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Die doppelte Eins zwanzig

14.11.2014  |  Robert Rethfeld
- Seite 2 -
Sollte der Euro/Dollar die Marke von 1,20 unterschreiten (rote Linie folgender Chart) und der Dollar/Yen die 1,20 überwinden, würden Schwellen überschritten, die die Amerikaner nicht hinnehmen würden. Politik und Zentralbank dürften sich in dieser Frage einig sein.

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Erinnerungen werden wach an die Diskussion um das Ausscheiden Deutschlands aus der Eurozone und der Wiedereinführung der Deutschen Mark. In einem solchen Fall - so wurde damals berechnet - würde die Deutsche Mark gegenüber dem Euro um 50 Prozent aufwerten. Sofort hätte Deutschland einen Wettbewerbsnachteil. Man wäre international nicht mehr wettbewerbsfähig. Gleichzeitig würde man sich eine Deflation einhandeln. Schwere Verwerfungen wären die Folge.

Man kann sich lebhaft vorstellen, wie die amerikanische Öl-Lobby in Washington - zunehmend panisch - an den Türen des Weißen Hauses und des Kongresses kratzt. Ein Erdöl-Preis von 75 US-Dollar lässt eine wachsende Zahl von Investitionsruinen befürchten. Die Margen sinken, höhere waren einkalkuliert. Entscheidend ist die Perspektive: Geht es nur durch ein temporäres Tal der Tränen? Oder ist für mehrere Jahre ein Ölpreis auf niedrigem Niveau zu erwarten?

Es ist doch immer wieder überraschend, welche Wendungen die Geschichte nimmt. Hieß es noch vor einiger Zeit, dass die USA derart preiswert Energie anbieten könnten, dass europäische Unternehmen reihenweise Fabriken in den USA bauen und dort Arbeitsplätze schaffen würden, so ist diese Diskussion zum Erliegen gekommen. Würde ein europäisches oder japanisches Unternehmen dies tun, würde es den Schwachwährungsvorteil aufgeben. Hinzu kommt, dass die Energie überall preiswerter wird, nicht nur in den USA. Im Gegenteil: Es würde sich für US-Unternehmen mehr denn je lohnen, Produktionsstätten im Euroraum aufzubauen.

Welche Option hat die US-Zentralbank? Falls sie einen weiteren Anstieg des US-Dollar nicht zulassen möchte, müsste sie „mit den Wölfen heulen“. Sprich: Über Zinserhöhungen dürfte sie gar nicht erst nachdenken. Sie müsste versuchen, eine Dollar-Abwertungsrally hinzubekommen. Eine solche Abwertung würde automatisch eine Aufwertung des Euro und auch des Yen bedeuten.

Noch verschluckt der große US-Binnenmarkt die Nachteile der Dollar-Aufwertung. Jedoch werden erste Risse sichtbar. Die US-Einkaufsmanagerindizes weisen eine zunehmende Schwäche bei den Exportkennziffern auf.

Eine Zentralbank macht nicht die Konjunktur. Sie reagiert auf Entwicklungen und Einflüsse. Sollte es im kommenden Jahr - nicht zuletzt dank des jetzt preiswerten Euro - zu einer Stabilisierung der europäischen Konjunktur kommen, würde dies der EZB die Gelegenheit geben, unangenehmen Diskussionen über weitere QE-Maßnahmen aus dem Weg zu gehen. Angesichts der Negativität, die die wirtschaftliche Entwicklung Eurolands umgibt, könnten schon leichte positive Entwicklungen ausreichen, um die Stimmung aufzuhellen und das Kapital zurück nach Euroland fließen zu lassen. Schon ein leichter Knick in den US-Wirtschaftsdaten könnte diesen Kapitalfluss verstärken. Derartige Entwicklungen würden dem Eurokurs helfen.

Diese Überlegungen halten wir denjenigen entgegen, die für das Jahr 2015 einen Fall des Euro auf eine Marke unterhalb der Parität vorhersagen.


© Robert Rethfeld
www.wellenreiter-invest.de



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