Interview mit Gerald Celente: Freiheitsrechte, Freihandel, Frieden und Krieg
09.01.2015
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Daily Bell: Ein weiterer Trend für 2015 ist Ihrer Meinung nach Krieg und noch mehr Krieg. Können Sie das bitte ausführen … Gerald Celente: Meine Analyse des Weltgeschehens hat mir gezeigt: Wenn alles andere schief läuft oder versagt, schicken Sie dich in den Krieg. Wir sind auf dem Weg dahin. Die Weltwirtschaft versagt. Die chinesische Immobilienblase ist geplatzt. Europa hat wieder Rezession, in Italien und anderen Ländern. Die Prognosen für Deutschlands Wirtschaftswachstum fallen für 2015 deutlich geringer aus.
Das Wachstum in China hat wieder Stände der 1990er erreicht, vielleicht ist es sogar viel schlimmer. Es stehen dort geschätzt 70 Millionen Luxusappartements leer, ganze Städte wurden gebaut, die jetzt unbewohnt sind. Auch die chinesische Wirtschaft wird nach gleicher Bankismus-Manier gestützt und am Laufen gehalten, es wird billiges Geld ins System gepumpt.
Die Spannung steigt mit sinkender Wirtschaftsaktivität. Und jetzt schauen wir mal Richtung Russland, was wird da getrieben? Russland wurde mit schweren Sanktionen belegt. Russland hat ausgiebige Handelsbeziehungen mit Europa und Europa wiederum mit Russland. Jetzt sind diese Handelsbeziehungen auf Eis gelegt, während gleichzeitig die Wirtschaften auf beiden Seiten abkühlen.
Ich hatte die Ölpreise schon angesprochen. Denken Sie denn, dass es keine Revolutionen in Venezuela oder Bahrain geben wird? Denken Sie an die Rohstoffpreise und an Angola oder Kongo, an die rohstoffreichen Nationen wie Nigeria, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate oder Saudi-Arabien. Wir werden eine enorme Destabilisierung dieser rohstoffreichen Länder erleben. Maßgeblich für diese Wirtschaften war eine starke Nachfrage aus Ländern wie China, Indonesien und anderen Ländern, die den Rohstoff zum eigenen ökonomischen Wohlstand benötigen. Jetzt kaufen der Westen und Europa aber immer weniger, deswegen wir weniger produziert - die internen Turbulenzen nehmen also ständig zu.
Die größte Bedrohung für China ist nicht Japan, nicht die Vereinigten Staaten, ganz sicher auch nicht der Zank mit Ländern wie Vietnam oder den Philippinen - auch nicht der Streit mit Japan über die Inseln. Nein, es ist etwas viel größeres. Es ist das eigene Volk. Dort leben 1,2 Milliarden Menschen, und die müssen zufrieden gehalten werden. Das ist das größte Problem. Berichten zufolge, die inzwischen nicht mehr veröffentlicht werden - muss es wohl innerhalb eines Jahres um die 24.000 Aufstände und Demonstrationen gegeben haben, in guten Zeiten. Dieser Bericht wird nun nicht mehr veröffentlicht.
Deswegen fließt auch so viel Geld aus China ab. Chinesen haben das Waldorf Astoria für 2 Mrd. $ gekauft. Sie bauen einen Kanal in Nicaragua. Es wird aufgekauft - machen Sie doch mal einen Ausflug nach Vancouver, Sie kennen es ja selbst - diese China-Boomtown war einer unserer Toptrends für das Jahr 2014. Das Smart-Money zieht jetzt ab. Also, wenn es in den Krieg geht, wird es diese Destabilisierung in vielen Ländern rund um die Welt geben.
Jetzt wieder die USA, der jüngsten Lüge Obamas zum Trotz - übrigens bin ich nicht parteiisch, sondern politischer Atheist. So wie George Bush uns in den Irak-Krieg gelogen hat, wegen Saddam Hussein und seinen Massenvernichtungswaffen und al-Qaeda-Verbindungen, so stellt sich Obama jetzt hin und sagt, wir müssen in den Irak zurück, um die Yazidis in den Bergen zu retten, quasi eine humanitäre Mission. Was ist bis jetzt passiert: 1.400 Luftangriffe, eine Truppenverstärkung von 2.000 Mann und Ausgaben von einer Milliarde Dollar. Jetzt wird Syrien bombardiert. Denken Sie nicht, dass sich diese Konflikte ausweiten werden?
Natürlich kündigte die Ukraine gerade an, sie wolle mit der NATO zusammenzugehen. Das wäre so, als würde Russland sich Kanada als Alliierten nehmen, dort Raketen mit Ziel auf die USA stationieren und Truppen an der Grenze zusammenzuziehen. Wir bewegen uns auf Krieg zu. Wir haben Verrückte - Männer wie Frauen - die die Kriegstrommel schlagen und Konflikte anheizen, vor unseren Augen wird es ungemütlich.
Krieg zu machen, ist ja so einfach. Schauen Sie sich nur das Kindertheater an, das wegen Nordkorea aufgeführt wird, und alle glauben es. Man schaut ins Internet und liest über Hackergeschichten und bekommt gesagt, die Nordkoreaner waren es - alles ein Haufen Quatsch. Beweise dafür gibt es nicht. Es gab aber auch keine Beweise dafür, dass Saddam Hussein Massenvernichtungswaffen hatte, trotzdem wurden mehr als eine Million Menschen getötet und ein ganzes Land zerstört.
Wer noch auf der Suche ist: Propaganda ist ein gutes Geschäftsfeld! Man kann sie billig und dumm machen und erzielt damit tolle Ergebnisse. Genau das wird gemacht - man führt uns in den Krieg. Das ist billige Propaganda.
Daily Bell: “Occupy Peace“ ist für Sie ein Gegentrend, der optimistisch stimmt. Können Sie erklären warum? Welche Rolle wird Occupy Peace in all dem spielen?
Gerald Celente: Am 2. Mai 2015 werden wir Occupy Peace in die Öffentlichkeit bringen. Die Bewegung wird aus den ältesten Ecken der Vereinigten Staaten hervorgehen. Und die stehen im kolonialen Kingston, im Bundesstaat New York, am einzigen Ort in den USA, wo noch an jeder Straßenecke Gebäude aus vorrevolutionärer Zeit stehen. Der Bürgermeister, Shane Gallo, hat uns die Erlaubnis erteilt, die Straße dichtzumachen. Als Erklärung für seine Entscheidung gab er einen der besten Kommentare ab: Er wolle Gemeinschaften aufbauen, keine Nationen, er wolle ein ‘Community-Builder‘ sein und kein ‘Nation-Builder‘.
Hier, gerade in der alten Kolonialstadt Kingston, wollen wir den Gründungsvätern der USA die Ehre erweisen – angefangen bei Washington, der noch ein richtiger Oberbefehlshaber war, nicht wie die kleinen Jungs wie Harper, Obama, Bush, Clinton, Hollande oder Sarkozy - die können, die können sich nicht einmal aus einer Einkaufstüte befreien.