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Kommt Inflation oder Deflation?

19.09.2014  |  Prof. Dr. Eberhard Hamer
- Seite 2 -
Deflation

Die Nobelpreisträger haben trotz der dramatischen Geldmengenvermehrung gerade im August vor einer Deflation gewarnt.

Deflation würde Geldmengenminderung bedeuten, was zu Zahlungsschwierigkeiten bei der privaten Wirtschaft und im öffentlichen Sektor führen würde, aus Geldmangel zu Kapazitätsabbau, Stilllegungen, Entlassungen und Zusammenbrüchen überschuldeter Unternehmen bis hin zum Staatsbankrott.

Beispiele wie Griechenland, Portugal, Spanien, Italien und Frankreich zeigen, dass das Opium der Geldmengenvermehrung unwirtschaftliche Strukturen erhält, den Zwang zur Sanierung zu vermeiden hilft und die Staaten durch immer mehr Geld in immer höhere Verschuldung und immer größere Fehlentwicklungen laufen, was in einer globalisierten Welt zu immer stärkerem Verlust von Wettbewerbsfähigkeit, wachsender Verschuldung und schließlich zu Deflation und Zusammenbruch führt. Dahinter steht oft das Bestreben von politischen Gruppierungen, um ihrer Wiederwahl willen immer größere Bevölkerungsgruppen mit immer größeren sozialen Wohltaten zu beglücken, deren Kosten die Leistungsträger und die Wirtschaft immer weniger aufbringen können.

Eine Deflation, d.h. Geldmengenverminderung, würde aber nicht nur die Blase der Bankenspekulationen vermindern oder gar platzen lassen, sondern auch den Preis der öffentlichen Verschuldung hochtreiben.

Schon bei 2% Zinserhöhung würden die hoch verschuldeten südeuropäischen Staaten in neue Finanzkrisen geraten - und würde die durch boomende Finanzen üppig gewordene Sozialindustrie in allen europäischen Wohlfahrtsstaaten - immerhin der inzwischen größte Gewerbezweig mit mehr als der Hälfte begünstigter Bevölkerung - durch die erzwungene Schrumpfungskur in dramatische und sozialpolitisch gefährliche Krisen geraten. Davor haben die Politiker Angst, deshalb versuchen sie auch interne Korrekturen, die ihnen angelastet werden könnten, zu vermeiden und warten auf externe Zwänge, mit denen sie den Zwang zur Korrektur anderen zuschieben könnten.

In der Finanzgeschichte lässt sich beobachten, dass den meisten Inflationen eine Deflation vorgeschaltet war. Das war in der ersten Weltwirtschaftskrise so, in den USA vor den beiden Welkriegen und den damit verbundenen Inflationen. Und eigentlich wären wir auch seit 2008 in einer Deflationsphase, wenn nicht übermäßige Geldmengenvermehrung die Korrektur- und Abschwungskräfte überlagert und neutralisiert hätte. Deshalb wird auch vor allem in den USA die Geldmengenvermehrung fortgesetzt, um den Korrektur- und Rezessionskräften trotz nachlassender Wirkung und immer höherer Kosten zu widerstehen.


Stagflation

Wir befinden uns weltwirtschaftlich und europäisch in einer Zwitterposition.

Einerseits wachsen die Rezessions- und Deflationskräfte wegen zunehmender Verschuldung in den südeuropäischen Ländern und Frankreich, die Wirtschaft wächst nicht mehr. Eine Schuldenrückzahlung und notwendige Sozialreformen sind aber politisch nicht durchsetzbar bzw. der Druck dazu noch nicht groß genug.

Andererseits ist die Geldmengenvermehrung in der Finanzindustrie und der öffentlichen Finanzwirtschaft noch nicht in Inflation umgeschlagen, weil sie durch den Niedrigzins der EZB und hilfreiche Statistik sowie Presse künstlich gedrückt wird. Das Zusatzgeld ist virtuell im Finanzkreislauf geblieben. Wir haben also vorerst noch eine gestaute Inflation.

Sowohl die Inflationstendenzen als auch die Deflationstendenzen sind also durch die Finanzindustrie und Politik nicht nur manipuliert, sondern auch weitgehend neutralisiert. Sobald die Inflation sich deutlicher durchsetzt, hätten wir eine Stagflation.

Die derzeitige stabile Gemengelage von Inflation und Deflation, von Boom und Rezession lässt sich aber weder auf Dauer aufrechterhalten noch auf Dauer beherrschen. Sie kann jederzeit in die eine oder andere Richtung umkippen, z.B.:




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