John Kaiser: Auswege aus einem festgefahrenen Bergbausektor
20.10.2014
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Während der typische nordamerikanische Goldbug sein Gold als Absicherung gegen eine Katastrophe und wegen möglicher Kapitalerträge besitzt, sehen die neuen vermögenden Schichten der Schwellenländer im Gold eine Art Sparform und Vermögensabsicherung. Dieses Gold steht in der Regel nicht zum Verkauf. Aus meiner Sicht ist Weltwirtschaftswachstum eine plausible Antriebskraft für steigende Goldpreise. Die Frage ist noch, wie lange Gold auf diesen Ständen verweilen kann, wo die Mobilisierung von Angebot aus dem Bergbau aus wirtschaftlicher Sicht keinen Sinn ergibt.
Ein neuer Aufwärtstrend am Goldmarkt könnte Starthilfe aus China bekommen, falls das Land seine tatsächlichen, aktuellen Goldreserven offenlegen würde. Das letzte Mal wurden sie im Jahr 2009 mit 1.054 Tonnen ausgewiesen. China hat seither ca. 2.000 Tonnen produziert, und da die chinesische Zentralbank der offizielle Käufer der Binnenproduktion ist, dürften Chinas offizielle Goldbestände wahrscheinlich jetzt schon bei 3.000 Tonnen liegen, nur knapp hinter Deutschland mit 3.384 Tonnen.
China hat seit dem Einbruch 2013 zudem enorme Mengen Gold importiert, möglicherweise mehr als 1.000 Tonnen. Damit käme China auf Platz zwei – mit knapp der Hälfte jener 8.134 Tonnen, die die USA offiziell halten. Auf dem langfristigen Spielplan Chinas steht das Ende des US-Dollars als alleinige Weltreservewährung.
Aktuell ist China nur allzu glücklich über einen schwachen Goldpreis, es ist unwahrscheinlich, dass das Land seine Agenda zum Ausbau der eigenen Goldbestände durch die Veröffentlichung der offiziellen Goldreserven in Gefahr bringen würde. Falls China das aber täte, würden Anleger zweimal nachdenken, ob sie ihre schon vorhandenen Goldbestände verkaufen; es würde zudem wachsende Nachfrage stimulieren, was wiederum den Goldpreis steigen lassen würde.
Engpässe könnte den Goldpreis auf 1.500 $/oz treiben, ohne dass wir dafür exzessive Inflation oder Fiat-Währungsentwertung bräuchten. Das würde zudem einen neuen Bullenmarkt im Junior-Sektor untermauern, gerade dann, wenn die US-amerikanische Wirtschaft wieder in der Spur ist und die dominanten Gold-Diskurse nicht allein nur steigende Goldpreise versprechen – und einen profitablen Anstieg der Bergbauaktivität ausklammern.
The Mining Report: Wir hatten zuvor darüber gesprochen, dass viele Unternehmen im Fall eines Abschwungs entweder verschwinden oder an den Börsen - Toronto Stock Exchange und TSX Venture Exchange - zu Untoten degradiert würden. Hat die heutige Marktlage aber nicht vielleicht den kleinen Vorteil, dass man die guten Unternehmen besser von den schlechten trennen kann?
John Kaiser: Ja und nein. Von den 1.700 Unternehmen sind nur knapp unter 600 (die nicht in der Liga der großen Minenunternehmen spielen) mit einem Betriebskapital von mehr als 500.000 $ ausgestattet. Knapp 300 Unternehmen haben ein Betriebskapital, das zwischen 0 $ und 500.000 $ liegt. Und 700 Unternehmen haben ein negatives Betriebskapital von ca. 2 Mrd. $.
Die Unternehmen mit negativem Betriebskapital liegen im Grunde schon selbst in der Grube, weil ihnen niemand mehr größere Geldmengen geben möchte, um das zu ersetzen, was schon ausgegeben wurde. Vielleicht findet man darunter noch ein paar Unternehmen, die wegen einer interessanten Story noch rettenswert wären. Die meisten dieser verschuldeten Unternehmen werden aber eingehen und verschwinden.
Es bleiben also ca. 900 Unternehmen mit Überlebenspotential. Unter den verbleibenden tendiere ich eher zu jenen, die ein echtes Managementteam vorzeigen können - technisch geschultes Personal, das etwas von der Exploration versteht; zudem sollte es Projekte mit einer Vision geben, welche zeigt, dass es in den Köpfen des Managements tatsächlich noch arbeitet und dass sie nicht nur so tun, als möchten sie Lagerstätten entdecken.
Es gibt auch Unternehmen, die eigentlich auf Geldbergen sitzen, wo das Management gute Löhne abfasst. Hinter solchen Unternehmen stehen aber große Anteilseigner, die das Unternehmen als ihr trockenes Pulver für extrem schlechte Zeiten betrachten. Diese Unternehmen haben nicht den Antrieb, irgendetwas in Richtung ernsthafter Exploration zu unternehmen, denn könnte ja ihr Kapital in Gefahr bringen. Es könnte aber genauso großes Gewinnpotential liefern. Bei solchen Unternehmen müsste man ebenfalls vorsichtig sein, weil sie Opportunitätskosten darstellen.
Aber allgemein betrachtet, ist es schon einfacher geworden, Firmen auszumachen, die tatsächlich etwas machen und vom ganzen Rest abheben. Die Unfähigkeit zur Kapitalaufnahme und die schlimme finanzielle Gesamtsituation der meisten Rohstoff-Juniors lässt sehr deutlich zu Tage treten, dass die nichts haben und nichts machen. Dann gibt es auch keinen Grund, auch nur einen Penny in solche Zombie-Firmen zu investieren.
The Mining Report: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben.
John Kaiser, Bergbauanalyst mit mehr als 25 Jahren Erfahrung, ist Herausgeber von Kaiser Research Online. Nach seinem Abschluss an der University of British Columbia 1982, begann er bei Continental Carlisle Douglas als Forschungsassistent. Sechs Jahre später wechselte er zu Pacific International Securities in leitender Funktion in der Forschungsabteilung, er ist zudem lizensierter Anlageberater. 1994 zog er mit seiner Familie in die USA.
© JT Long
The Mining Report
Dieser Artikel wurde am 14. Oktober 2014 auf www.goldseek.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.[/i]