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Antal Fekete: Moderne Österreichische Schule positiv aufmischen (Teil 2/2)

15.01.2015
- Seite 2 -
Antal Fekete: Nicht im Mittelalter. Die Lichter gingen aus und der Handel kam zum Stillstand. Als der westliche Teil des Römischen Reiches zusammenbrach, was Autarkie die Regel. Davor waren aber die Handelswechsel der ausfeilteste Weg, Handel zu finanzieren. Ich würde mir nie erlauben, das als “primitiv“ zu bezeichnen.


Daily Bell: Die moderne Österreichische Schule, so heißt es in einer Zuschrift, "untergrub die klassische Österreichische Wirtschaftstheorie, indem sie der Gesellschaft die dringend benötigte Liquidität verweigerte und sie durch die Verunglimpfung der Real-Bills zur Deflation und Depression verdammte." Wie bewerten Sie das?

Antal Fekete: Ich möchte dem Verfasser dieser Zuschrift zu seiner klaren Einsicht gratulieren.


Daily Bell: Warum erzeugen diese Goldwechsel zusätzliche Liquidität? Liegt es daran, dass sie die Kreditaufnahme erleichtern? Lässt sich denn nicht auch ohne eine Real-Bill-Fazilität Kredit aufnehmen? Muss es so formal sein?

Antal Fekete: Es ist ein großes Missverständnis, anzunehmen, dass es bei der Nutzung von Real-Bills zur Kreditaufnahme und zur Kreditvergabe kommt. Das ist nicht der Fall. Hier geht es vielmehr um das “Clearing“. Wenn ein Großhändler einen Wechsel auf einen Einzelhändler zieht, dann nimmt er keinen Kredit auf und der Einzelhändler gibt ihm auch keinen Kredit. Der Letztere würde im Grunde nie Goldmünzen bei der Lieferung der Güter zahlen, und der Großhändler würde NIE eine Bezahlung in Goldmünzen verlangen.

Der Umlauf dieser Goldwechsel begann völlig spontan. Die Lieferanten des Großhändlers akzeptierten nur allzu gerne den per Indossament auf den Einzelhändler gezogenen Wechsel, als Bezahlung. Dank des Diskonts hielten sie mit diesem Wechsel eine gewinnbringende Vermögensanlage in ihren Händen. Sie konnten den Wechsel, falls Notwendigkeit bestand, auch kurzfristig liquidieren.


Daily Bell: Wie kam es, dass diese Handelswechsel im 20. Jahrhundert in die Unbeliebtheit abglitten? Sind sie immer noch illegal?

Antal Fekete: Sie glitten nicht ab. Sie wurden sabotiert von den siegreichen Entente-Mächten mittels der Blockierung des Wechselmarktes in London, wie ich schon gesagt hatte. Sie ließen sich von ihrer neurotischen Angst vor deutscher Konkurrenz leiten. Auf diese Weise zerstörten sie unbeabsichtigter Weise auch den Lohnfonds
(wage fund), aus dem die Löhne für die Arbeiter, die die Handelswaren produzierten, vorgeschossen werden konnten - vor dem Verkauf der Waren an den goldzahlenden Endkonsumenten.

Die Zerstörung des Lohnfonds war die wahre Ursache der großen Depression der 1930er und der schrecklichen Arbeitslosigkeit, die sie erzeugte. Der Vorschuss von Lohnzahlungen konnte ja nur über den Wechselhandel gewährleistet werden. Sobald dieser eingestellt wurde, gab es auch keinen mehr, der die Löhne der Arbeiter, die Konsumgüter produzierten, zahlen konnte. Sie mussten entlassen werden.

Die Real-Bills wurden nie für illegal erklärt. Das war gar nicht notwendig. Es reichte schon, die Goldmünzen aus dem Umlauf zu nehmen. Es ist eine lächerliche Vorstellung, einen Handelswechsel in uneinlösbarer Währungen fällig werden zu lassen. Die Real-Bill muss bei Fälligkeit in etwas NOCH LIQUIDEREM bedient werden; uneinlösbare Währung ist WENIGER LIQUIDE als dieser Handelswechsel. Uneinlösbare Währung ist ein Versprechen, NICHTS zu bezahlen.


Daily Bell: Was ist notwendig, damit die Real-Bill wieder zirkulieren kann – muss nur ihr Beliebtheitsgrad steigen?

Antal Fekete: Drei Dinge: Goldmünzen, Goldmünzen, Goldmünzen.


Daily Bell: Wollen Sie noch etwas anderes ansprechen?

Antal Fekete: Ja. Goldmünzen sind die marktfähigsten Instrumente, die die Menschheit je gekannt hat. Ihr Besitzer kann zu den besten Konditionen handeln. Gold-Wechsel kommen, was die Marktfähigkeit betrifft, an zweiter Stelle. Die Nachfrage nach ihnen ist buchstäblich unbegrenzt. Mit Goldmünzen überfüllte Banken reißen sich darum, diese im Austausch gegen Real-Bills - die ertragreichsten Anlagen, die eine Geschäftsbank haben kann - loszuwerden.

Würden wir im 19. Jh. ein Haus kaufen, würden wir keine Goldmünzen ansammeln, damit wir am Stichtag schließlich den Kaufpreis zahlen. Wir würden Real-Bills mit demselben Fälligkeitsdatum akkumulieren. Als Anleiheemittent würde man genauso wenig Goldmünzen ansammen, um den Nennwert der Anleiheschuld bei Fälligkeit zu begleichen. Man würde Real-Bills mit demselben Fälligkeitsdatum akkumulieren.

Nur Ignoranten glauben, dass die Weltwirtschaft im 19. Jh. direkt über Goldmünzen finanziert wurde und dass Gold-Handelswechsel nur eine reaktionäre Verirrung gewesen seien.



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