Chen Lin über Bergbausorgen, Talsohlen, Gold, Silber und PGMs
21.11.2014 | The Gold Report
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The Gold Report: Erzählen Sie uns, warum Sie so auf Platingruppenmetalle (PGM) schwören. Chen Lin: Hier haben wir eine sehr interessante Situation. Wir haben eine sehr starke physische Nachfrage. China hat ein gewaltiges Luftverschmutzungsproblem. In China hat nur Peking Autoabgasnormen, die mit denen der USA oder denen der Europäischen Union vergleichbar wären. Die gelten für die umliegenden Provinzen nicht.
Sollte China es wirklich ernst mit der Bekämpfung der Luftverschmutzung meinen, und das glaube ich, dann werden alle chinesischen Provinzen ihre Emissionsstandards nach oben hin anpassen müssen. In diesem Fall wäre ich mir nicht sicher, ob es überhaupt ausreichende Mengen Platingruppenmetalle gäbe, um all diese Fahrzeuge umzurüsten.
The Gold Report: Sie sprechen sicher von Katalysatoren?!
Chen Lin: Richtig. Dort wird das meiste Palladium und ein großer Teil des Platins verbaut. Die Nachfrage wird aber nicht allein aus China kommen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation liegen die am stärksten verschmutzten Städte der Welt in Indien. Hier kommt also ein Nachfrage/ Angebot-Problem auf uns zu. Aktuell haben wir beim Platin und auch beim Palladium eine Defizitsituation. Angesichts der Streiks in Südafrika werden die Investitionen dort sinken. Angesichts der Probleme der russischen Wirtschaft werden auch dort die Investitionen sinken. Auf absehbare Zeit wird die Produktion also nicht mit der Nachfrage schritthalten können.
Auch die Kurse der Platingruppenmetalle haben, ähnlich wie Gold, einen schweren Dämpfer erhalten. Das lag zumeist an den Ausverkäufen seitens der Fonds oder ETF. Im September wurden um die 50% der Platinposition der COMEX verkauft. Das sagte eine Menge darüber aus, in welchen Schwierigkeiten die Fonds stecken.
Da auch noch die Energiepreise sinken, glaube ich nicht, dass viele dieser Fonds das Jahr 2014 überleben werden. Es geht dann gar nicht mehr darum, ob die Investoren raus möchten, sie werden einfach rausgedrückt. Hier sehe ich auch viele Chancen auf uns zukommen. Beim Gold wie bei den PGMs könnte wir dann Ende 2014/ Anfang 2015 vielleicht einen Boden sehen.
The Gold Report: Im April 2011 begann der Bärenmarkt der Goldminenwerte - also vor 31 Monaten. In der Zwischenzeit haben wir schon oft gehört, der Boden wäre markiert, was jedoch nie der Fall war. Könnte es jetzt kurz vor Jahresende noch einen finalen Schub von Panikverkäufen geben?
Chen Lin: Die Möglichkeit eines finalen Selloffs, der die zittrigen Hände und alle gehebelten Positionen aus dem Markt wirft, ist zumindest gegeben. Genauer lässt sich das aber schwer sagen. Manchmal bilden sich Talsohlen so aus. Manchmal bekommt es kaum jemand mit. Manchmal ist es ein runder Boden, manchmal ist er V-förmig. Auf jeden Fall, und das hatte ich schon gesagt, verbringe ich jetzt viel mehr Zeit mit Minenbesuchen und Treffen mit Managern von Bergbauunternehmen, um vorbereitet zu sein, wenn die Talsohle erreicht ist.
The Gold Report: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben.
Chen Lin verfasst den populären Aktiennewsletter “What is Chen Buying? What Is Chen Selling?“, herausgegeben von Taylor Hard Money Advisors Inc. Während seiner Promotionszeit in Luftfahrtechnik an der Princeton University entschied sich Chen Lin wegen der einträglichen Arbeit mit seinen Investmentstrategien, seinen Doktortitel aufzuschieben. Er vertritt einen wertorientierten Investmentansatz und beweist häufig bestechendes Markttiming, was nicht zuletzt seiner exzellenten technischen Analysen geschuldet ist.
© Kevin Michael Grace
The Gold Report
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Dieser Artikel wurde am 17. November 2014 auf www.goldseek.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.