-Management-Methode beachtet werden.

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© Claus Vogt



Quelle: Originalfassung, die in leicht gekürzter Version im Börsenbrief "Sicheres Geld" 12/2005 erschien



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