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Der Einfluss des Gold-ETF

22.02.2006  |  Adam Hamilton
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Obwohl ich sicher bin, dass der Beginn der zweiten Phase dieses Bullenmarktes von Gold der hauptsächliche Grund für diesen letzten massiven Aufschwung von Gold war, glaube ich nach der Betrachtung dieses Charts, dass der GLD ebenfalls eine Rolle in dieser Entwicklung gespielt hat. Vom 1. Dezember, als Gold erstmals über 500 US$ schloss, bis zu seinem letzen Zwischenhoch von 572 US$, stiegen die gemeldeten Reserven des GLD um die enorme Menge von 114 Tonnen, das sind unglaubliche 50%!

Nach Informationen des World Gold Council haben zurzeit nur 29 Staaten mehr offizielle Goldreserven als dieser Anstieg des GLD in den letzten zwei Monaten ausmacht, und nur 16 Staaten haben momentan mehr physische Goldreserven als der GLD!

Das ist nun tatsächlich die Magie des Gold-ETF, die mich seit Jahren so fasziniert. Aktienhandel ist die einfachste und am weitesten entwickelte Form von Handel auf der Welt. Der Aktienmarkt ist auch ein weit größerer Markt als die Futures-Märkte für Hard-Commodities, gemessen am involvierten Kapital. Der GLD ermöglicht es, die Nachfrage und das Kapital der amerikanischen Aktien-Investoren schnell und schmerzlos hin zu physischem Gold zu verschieben. Er erzeugt einen Kanal durch den viel mehr Kapital in den Goldmarkt fließen kann als durch traditionelle Futures und physisches Gold angezogen würde.

Diese Verschiebung sollte aber theoretisch in beide Richtungen funktionieren, ein zweischneidiges Schwert. Was wäre, wenn zum Beispiel eine schlechte Entwicklung des Goldpreises die amerikanischen Investoren skeptisch machen würde und sie beginnen würden ihre GLD-Anteile en masse zu verkaufen? Der GLD-Preis würde beginnen zu fallen aber der zu Grunde liegende Goldmarkt hätte vielleicht nicht den gleichen starken Trend zu Verkäufen. Der GLD würde nun Gefahr laufen, sich nach unten vom Goldpreis abzukoppeln. Die einzige Möglichkeit um in dieser Situation zu korrigieren, ist das Angebot vom GLD hin zu physischem Gold zu verschieben.

Um eine abgekoppelte Talfahrt des GLD zu stoppen, muss der Fond beginnen, seine eigenen Anteile zurückzukaufen. Da der Fond aber normalerweise über kein Kapital verfügt, müssen Gold-Baskets von physischem Gold verkauft werden um mit dem gewonnenen Kapital die eigenen Anteile zurückzukaufen. Der Fond beginnt also sein physisches Gold in London zu verkaufen, was wiederum den Marktpreis von Gold drückt. Dann werden mit diesem Kapital GLD-Anteile zurückverkauft um die vielen Verkäufe abzufangen. Der GLD-Preis stabilisiert sich bald darauf und folgt wieder dem Goldpreis, wenn das Überangebot an GLD-Anteilen auf Grund der vielen Verkäufe auf physisches Gold übertragen und das Angebot damit ausgeglichen wurde.

Ich hatte erwartet, dass dieses Szenario während den Goldkorrekturen eintreten würde. Die Verkäufe des GLD würden so hoch sein, dass der Fond keine andere Möglichkeit hätte als physisches Gold zu verkaufen und dadurch die Volatilität von Gold in der Korrektur erhöhen würde. Nun ist aber dieser Fall im obigen Chart niemals eingetreten. Die GLD-Reserven stiegen nachhaltig, mit nur gelegentlichen leichten Rückgängen, trotz der schwachen und schwankenden Entwicklung von Gold im ersten Halbjahr 2005.

Dieses Verhalten ist faszinierend. Es zeigt, dass die bisherigen GLD-Verkäufe, wenn Gold schwach ist, sich gleich entwickeln wie die eigentlichen physischen Goldverkäufe. GLD-Investoren sind nicht skeptischer als Gold-Investoren und verkaufen ihre Positionen nicht bedeutend schneller als die Investoren im physischen Markt. Das lässt auch vermuten, dass mehr Langzeit-Investoren in den GLD investieren als Spekulanten, und diese Investoren sind nicht so sehr zu schnellen Verkäufen geneigt. Das sind fantastische Neuigkeiten, da eine der größten Erwartungen an den GLD die Öffnung des Marktes für nicht-traditionelle Gold-Investoren war.

Dies könnte letztendlich enorme Auswirkungen haben. Der amerikanische GLD-ETF ist einer der wenigen Gold-ETFs, die in den wichtigsten Märkten weltweit gehandelt werden. All diese ETFs bilden eine Möglichkeit für Mainstream-Anleger, einen kleinen Anteil an einer Goldpreis-gebundenen Anlage zu halten. Hunderte Millionen von Investoren mit kleinen Anteilen ergeben zusammen ein enormes Kapital.

Durch die Verschiebung von Nachfrage und Kapital in den Goldmarkt sollte der Bullenmarkt von Gold mit mehreren Teilnehmern noch stärker wachsen. Je mehr Investoren mit uns den Goldpreis in die Höhe treiben, desto größer werden unsere Gewinne sein bis dieser Bullenmarkt zu Ende geht.

Ein letzter Vorbehalt muss hier noch erwähnt werden. Nur weil der GLD bisher die Entwicklung des Goldpreises einzig durch die Erhöhung seiner Reserven zu unterstützen schien, muss das nicht immer der Fall sein. Daten von weniger als 15 Monaten sind wirklich keine sehr starke Basis. Sollten GLD-Investoren eines Tages skeptischer werden als Gold-Investoren und beginnen, ihre Anteile zu schnell zu verkaufen, hätte der Fond keine andere Wahl als Gold auf dem offenen Markt zu verkaufen und seine Anteile zurückzukaufen, und dies würde die Volatilität der Goldkorrektur dramatisch erhöhen.

