Kommt Inflation oder Deflation?
19.09.2014 | Prof. Dr. Eberhard Hamer
- Seite 3 -
- Die gegenüber Europa noch dramatischere Finanzsituation der USA könnte jederzeit zur Weltkrise mit Deflation und Rezession werden, wenn der Dollar als Weltwährung kippt, wenn niemand ihm mehr traut und die USA nicht nur überschuldet, sondern auch zahlungsunfähig wären, wenn sie den Kapitalzufluss von 400 Milliarden Dollar aus der Welt nicht mehr bekommen.
- Die USA zündeln nicht nur in der Ukraine, sondern auch im Vorderen Orient und Nordafrika immer wieder Krieg. 70% ihres Kapitalstocks sind rüstungsrelevant. Ohne Krieg ist ihre Rüstungsindustrie nicht beschäftigt, ohne Rüstungsindustrie entsteht in den USA kein Boom. Zweimal haben sich durch die beiden Weltkriege die USA aus der Krise in den größten Boom ihrer Geschichte gehievt, die Kriegstöne in den USA lasen befürchten, dass sie diese Lösung von der Rezession zum Boom auch wieder anstreben könnten.
- Nicht nur die Aktienkurse befinden sich auf ihren historischen Ständen, in vielen Ländern gibt es auch Immobilienblasen. Und die Finanzindustrie hat sich trotz der Erfahrung von 2008 wieder mit gefährlichen Derivaten und Spekulationen vollgesaugt. Kippt einer von diesen Hazardspielern in diesem gefährlichem Spiel, ist eine neue Weltfinanzkrise über Nacht wieder da und könnte sogar eine Weltrezession hervorrufen.
- Die gleiche Gefahr droht durch die wachsende Überschuldung vieler Länder nicht nur in Europa. Die Rettungsinstitutionen und Rettungsmittel sind begrenzt. Geht ein großes Land wie z.B. Frankreich oder Italien bankrott, könnte das ganze Weltfinanzsystem brodeln und eine Weltrezession auslösen.
- Auch ist nicht sicher, ob es gelingt, die Niedrigzinsphase noch lange aufrechtzuerhalten. Steigt der Marktzins international, drehen sich die Kapitalströme der Welt um, wird Geld knapp, könnten Deflation und Rezession folgen. Aber auch umgekehrt könnte dann die nordatlantische Hochfinanz bestrebt sein, Zinserhöhungen durch noch hemmungsloserer Geldmengenvermehrung (galoppierende Inflation) zu erwidern.
Die amerikanische Notenbankpräsidentin hat verkündet, sie wolle den Niedrigzins langfristig halten, gleichzeitig die Geldmenge aber weiter ausdehnen. Gleiches haben die europäischen Satelliten beschlossen und macht auch Japan weiter. Es wird also einerseits die Inflation durch Geldmengenvermehrung angetrieben, andererseits die Inflation durch Niedrigzins bekämpft.
Wie lange die Finanzelite dieses Spiel zwischen Inflation und Deflation, zwischen Boom und Rezession noch weiter beherrschen kann, ist unsicher wie die vorgenannten Risiken zeigen.
Konsequenzen
Zurzeit kann man niemandem raten, ob man in monetärer Liquidität bleiben oder in Realwerten anlegen soll, weil niemand weiß, wann und wohin die Reise geht.
Langfristig dürfte sich die Inflation durchsetzen, weil die geschaffene Geldmenge nicht zurückzuholen ist. Das bedeutet, dass Geldansprüche und Geldwerte langfristig verlieren, Sachwerte aber langfristig gewinnen würden.
Wer jedoch aktuell mit einer Deflation vor der langfristigen Inflation rechnet, sollte Liquidität vorhalten und nicht in überhitzten Märkten oder zu Höchstkursen investieren.
Der Mittelweg wären Edelmetalle. Sie gewinnen in der Inflation und verlieren kaum in der Deflation.
© Prof. Dr. Eberhard Hamer
www.mittelstandsinstitut-niedersachsen.de