Suche
 
Folgen Sie uns auf:

John Kaiser: Auswege aus einem festgefahrenen Bergbausektor

20.10.2014
- Seite 2 -
Falls es so kommt, würde es einen vorübergehenden Nickelengpass geben; die Nickelpreise könnten dann steigen. Wenn das chinesische Kapital aber seine Schmelzkapazitäten ausweitet und mit dem Schmelzen von Nickel-Laterit in Indonesien und auf den Philippinen beginnt, dürften sich die Nickelpreise wiederum abschwächen.

Das einzige dieser Metalle, das meiner Meinung nach in den nächsten Jahren steigende Preise erzielen wird, ist Zink. Der Grund ist, dass derzeit große Minen Schritt für Schritt dicht machen. Die aktuell anlaufende Neuproduktion hat aber deutlich weniger Kapazität als die der geschlossenen Minen.

Normalerweise wäre das nicht wirklich entscheidend, weil China hier zum Riesen geworden ist - das Land ist der größte Zinkproduzent. In den letzten 10 Jahren hat China seine Produktion fast verdoppelt. Die vorherrschende Meinung ist daher, dass China im Fall steigender Preise schnell zusätzliche Kapazitäten in Betrieb nehmen wird. Ich glaube allerdings, dass das Land, aufgrund eines neuen Umweltbewusstseins, in Wirklichkeit schon einen Teil seiner Produktionskapazitäten geschlossen hat; und das verschärft die Angebotssituation zusätzlich.


The Mining Report: Kommen wir zurück zu den von Ihnen angesprochenen Diskursen. Der zweite war der Goldbug-Diskurs. Die Federal Reserve setzt darauf, dass es der US-Wirtschaft gut genug geht, um steigende Zinssätze verkraften zu können - auch als Starthilfe für die Weltwirtschaft. Was hätte das für den eben angesprochenen Superzyklus zu bedeuten und für den apokalyptischen Goldbug-Diskurs, aber auch für die Unternehmen im Metallsektor?

John Kaiser: Falls die Fed das Fingerspitzengefühl bewiese, den Übergang von QE und Niedrigstzins zu einer Wirtschaft zu schaffen, die auf positiven kurzfristigen Realzinsen basiert, dann würden sich die Verbraucher wieder unbesorgter mit Blick auf die Zukunft zeigen und wieder Geld ausgeben. Die Unternehmen würden beginnen, jene Billionen Dollars auszugeben, die sie aktuell horten oder für Aktienrückkäufe ausgeben, um ihre Aktienkurse in die Höhe zu treiben.

Falls man in den USA wieder beginnt, an dauerhaften Dingen zu bauen, die den Bürgern wieder solide Qualitätsarbeitsplätze verschaffen und Optimismus hinsichtlich der ökonomischen Zukunft der USA verbreiten, dann werden auch die Banken wieder glücklicher - was sie wieder Kredite an die Verbraucher vergeben lässt.

Es entsteht eine positive Rückkopplungsschleife, in der die Wirtschaft organisch und nicht künstlich wachsen kann. Das ist wiederum gut für die Weltwirtschaft. Die Schwellenmärkte könnten sich wieder auf die USA als ihr Hauptexportziel fokussieren, letztendlich würde damit wieder Kapital in ihre eigenen Wirtschaften fließen, mit dem sich selbsttragendes Wirtschaftswachstum finanzieren ließe.

Ein reibungsloser Übergang zu Realwachstum wäre nun schlecht für den Goldbug-Diskurs, denn wenn die Zinssätze steigen, verbessert sich auch die Verzinsung, und das zinslose Gold hätte im Wettbewerb viel weniger Chancen. Ein starker Dollar macht zudem die Vorstellung zunichte, dass alles auseinanderbrechen und Gold, infolge von Hyperinflation und Fiat-Währungsentwertung, steigen würde.

Läge die Fed mit ihren Maßnahmen aber falsch, bestünde ihr einziger Erfolg nur darin, eine Aktienblase platzen zu lassen. Falls der Dow Jones dann um mehr als 10-15% fiele, was man als gesunde Korrektur bezeichnen dürfte, dann würde das eine neue deflationäre Abwärtsspirale bei Vermögensanlagen lostreten, ähnlich wie 2008.

Wir hätten am Ende ein sehr negatives Szenario für den globalen Superzyklus-Diskurs und auch für den Goldbug-Diskurs, weil Gold in einer Liquiditätsklemme sinkt. Beide Szenarien würden Gründe dafür liefern, dass Gold seinen Widerstand bei 1.180 $/ oz durchbrechen und auf dem Weg nach unten die Marke von 1.000 $/ oz berühren könnte.


The Mining Report: Prognostizieren Sie einen Rückfall auf die Marke von 1.000 $ pro Unze Gold?

John Kaiser: Im allerschlimmsten Szenario - dem einer globalen Depression - kann ich mir die 1.000 $/ oz als vorübergehende Übertreibung vorstellen. Der Goldpreis von ca. 400 $/ oz, den wir während der 1980er hatten, würde inflationsbereinigt 1.120 $/ oz entsprechen - gegenüber dem heutigen Kurs von 1.200 $/ oz ist das also nur ein Realgewinn von %.

Das ist ernüchternd, bedenkt man, dass die Bergbauindustrie in den letzten 30 Jahren - in Folge der großen Goldpreisbewegung der 1970er - 2,3 Mrd. Unzen aus dem Boden geholt hat. Als die leicht zu erreichenden Ziele ausgebeutet waren, stiegen die allgemeinen Produktionskosten, sogar noch stärker als die Inflation der letzten fünf Jahre.

Die durchschnittlichen Gesamtkostenschätzungen (all-in cost) für den Abbau einer Unze bewegen sich im Bereich von 1.350 $, was teilweise auf die gestiegenen Produktionskosten zurückzuführen ist, aber auch auf die gesunkenen Gehalte, kompliziertere Verarbeitungstechniken und auf die Kosten für vertrauensbildende Maßnahmen und gesellschaftliche Akzeptanz vor Ort (social license costs).

Eine Goldpreisspanne von 1.000 $ -1.200 $ pro Unze impliziert auch, dass sich die Welt in Zukunft mit den schon existierenden 5,4 Mrd. Unzen zufrieden geben würde, die inzwischen oberirdisch verfügbar sind - plus der Milliarde zusätzlicher Unzen, die noch aus den existierenden Minen kommen, wenn diese Unternehmen ihre Reserven in den kommenden 10 Jahren aufbrauchen.

Als Optimist hinsichtlich des globalen Wirtschaftswachstums, kann ich mir das aber kaum vorstellen. Falls das Ende der quantitativen Lockerungen und der Beginn steigender Realzinsen der amerikanischen Wirtschaft organisches Wachstum bringt - und sie nicht in die Abwärtsspirale schickt, aus der sie die Fed wieder retten müsste -, wird die Weltwirtschaft wieder auf einen Aufwärtstrend umschwenken, in dem ressourcenhungrige Schwellenländer mit hohen Bevölkerungszahlen als langfristige Wachstumsmotoren fungieren.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"