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Schweiz: Ja, zur Goldinitiative

17.11.2014  |  Axel Merk
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Im Grunde würde es sich so verhalten: Immer wenn die SNB im Fall einer erneuten Krise versucht wäre, Geld zu drucken, um bestimmte Institutionen zu retten, so würde sie mit ihren Aktionen dafür sorgen, dass sie ihre zukünftige Flexibilität für kommende 'Bailouts' immer weiter einschränkt; denn sie bekommt mehr Gold in ihre Bestände, das nicht verkäuflich ist.

• Einer aktivistischen SNB, die weiterhin ausländische Wertpapiere aufkauft, könne es mit der Zeit immer schwerer fallen, den Kurs der eigenen Landeswährung zu kappen - Wechselkursbegrenzungen sind gleichbedeutend mit dem Bailout eines ganzen Landes (der Schweiz), wobei aber offiziell erklärt wird, dass Währungsentwertung gut für das Land sei.


Wettbewerbsfähiger Schweizer Franken?

Die Schweizer Regierung argumentiert, dass ein starker Schweizer Franken den Exporteuren Sorgen bereiten würde. Kein Scherz. Sorgen bereiten ja schließlich auch Mittwettbewerber - vielleicht sollte man sich die auch gleich vom Halse schaffen. Und immer diese nervigen Kunden, denen nicht immer nach Elektronikschnickschnack und Dienstleistungen aus der Schweiz zumute ist.

Spaß beiseite, wir würden sagen, dass es für eine fortgeschrittene Wirtschaft unmöglich ist, auf Preisbasis konkurrenzfähig zu bleiben. Eine fortgeschrittene Wirtschaft muss auf Wertbasis konkurrieren. Fortgeschrittene Wirtschaften exportieren nur ganz selten Verbrauchsgüter aus den unteren Bereichen.

Man denke nur an Bier. Auf diesem Gebiet haben niedere fortgeschrittene Ökonomien versucht, mit einem, sagen wir, Produkt aus dem unteren Bereich zu konkurrieren - Bier wird heutzutage aber als Premium-Produkt betrachtet. Im Streben nach Preisgestaltungsmacht kam es im europäischen Brauereisektor in den letzten Jahrzehnten zu einer massiven Konsolidierung, die Schweiz blieb in diesem Trend auf der Strecke - und man muss noch einmal hervorheben, dass dieser Trend schon lange vor der Finanzkrise lief. Ein schwächerer Schweizer Franken würde diese Herausforderungen nicht beseitigen.

Alternativ zur Massenproduktion kann man aber versuchen, auf lokaler Ebene profitabel zu sein. So haben Mikrobrauereien ohne Exportmarkt in der Tat in vielen Gebieten mit hohen Kostenstrukturen Erfolg haben können.

Schweizer Multinationals haben schon seit Langem gelernt, natürliche Absicherungen und Ausgleichsmechanismen parat zu haben, um Einnahmen und Kosten mit Blick auf die Exportmärkte abzustimmen.

In der Regel bleiben die Unternehmenssitze in der Schweiz, wenn möglich auch Forschung und Entwicklung. Die Schweiz verfügt über viele Saisonarbeiter: Die politischen Entscheidungsträger sollten vielleicht unkonventioneller denken, so könnten beispielsweise die Saisonarbeiter in Euro bezahlt werden. Vielleicht wäre es viel besser, Arbeiter in einer abwertenden Währung zu bezahlen, anstatt seine Goldreserven rauszuschmeißen, um mehr Saisonarbeiter anwerben zu können.

Die Schweiz kennt harte Marktbedingungen schon ewig. Hinsichtlich der so kritischen Schweizer Konsumenten heißt es, dass wenn ein Produkt in der Schweiz Erfolg haben kann, es auch überall sonst Erfolg haben kann.

Wir leben in einer Welt, die in Schulden ertrinkt. Die USA, die Europäische Union, Japan - um nur einige zu nennen - können es sich nicht leisten, für alle gemachten Versprechen zu zahlen. Und wie Alan Greenspan erst kürzlich sagte: Ein Wohlfahrtsstaat kann keinen Goldstandard aufrechterhalten. Solchen Staaten werden ihre Währung mit der Zeit entwerten, um ihre Verpflichtungen etwas bezahlbarer zu machen.

Es wird keine leichte Aufgabe sein, in Länder zu exportieren, deren Politik unserer Meinung nach die Mittelklassen der entsprechenden Länder verarmt. Die Lösung ist aber, zumindest nicht die Schweiz zu verarmen. Das wird nicht leicht, doch je früher die Schweiz die Tatsache erkennt, dass Währungsabwertungswettkampf nicht im Interesse der Schweiz ist, desto besser.


Willkommen in der Realität

Nachdem wir Gründe für die Schweizer Goldinitiative angeführt haben, muss hinzugefügt werden, dass diese Initiative nur ein erster Schritt wäre. Solange die politischen Entscheidungsträger die Initiative nur “genau nach Gesetzestext“ umsetzen, nicht aber den Geist dieser Entscheidungen teilen, dürfte ein harter Kampf vorprogrammiert sein. Wir haben schon jetzt Forschungsberichte erhalten, inwieweit die SNB ihre Verpflichtungen durch eine Abspaltung von Vermögensanlagen umgehen könnte. Die SNB könnte sich zudem in Derivaten positionieren, um den Geist der Initiative, falls sie Erfolg haben sollte, zu unterminieren.

Man sollte nicht vergessen, dass der SNB fünf Jahre Zeit bleiben, um die 20%ige Golddeckung ihrer Reserven zu erreichen. Damit dürfte die SNB in der Lage sein, die Käufe ohne größere Marktstörungen durchzuführen. Kurzfristig dürfte der Signaleffekt jedoch ein mächtiger sein: Die Wechselkursobergrenze zwischen Schweizer Franken und Euro könnte durchaus getestet werden.

Solche Obergrenzen lassen sich nur dann durchsetzen, wenn sich alle zur Durchsetzung bedingungslos entschlossen zeigen. Sobald aber jemand einknickt, wird der Markt die Entschlossenheit der politischen Entscheidungsträger testen. Aber auch das Bestehen solcher Tests könnte doch als Entschlossenheit gelten. Der SNB könnte gut damit gedient sein, von Tag eins an Gold zu kaufen, falls die Euro-Ankäufe ausgeweitet werden sollten.

Letztendlich sollte man nicht ausschließlich darauf vertrauen, dass der eigene Staat einen Goldstandard anstrebt, man sollte auch seinen eigenen, persönlichen Goldstandard verfolgen.


Noch eine Anmerkung zu Thema: Wir werden am 20. November 2014 ein Online-Seminar zur Goldinitiative und zur Abstimmung in der Schweiz machen. Im Online-Seminar werden wir auch darüber sprechen, wie Investoren ihren eigenen Goldstandard aufbauen können. Hier kann man sich für das Online-Seminar registrieren.


© Axel G. Merk
Founder, Portfolio Manager at Merk Investments LLC
www.merkfund.com



Dieser Artikel wurde am 11.11.2014 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt. [/i]




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