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Ölpreise, Aktien, Junk-Bonds und Inflation

14.12.2014  |  Klaus Singer
Die Ölpreise brechen Support für Support. Jetzt notiert WTI Öl unter 60 Dollar, genau bei 57,7. Öl Brent kostet noch 61,80 Dollar. Zur Jahresmitte, als der Absturz begann, notierten die beiden Sorten bei 106, bzw. 115 Dollar. Die Optimisten freuen sich, angeblich wäre jetzt mehr Raum für die Konsumenten, ihre Verbrauchsausgaben zu steigern. Sie rechnen schon vor, dass das deutsche BIP Rückenwind von um die 0,8% bekommt, wenn, ja wenn die Preise so tief bleiben.

Es gab ja auch mal solche Optimisten, die von der Hypothekenblase in den USA ähnliches sagten. Auch hier wurde vorgerechnet, dass die niedrigen Hypothekenzinsen einen gewaltigen Boom bewirken würden. Das geschah ja auch - der durch die steigenden Hauspreise bewirkte Wohlstandseffekt setzte tatsächlich zeitweilig Wachstumspotenzial frei. Und dann verrauchte dieses “Konjunkturprogramm” in der Finanzkrise.

Nun scheint es, als haben die abstürzenden Ölpreise auch die Aktienmärkte erfasst. Wenn die "Santa Claus"-Rally dieses Jahr ausfällt, wäre das ein äußerst ungünstiges Zeichen. Denn historisch kündigte ein solcher Ausfall oft einen Bären-Markt bei Aktien an.

Der Kursverlauf eines US-ETF auf Aktien von im Bereich unkonventioneller Öl- und Gasvorkommen tätiger Firmen zeigt, wie die Kurse dieser Fracking-Unternehmen von Mitte 2012 von 20 auf fast 35 Dollar zur Jahresmitte 2014 angestiegen sind. Jetzt sind sie wieder bei rund 20 Dollar gelandet, die Kursgewinne sind gerade wieder ausgelöscht (siehe Chart!).

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Das Fracking begann seinen Aufstieg 2005, der beschleunigte sich ab 2009, angetrieben durch immer mehr billige Kredite. Die Fracking-Industrie ist ein schnell wachsender Teil der High-Yield Unternehmensanleihen. Diese Blase wurde zwischen 2008 und heute mit Neuausgaben von 43 auf 340 Mrd. Dollar aufgepumpt, also nahezu verachtfacht (siehe Chart!).

Die Neuausgabe aller Unternehmensanleihen zusammengenommen hat sich in dieser Zeit von 707 auf 1431 mehr als verdoppelt. Zum Vergleich: 2007 kamen sie auf knapp 1130 Mrd. Dollar, 2000 auf knapp 590 Mrd. Dollar. Bei durchschnittlichen Laufzeiten von mittlerweile mehr als 14 Jahren (1997 waren es noch zehn Jahre) wird alleine der High-Yield-Teil bei den Unternehmensanleihen auf einen Bestand von 1,3 Bill. Dollar geschätzt. Der Anteil der Energie-Firmen hieran betrug 2005 gut 4%, aktuell wird er auf rund 16% geschätzt.

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Es ist einerseits die schiere Größe der Blase bei Unternehmensanleihen, die Sorgen macht. Es andererseits ihre Struktur - der Anteil der High-Yield-Bonds ist zwischen 2008 und heute von 6,1% auf 23,8% angestiegen. Und es ist ihre Verwendung. Durch die Liquiditätsschwemme der Notenbanken künstlich gedrückte Zinsen sorgen stets dafür, dass Projekte finanziert werden, deren Ertrag unter normalen Bedingen mehr als fraglich ist.

Zu einem nicht unbedeutenden Anteil wurden damit Aktienrückkäufe finanziert, um die Bewertung je Aktie künstlich zu steigern, was aber im operativen Sinne völlig unproduktiv ist. Im Sinne einer langfristigen Unternehmensentwicklung wird hier Geld aus dem Fenster geschmissen. Die Fremdfinanzierung von Aktienrückkäufen ist die fraglichste Art der Kreditverwendung überhaupt. Aber "Shareholder-Value“-Maximierung und billiges Geld machen es möglich.

Üblicherweise beträgt die Lebensdauer von „taktischen“ Kreditblasen fünf bis sechs Jahre (ein großer Kreditzyklus überspannt 28 bis 30 Jahre). Gut möglich, dass der Anlass zum Platzen aus dem Energiesektor kommt. Bei aktuellen Ölpreisen sind mehr als 50% der Fracking-Projekte unwirtschaftlich. Energie-Anleihen stehen mit ihren nahezu 16% des Marktes für High-Yield-Unternehmensanleihen für ein Volumen von fast 210 Mrd. Dollar.

Üblicherweise reicht in einer solch angespannten Situation ein kleiner Anlass, um eine Kettenreaktion auszulösen.



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