Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Regierungen brauchen Inflation, Wirtschaften nicht!

21.10.2014  |  Peter Schiff
- Seite 2 -
Dieses Argument ist aber nichts weiter als eine große Nebelkerze. Inflation kann nur eines: Sie hilft den Regierungen bei ihren Staatsausgaben. Die Wirtschaften an sich können gut mit niedriger Inflation leben. Während der Großen Deflation Ende der 19 Jh. erlebten die Vereinigten Staaten von Amerika anhaltende Deflation während gleichzeitig viel höheres Wirtschaftswachstum erzeugt wurde, als wir in den letzten Generationen jemals erlebt haben.

Auch Anfang der 1960er Jahre erlebten die USA beständig niedrige Inflation (kaum 2%) und staatlichen Zahlen zufolge auch kräftiges Wirtschaftswachstum. Wenn die heutigen Ökonomen mehr Inflation fordern, vergessen sie diese historischen Beispiele vergessen oder heruntergespielt.

Doch im Grunde ist Inflation für die Wirtschaft schädlicher als Besteuerung. Wenn man die Verbindung zwischen erhöhten Staatsausgaben und sinkender Kaufkraft verschleiert, sinkt schließlich auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Öffentlichkeit einer Aufblähung des Staates entgegenstellt. Und hier sind wir der Wahrheit auf der Spur: Inflation wird nicht benötigt, um Wirtschaften wachsen zu lassen, sie ist nötig, damit staatliche Aktivität wächst.

Besonders akut ist das Problem in Europa, wo verschiedene Länder mit völlig unterschiedlichen haushaltpolitischen Bedingungen zu einer politisch nicht funktionsfähigen Währungsunion zusammengeschweißt wurden. Auf der einen Seite stehen Länder wie Italien, Spanien und Frankreich, deren Regierung berühmt-berüchtigt für ihr großzügiges Leistungsangebot sind, das sie eigentlich nicht bezahlen können. Vor dem Beitritt zur Eurozone waren die Währungen dieser Länder nicht für ihre finanziellen Belastbarkeit bekannt.

Deutschland hatte sich auf der anderen Seite mit ausgeglichenen Haushalten und einer starken Deutschen Mark einen ganz eigenen Ruf aufgebaut. Die strengen geldpolitischen Auflagen, die zur Einpassung der Länder in einen geldpolitischen Rahmen notwendig waren, verhindern allerdings, dass die EZB so freizügig Inflation erzeugen kann wie es in den USA oder Japan möglich ist. Folglich hat die Schuldenkrise hier auch einen viel höheren Stellenwert, weil die Schuldenthematik als viel einschneidender wahrgenommen wird, als in anderen entwickelten Ländern, die ihre Währung nach Gutdünken drucken können.

Forderungen nach mehr Inflation dürften vielen auf dem europäischen Kontinent die Haare zu Berge stehen lassen. Seit Jahren bieten keynesianische Ökonomen den Politikern aber Rückendeckung - und auch jetzt stellen sich gerne dieser Herausforderung. Dass Regierungen bestrebt sind, Vorkämpfer in Fragen der Inflation zu sein, ist noch verständlich. Warum aber professionelle Ökonomen eine ähnliche Motivation verspüren können, ist schwerer verständlich.

Möglicherweise glauben sie daran, dass die moderne Ökonomie über die magische Gabe verfügt, Dinge aus Nichts zu erschaffen. Die Vorstellung, dass sich durch den entsprechenden Gebrauch makroökonomischer Formeln das Gesetz von Angebot und Nachfrage umgehen ließe, ist jedoch aberwitzig und gefährlich.

Natürlich ist das Vorhaben der Regierungen, die Inflation bei genau 2% pro Jahr zu halten, absurd. Der Staat wäre machtlos, falls er die Inflation nach einem Durchbrechen dieser Limits wieder einzudämmen wollte. Das Endspiel ist die Hyperinflation. Die eskalierenden Schuldenstände verhindern ja die nötigen Zinssatzerhöhungen, um der inflationären Spirale Einhalt zu gebieten.

Als die Inflation das letzte Mal Anfang der 1980er wirklich außer Kontrolle geriet, konnte eine fest entschlossene Federal Reserve die gerufenen Geister nur dadurch wieder loswerden, indem sie die Zinssätze bis auf ganz 18% ! hochschraubte. Die Wirtschaft überlebte die harten Behandlungsmethoden nicht nur, sie prosperierte sogar in der Folge. Glaubt denn heute noch jemand, dass wir auch nur ein Quartal mit einer solchen Dosis überleben könnten?

Da die Zentralbanken nicht mehr anderes können, als ewig hinter der Inflationskurve zu bleiben, wird auch die Inflation stetig anwachsen. Solange bis die Gefahr einer Hyperinflation viel drohender ist, als die gekünstelte Deflationsgefahr.

Peter Schiff ist CEO und leitender globaler Stratege bei Euro Pacific Capital sowie erfolgreicher Autor von Finanzpublikationen. Seine Podcasts findet man auf dem Peter Schiff Channel auf Youtube. Seine Ansichten zu den Marktentwicklungen in den USA und der Welt finden Sie in seinem Brief, dem Summer 2014 Global Investor Newsletter.


© Peter Schiff
www.europac.net


Dieser Artikel erschien am 15.10.2014 auf www.24hgold.com und wurde exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"