Als nächstes möchte ich einen Blick auf das Volumen des GLD werfen, relativ zum Preis des zu Grunde liegenden Golds. Wir von Zeal haben viele Studien über Volumen in verschiedenen Märkten gemacht und ich hatte mich gewundert wie der GLD sich hier verhalten würde. Es ist keine Überraschung dass er dazu tendiert, mehr wie eine Aktie als ein Rohstoff gehandelt zu werden, da er von Aktienkapital getrieben wird.

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In Aktienmärkten steigt das Handelsvolumen durch Aufregung, sowohl positiv als auch negativ. Wenn es aber keine Aufregung gibt, was normalerweise der Fall ist wenn nichts besonderes passiert und die Preise stagnieren, ist auch das Handelsvolumen tendenziell niedrig. Wir sehen dies im obigen Chart am GLD, da sein Volumen ziemlich niedrig war im ersten Halbjahr 2005, als Gold zu kämpfen hatte und die Stimmung im Markt schlecht war.

Als es aber spannend wurde schnellte das Handelsvolumen im GLD bei Investoren und Spekulanten nach oben. Dies passierte jeweils bei starken Kursanstiegen und starken Korrekturen. Während starken Anstiegen, so wie letzten September, haben steigende Goldpreise das Interesse am GLD enorm gesteigert und sein Handelsvolumen schnellte nach oben. Das ganze ist natürlich von Gier angetrieben, da Investoren durch nichts so stark angezogen wie durch rasch steigende Preise.

Die andere Seite der Medaille ist Angst-getriebene Aufregung. Rund um entscheidende Zwischentiefs, so wie letzten Februar, sind die Goldpreise lange genug gefallen um GLD-Investoren abzuschrecken. Investoren sind bekannt für ihr herdenähnliches Verhalten, und in der Nähe eines Tiefs bekommen sie normalerweise Angst und wollen alle gleichzeitig aussteigen. Dies ist ein sehr typisches und auch erwartetes Verhalten von Aktienhändlern und es ist interessant, dass auch der GLD diesem Modell folgt.

Seit Ende letzten Jahres ging das Handelsvolumen des GLD im Trend nach oben, wie die roten punktierten Linien zeigen, die seinen Aufwärtstrend kennzeichnen. Je höher die Marktpreise steigen, desto mehr Investoren werden davon angezogen. Nichts lockt mehr Interesse und Kapital in einen bestimmten Sektor als anhaltend steigende Preise. Interessanterweise spiegeln Trends von säkular steigendem Open-Interest ebenfalls steigende übergeordnete Preistrends bei Rohstoffen wieder, wie ich in meinen Studien zum Open-Interest von Silber- und Goldfutures im letzten Jahr dargestellt habe.

Ich finde die Tatsache, dass die Entwicklung des Handelsvolumens des GLD mit den Erwartungen an den Aktienhandel einhergeht, und teilweise sogar den Rohstoffsektor widerspiegelt, ist der interessanteste Aspekt dieses Charts wenn man zwischen den Zeilen liest. Letzten Februar, Mai und Juli stieg das Handelsvolumen des GLD durch die Angst in der Nähe von Zwischentiefs von Gold. Während GLD-Investoren abgeschreckt wurden und zu einem gewissen Grad verkauften, wurde hier zum Glück nicht übermäßig mehr verkauft als im zu Grunde liegenden Goldmarkt.

Die Tatsache, dass die GLD-Reserven während allen dreien dieser großen Verkäufe von GLD-Anteilen stabil blieben, wie wir in unserem ersten Chart gesehen haben, spricht ebenfalls für diese Schlussfolgerung. Die stabilen Goldreserven des GLD und der immer noch dem Goldpreis folgende Kurs, zeigen dass es, bezogen auf Angebot und Nachfrage, keinen signifikanten Unterschied zwischen dem ETF und dem physischen Goldmarkt gab. Das ist wirklich verblüffend und wieder einmal nicht das, was ich für einen schwachen Goldkurs erwartet hatte.

Da der GLD ETF mit dem klaren Ziel eingeführt wurde, dem Goldpreis zu folgen, ist dies auch wirklich einer der wichtigsten Faktoren für seinen letztendlichen Erfolg oder Misserfolg. Wenn der GLD dem Goldkurs exakt folgen kann, wird er Anerkennung sowohl unter Mainstream-Anlegern als auch unter konträren Anlegern finden. Wenn er aber nicht aktiv gemanagt wird und dem Goldkurs nicht genau folgen kann, wird er nicht akzeptiert und weithin gemieden werden. In seiner bisherigen, kurzen Laufbahn konnte er sich zum Glück sehr gut und erfolgreich an den Goldkurs halten.

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Dieser Chart sieht zwar ein bisschen zu voll gepackt aus, ist aber in Wirklichkeit sehr einfach. Der Marktpreis für physisches Gold ist in dunkelblau angegeben, mit den Preisen auf der rechten Achse, und der GLD ist in gelb auf der gleichen Achse darüber gelegt. Da jeder GLD- Anteil 1/10 des Goldpreises repräsentiert, wurde sein Schlusspreis jeweils mit 10 multipliziert, um ihn mit dem Preis für eine Unze Gold vergleichen zu können. Wie man sehen kann, verlaufen die Preise für Gold und den GLD extrem knapp nebeneinander. Man könnte einen mit dem anderen vertauschen, und nicht einmal ein genauer Beobachter der Märkte könnte sagen welcher nun welcher ist.




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