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Gold und Öl… In den Abgrund?

13.11.2014  |  David Chapman
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Es gab Behauptungen, dass die Bullionbanken (vorrangig JP Morgen, HSBC, BNS, Barclays, UBS und Deutsche Bank) hinter dem Rückgang stecken und dabei auf Anweisung der Federal Reserve handeln. Falls das einem Zweck dienen sollte, dann um den Wert des US-Dollar zu schützen, selbst während der drei Runden QE durch die Fed in deren Folge die Bilanz der Zentralbank von 800 Mrd. $ auf 4 Bio. $ explodierte und die US-Schulden von weniger als 10 Bio. $ auf 17,6 Bio. $ in einem Zeitraum von sechs Jahren nach dem Finanzcrash von 2008.

Es besteht die Möglichkeit, dass die Bullionbanken verschreckt wurden durch aufkommende Nachfragen seitens der Zentralbanken nach einer Rückgabe des geliehenen Goldes bzw. einer Auslieferung ihres Goldes, das in Tresoren in NY, London und sogar Ottawa verwahrt wurde.

Während der 1990er-Jahre hatten die Zentralbanken ihr Gold an die Bullionbanken verliehen. Die Bullionbanken bzw. ihre Stellvertreter verkauften das Gold später in den Markt und halfen damit, während der 1990er-Jahre einen Deckel auf den Goldpreis zu halten. Um physische Short-Positionen einzudecken, müssten die Bullionbanken dieses Gold zu wesentlich niedrigeren Kursen zurück kaufen, als 2011 vorherrschten. Womit sie nicht gerechnet haben könnten, ist die unvergleichliche Nachfrage nach dem physischen Metall, welche sich insbesondere aus Asien (China) entwickelte. In den letzten paar Jahren gab es, wie viele Analysten bemerkt haben, eine enorme Wohlstandverschiebung von Westen nach Osten.

Der Goldkurs wird nicht am physischen Markt festgelegt. Der Papiermarkt (Derivate) bestimmt den Goldkurs. Während der physische Markt ziemlich begrenzt ist, ist der Papiermarkt theoretisch unbegrenzt. Der fallende Kurs hat die Nachfrage nach physischem Gold und Silber nicht aufgehalten. Auf perverse Weise scheint die Nachfrage am physischen Markt immer hoch zu schnellen, wenn es zu solch einer Entsorgung am Papiermarkt kam. Beispielweise erklärte die US Mint, dass die American Eagle Silberanlagemünze vorübergehend ausverkauft sei aufgrund großer Nachfrage in den vergangenen paar Wochen.

Der Zusammenbruch des Goldpreises sorgt dafür, dass zahlreiche junge, kleinere Bergbau- und Explorationsunternehmen ihre Unternehmungen einschränken und auf Eis legen müssen. Wenn der Kurs weiter fällt, könnten als nächstes Produzenten im oberen Kostensegment gezwungen sein, Projekte zum Schutz zurückzufahren. Wenn der Goldpreis unter 1.200 $ fällt, werden viele Minen unwirtschaftlich.

Die Goldabladung am Morgen des 5. November 2014 war nicht die erste Abstoßung in den letzten paar Wochen. Wie üblich fanden die Goldabstoßungen in den frühen Stunden des Morgens statt, entweder vor oder nach wichtigen Bekanntmachungen. Als die Fed das Ende von QE bekannt gab, war dies eines der Ereignisse. Die überraschende Ankündigung eines massive neuen QE-Programms der Bank of Japan war ein weiteres solches Ereignis. Das Ende von QE durch die Fed und der Anfang von QE durch die BOJ hatten den doppelten Effekt, dass der japanische Yen unterdrückt und der Wert des US-Dollar gestärkt wurden. Wenn man sich den Goldhandel in den frühen Morgenstunden des 29. und 30. Oktober 2014 anschaut, erkennt man große Goldabstoßungen im Wert von etwa 25 bis 50 Tonnen Gold.

Der jüngste Ölpreisrückgang hat viele überraschend getroffen. Der Ölpreis ist um etwa 30% gefallen, seitdem WTI (West Texas Intermediate) im Juni 2014 einen Höhepunkt bei etwa 107 $ erreicht hatte. Brentöl ist um etwa den gleichen Prozentsatz gefallen. Marktanalysten schieben dies auf einen Überfluss an Öl, doch seltsamerweise erhöhte Saudi Arabien inmitten eines Preisrückgangs die Produktion und senkte dann die Preise.

Dass Saudi Arabien den Ölpreis reduziert, selbst während der Ölpreis fällt, hat den Zorn vieler OPEC-Mitglieder geweckt. Öl ist der geopolitischste Rohstoff der Welt und jede größere Veränderung am Ölmarkt kann weltweite Auswirkungen haben. Ein niedrigerer Ölpreis bedeutet eine Erleichterung für die Konsumentenländer (z.B. Japan, China und die USA sowie Konsumenten an den Zapfsäulen) aber einen Umsatzrückgang für große ölproduzierende Länder, bei denen Öl oftmals den Staatshaushalt untermauert.

Die USA waren an einer Produktionserhöhung von 8,5 Mio. Barrel pro Tag im Juli auf jüngst 9 Mio. Barrel pro Tag beteiligt. Libyen hat Beobachter mit einer Produktionserhöhung inmitten eines Bürgerkrieges überrascht - von 200.000 Barrel pro Tag auf 900.000 Barrel pro Tag. Auf der Nachfrageseite erwartete die Internationale Energieagentur (IEA) für 2014 nur einen Anstieg von 700.000 Barrel pro Tag. Für 2015 erwartet die IEA keinen größeren Anstieg.

Nur wenige Länder verfügen über die Möglichkeiten, die Produktion zurückzufahren. Zu diesen wenigen gehören die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Kuwait und Saudi Arabien. Doch Saudi Arabien hat die Produktion erhöht, um die Umsätze aufrecht zu erhalten. Der Nahe Osten ist weiterhin der größte Ölproduzent der Welt mit einer Produktion von ungefähr 28,5 Mio. Barrel pro Tag. Zu einer Abnahme könnte es durch Verzögerungen bei alternativen Energiequellen kommen, wozu kanadische Ölsande gehören, Fracking, Tiefseeöl und Öl in der Arktis. Die Wahrheit ist, dass diese Quellen hohe Ölpreise brauchen, um profitabel zu sein bzw. eine Fortführung der Bohrung zu rechtfertigen.

Niedrige Ölpreise könnten Länder destabilisieren. Die für eine Destabilisierung anfälligsten Länder sind der Iran, der Irak (als wäre ein Bürgerkrieg nicht genug) und sogar Libyen (trotz eines Bürgerkrieges). Doch es gibt hier viele unterschiedliche Ziele. Saudi Arabien und der Iran sind verfeindet und aus Sicht Saudi Arabiens ist alles gut, was den Iran schwächen könnte. Der Irak steht dem Iran sehr nahe.

Schiitische Muslime regieren sowohl im Irak als auch im Iran. In Saudi Arabien sind es sunnitische Muslime. Diese zwei Seiten derselben Religion sind seit hunderten von Jahren verfeindet. Der religiöse Krieg scheint wieder aufzuflammen. Der iranische Haushaltplan geht von einem Ölpreis von 100 $ pro Barrel aus. Es sind vielleicht ein paar Anpassungen nötig, wenn der niedrige Kurs anhält.




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